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Holger Haibach über ‚Tiananmen’

„Ich habe diese Gewalt damals nicht mehr für möglich gehalten“

Holger Haibach MdB, CDU, stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe beantwortet die Fragen der Epoch Times zum 4. Juni 1989.

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Haibach: "Ich konnte mir nicht vorstellen, dass die chinesische Regierung einfach auf friedlich demonstrierende Studenten schießen und Panzer rollen ließ."

Foto: 64memo.com

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Epoch Times: Am 4. Juni 1989 rollten Panzer über den Platz des Himmlischen Friedens in Peking und beendeten mit einem Blutbad die Studentenproteste für ein demokratisches China. Erinnern Sie sich, wann und wie Sie diese Nachrichten bekommen haben und welche Gedanken und Gefühle das Ereignis in Ihnen geweckt hat?
Haibach: Leider erinnere ich mich nicht mehr genau an diesen Tag. Ich weiß jedoch, dass ich durch dieses Ereignis sehr geschockt war, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass die chinesische Regierung einfach auf friedlich demonstrierende Studenten schießen und Panzer rollen ließ. Ich habe dies zum damaligen Zeitpunkt nicht mehr für möglich gehalten, denn ich glaube immer an die Vernunft der Regierenden.
Epoch Times: Hat die pro-demokratische Studentenbewegung gegen die kommunistische Alleinherrschaft in China Ihrer Meinung nach auch eine Rolle bei den Demokratiebewegungen in Osteuropa gespielt?
Haibach: Der Mut der chinesischen Demonstranten hat die Menschen in Osteuropa sicherlich sehr ermutigt, aufzustehen und gegen die Unterdrückung durch die kommunistischen Regime zu protestieren. Oftmals brauchen die Menschen ein starkes Vorbild, um selbst aktiv zu werden. Die chinesischen Demonstranten haben mit ihren Aktionen, aber auch mit ihren persönlichen Opfern, einen wichtigen Beitrag für den Wechsel in Osteuropa geleistet. Gleichzeitig haben die Machthaber in der damaligen DDR bewusst im Sommer 1989 die Bilder vom harten Vorgehen der chinesischen Sicherheitskräfte gegen die Demonstranten im staatlichen Fernsehen gezeigt, um die aufkeimende Demokratiebewegung einzuschüchtern.
Epoch Times: Wie beurteilen Sie das bis heute zu beobachtende Schweigen der chinesischen Machthaber und die Unterdrückung jeglicher Aufarbeitung zu diesem Thema?
Haibach: Es ist sehr bedrückend, dass die Regierung noch immer nicht über die Ereignisse von 1989 reden will. Sie sollte das Thema aufgreifen und mit den Demonstranten und den Familien den Dialog für eine politische Öffnung suchen. Nur eine liberale und offene, demokratische Gesellschaft wird auf Dauer in der Lage sein, ein stabiles und regierbares China zu garantieren. Die Unterdrückung eines ganzen Volkes ist kein Mittel, mit dem man Menschen lange regieren kann. Leider scheint dieser Gedanke noch nicht bei allen Kadern der Kommunistischen Partei angekommen zu sein.
Das Gespräch führte Lea Zhou

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