China meets Europe
China-Wirtschaftsgipfel in der Hamburger Handelskammer
Perspektiven für eine nachhaltige Entwicklung in China: Energie, Ressourcen und Klimaschutz

Kein Wort war während der dreitägigen, rund 380 Teilnehmer zählenden Veranstaltung zum Thema Wirtschaft und Ethik in China gefallen, es wurde schlicht ausgeblendet. (Alexander M. Hamrle/ETD)
Chinas Bedarf an Energie und natürlichen Ressourcen angesichts der rasant wachsenden Wirtschaft des Riesenreiches standen im Blickpunkt einer Podiumsdiskussion in der Hamburger Handelskammer. Vor und mit Teilnehmern des 3. Hamburg Summit: China meets Europe diskutierten Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Medien.
Abschließende Antworten könnten allerdings nicht gegeben werden, sagte Moderator Prof. Dr.-Ing. Eckhard Rohkamm, Vorsitzender der German Asia-Pacific Business Association (OAV) gleich zu Beginn, zumindest aber Denkanstöße für eine nachhaltige Entwicklung in China. Lu Weiding, Vertreter eines Unternehmens der Fahrzeugzulieferindustrie und Vorstandsvorsitzender des chinesischen Industrieverbandes CFIE (China Federation of Industrial Economics) war der chinesische Gast auf dem Podium.
Wind- und Sonnenergie vielversprechend
Lu erklärte, die Kernenergie spiele im heutigen China bisher keine Rolle. Tatsächlich deckt das Land seinen Energiebedarf hauptsächlich aus Kohle- und Wasserkraftwerken. Er hält sowohl Wind- als auch Solarenergie für besonders vielversprechend in seinem Heimatland. Doch werde insbesondere die Sonnenenergie bisher praktisch nicht genutzt. Seit einigen Jahren wird in China auch Strom aus Windkraftanlagen gewonnen, die vorwiegend in den Steppengebieten der Mongolei aufgestellt sind.
Hier sind Unternehmen wie der dänische Hersteller Nordex AG tätig. Thomas Richterich, Vorstandsvorsitzender der deutschen Tochter der Nordex AG auf dem Podium, erläutert: In Deutschland sei der Markt für Windkraftanlagen im Binnenland praktisch ausgeschöpft, für weiteres Wachstum in der Branche müsse man Offshore-Anlagen aufstellen, die jedoch naturgemäß dreimal höhere Investitionen erforderten als Anlagen im Binnenland.
In China jedoch gebe es reichlich Landflächen, wo Windparks errichtet werden könnten. Die chinesische Regierung vergüte den Betreibern die Einspeisung von Strom aus Windkraft, hieß es auf Nachfrage bei Nordex, zumindest würden Anreize für Investoren geboten.
Soziale Probleme Chinas kein Thema
Dr. Bernd Drouven, Geschäftsführer der Norddeutschen Affinerie wies darauf hin, dass China ein bedeutender Importeur von Kupfer und Stahl ist. So werde Kupfer vor allem für elektrische Leitungen benötigt. Nikolaus W. Schües, Altpräses der Handelskammer und Vorsitzender des Hamburg Summit: China meets Europe 2008, warf ein, man könne die Wasserstofftechnologie als Ergänzung zur Windkraft einsetzen, weil letztere nicht stabil verfügbar sei.
Doch waren dies nur Ideen, die in Hamburg geäußert wurden, von Umsetzung kann bisher kaum die Rede sein, dazu fehlt es in China noch an den nötigen Voraussetzungen, an Technologien und Investoren. Insgesamt war der Hamburg Summit mit China-Schwerpunkt geprägt von einem Dialog zwischen Vertretern aus Politik und Wirtschaft, der an den gesellschaftlichen und sozialen Problemen im heutigen China vorbei ging.
Im Dialog mit Parolen
Kein Wort war während der dreitägigen, rund 380 Teilnehmer zählenden Veranstaltung zum Thema Wirtschaft und Ethik in China gefallen, es wurde schlicht ausgeblendet. Problematische Themen wurden überhaupt vermieden. Schade, es wäre interessant gewesen, zu hören, ob und inwiefern sich europäische und chinesische Unternehmen für dieses Anliegen engagieren, an welchen Werten sie ihr Handeln ausrichten.
Während der Veranstaltung in der Handelskammer entstand jedoch eher der Eindruck von zukünftigen, lukrativen Geschäftsbeziehen zwischen Europa und China, begleitet von reichlich Wunschdenken und gepflegten Parolen. Wie die Aussage von Altpräses Schües in einer Pressemitteilung der Handelskammer zum Abschluss der Veranstaltung am 12. September: „Nur ein starkes China ist ein Garant für Frieden und Stabilität“. In derselben Pressemitteilung wird Schües im Zusammenhang mit dem Klima- und Umweltschutz weiter zitiert: „Gegenseitige Vorwürfe bringen niemanden weiter. Wir müssen partnerschaftlich nach Lösungen suchen, denn wir sitzen alle in einem Boot.“
Die Konferenz sei eine neutrale Plattform gewesen, so Schües, um nicht nur die Handelsbeziehungen zu intensivieren, sondern auch um Ideen und Erfahrungen für das Meistern gesellschaftlicher Herausforderungen auszutauschen. Davon war dieses Mal nichts zu hören.
Der nächste Hamburg Summit wird 2010 stattfinden.
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