Verbotenes Gedenken: Droht Hongkong zum zweiten Tiananmen zu werden? (+ Livestream ab 14 Uhr)
Nachdem in diesem Jahr erstmals seit 30 Jahren das Hongkonger Gedenken an das Massaker von 1989 auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking verboten wurde, beobachten die Behörden Hongkongs argwöhnisch die Bevölkerung. Wird es verbotene Tiananmen-Mahnwachen geben?

Symbolbild.
Foto: Andy Wong - Pool & Anthony Kwan/Getty Images
Vor über 30 Jahren besetzten Demonstranten, meist Studenten, den Tiananmen-Platz in Peking und forderten Demokratie in China. Als am 3. Juni 1989 Panzer und Soldaten anrückten und auf unbewaffnete Menschen schossen, gab es viele Verletzte und Tote. Das Massaker ist in China ein Tabuthema. Das Regime behauptet, auf dem Platz des Himmlischen Friedens sei niemand erschossen worden. Zeitzeugen berichten anderes. Weltweit gibt es am 4. Juni Veranstaltungen zum Gedenken an das Massaker.
„Mein Sohn wurde von vier Kugeln getroffen und hatte etwa 10 cm unterhalb des Bauchnabels eine Stichwunde. Er starb sehr elendig.”
(Wu Dingfu, Vater eines Tiananmen-Opfers)
Er war erst 20 Jahre alt. Man fand Kugeln in seinem Kopf, seiner Schulter und in seiner Brust. Er machte Hunderte von Fotos von den Studentenprotesten, bevor er starb.
Für Herrn Wu und seine Familie war der Junge die Hoffnung auf eine Zukunft.
„Unsere gesamte Familie führt seit seinem Tod ein erbärmliches Leben. Wir leiden seit 31 Jahren, dies wird sein 31. Todestag sein.”
(Wu Dingfu)
Seit 30 Jahren ist Hongkong einer der wenigen Orte in China, an denen Mahnwachen für die Opfer abgehalten werden können.
In diesem Jahr erstmals nicht.
Livestream ab 14 Uhr: Verbotene Mahnwache zum Tiananmen-Massaker
Die Polizei verbot die Mahnwache und schob das KPCh-Virus* aus Wuhan als Grund vor. Das Verbot erfolgt wenige Tage nach dem Erlass von Chinas “Nationalem Sicherheitsgesetz” für Hongkong. Viele befürchten, dass es die Stadt ihrer Freiheit beraubt.
Ein Zeuge des Massakers von 1989 sagte, dass Pekings Schritt die Erinnerungen ans Massaker wecke.
„Ich dachte, ich hätte den Platz des Himmlischen Friedens hinter mir gelassen, aber wenn ich mir die Situation in Hongkong ansehe, habe ich das Gefühl, dass ich [Tiananmen] nie hinter mir gelassen habe.”
(Chan Ching Wa, ehemaliger Hongkonger Studentenführer)
Chan sagte, dass die Gefahr und Unterdrückung, der Hongkong ausgesetzt sei, keine Kleinigkeit sei. Chan flog 1989 nach Peking, um die pro-demokratischen Proteste auf dem Platz des Himmlischen Friedens zu unterstützen. Er wurde Zeuge des Massakers und filmte, was er sah.
Als er aus Peking abreiste, entdeckte ein Zollbeamter die Filmrollen in seiner Tasche. “Er fragte, ob ich sie aufgenommen hätte. Ich bejahte. Er fragte, ob sie Tiananmen zeigen würden. Ich bejahte.”
„Er sagte: ‘Gehen Sie, bitte erzählen Sie der ganzen Welt von dem Ereignis.’ Ich glaube, er kannte die Wahrheit. So konnten wir alle Fotos und Videos [aus China] mitnehmen. In dem Moment konnte ich wirklich einen flüchtigen Blick auf Chinas Herz werfen.”
(Chan Ching Wa, ehemaliger Hongkonger Studentenführer)
Trotz des polizeilichen Verbots sind die Hongkonger entschlossen, den Opfern des Massakers zu gedenken, auf welche Art auch immer.
„Ich kann nicht schweigen. Wenn man mir sagt, ich solle schweigen, dann werde ich es nicht tun. Es gibt immer etwas, das ich tun kann. Es ist vielleicht nicht sehr einflussreich, aber jedes Bisschen zählt.”
(Daisy Lam, Büroangestellte, Hongkong)
Um den Menschen Hongkongs Möglichkeiten zu Trauer und Gedenken zu geben, rief der Organisator der jährlichen Mahnwache sie dazu auf, mit Kerzen derer zu gedenken, die 1989 gestorben sind. Online-Foren wiederholten den Aufruf.
Der amerikanische Außenminister Pompeo kommentierte indes das Verbot der Mahnwache durch die Hongkonger Behörden auf Twitter:
„Falls es irgendeinen Zweifel an der Absicht Pekings gibt, die Hongkonger mit den Festlandchinesen gleichzumachen und ihnen eine Stimme und Wahlmöglichkeit zu verweigern. Von wegen zwei Systeme”.
(Mike Pompeo, Außenminister der USA)
[Anmerkung der Red.: Die Epoch Times bezeichnet das neuartige Coronavirus, das die Krankheit COVID-19 verursacht, auch als KPCh-Virus, weil die Vertuschung und das Missmanagement der Kommunistischen Partei Chinas es dem Virus ermöglichten, sich in ganz China auszubreiten und eine globale Pandemie zu verursachen. Mehr dazu: Leitartikel: Dem Virus den richtigen Namen geben] (sm)
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