Negativ-Propaganda im TV
Wie den Chinesen die Demokratie madig gemacht wird
Kommentar der Chefredakteurin der chinesischen Epoch Times, Da Ji Yuan. Was den Chinesen im TV über Demokratie gezeigt wird.

Die Kuppel des Bundestags zeichnet sich über dem Reichstag ab. Ist die Demokratie nur eine Seifenblase?
Foto: Getty Images
Es war die dritte Bundestagswahl , die ich nach meiner Einbürgerung als gebürtige Chinesin in Deutschland erlebt habe. Damals in China konnte ich mir gar nicht vorstellen, dass ich jemals auch wählen gehen würde. Denn ich hatte einen schlechten Eindruck von "der Wahl", obwohl ich gar nicht wusste, was "die Wahl" eigentlich bedeutet.
Die einzige Erinnerung von mir an den Lernstoff aus der Schule, der mit der Wahl zu tun hatte, war ein kurzer Artikel von einem ausländischen Autor – den Namen habe ich vergessen. Er schrieb über einen Mann, der als ehrlich galt und dennoch beim Wahlkampf aber vom Gegenüber auf schlimmste Weise verleumdet wurde. Zum Schluss musste er seine Heimat verlassen als Betrüger, Heuchler, Hochstapler und und und…. als Kind nahm ich alles auf, was uns in der Schule eingetrichtert wurde: "Die Wahlen in kapitalistischen Ländern sind schlimm."
Natürlich bekamen wir auch durch das Fernsehen einiges über Wahlenl mit. In China gibt es einen Spruch: „In den ersten zehn Minuten der Nachrichten des Zentralfernsehsenders schütteln die KP-Beamten ausländischen Gästen die Hände. In den nächsten zehn Minuten wird gezeigt, wie glücklich die Chinesen leben. In den letzten zehn Minuten wird gezeigt, wie furchtbar die Ausländer leben.“
Genau in den letzten zehn Minuten sahen wir Szenen wie etwa im Parlament in Taiwan, als es dort unter den Parlamentariern zu Handgemengen kam und dabei Schuhe flogen. Wie die Protestierenden in gewissen kapitalistischen Ländern beim Wahlkampf auf der Strasse laut geschrieen haben… "Furchtbar, diese Demokratie!" – so dachten viele Chinesen.
Als ich zum ersten Mal das Fernsehduell von Merkel und Steinmaier gesehen habe, war ich richtig überrascht. Die beiden erhoben nicht einmal ihre Stimme. Von heftigen Angriffen ganz zu schweigen. Ganz gleich, wer Recht hat, beide sprachen mit Vernunft ihre Meinungen aus. Die Demokratie kann auch so aussehen.
Am Ende des Tages kam ich zu der Schlussfolgerung, dass man in einem Parlament eines demokratischen Landes im Laufe eines ganzen Jahres vielleicht nur an einem einzigen Tag Chaos erlebt, und genau dieser Tag wird dann im Fernsehen in China gezeigt. Die Szenen, wie verschiedene Parteien im Parlament über diverse politische Themen tiefgründig diskutieren, werden aber nie gezeigt.
Die Teilwahrheit zu zeigen gleicht der Unwahrheit.
Wang Jing ist Chefredakteurin der chinesischsprachigen Ausgabe der Epoch Times, Da Ji Yuan, in Deutschland.
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