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Amoklauf in Hamburg

Polizei erhielt anonymen Hinweis auf psychische Krankheit von Todesschütze

Die Behörden haben im Januar einen anonymen Hinweis auf eine mögliche psychische Krankheit des mutmaßlichen Todesschützen von Hamburg bekommen. Bei der Waffenbehörde sei damals ein entsprechender Brief eingegangen, sagte Hamburgs Polizeipräsident Ralf Meyer am Freitag vor Journalisten.

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Polizisten und Helfer am Tatort in Hamburg.

Foto: Jonas Walzberg/dpa

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Lesedauer: 7 Min.

Der 35 Jahre alte Philipp F. soll am Donnerstagabend in einem Gebäude der Zeugen Jehovas in der Hansestadt sieben Menschen und sich selbst erschossen haben.
In dem Brief habe gestanden, dass F. an einer psychischen Erkrankung leiden könne, die aber nicht diagnostiziert sei, führte Meyer weiter aus. Er hege demnach besondere Wut auf die Anhänger von Religionen, vor allem der Zeugen Jehovas. F. war bis vor anderthalb Jahren selbst dort Gemeindemitglied.
Der anonyme Briefschreiber habe gewollt, dass F. in Bezug auf die Einhaltung waffenrechtlicher Vorschriften überprüft werde, sagte Meyer. Der 35-Jährige war als Sportschütze legal im Besitz einer halbautomatischen Pistole. Anfang Februar besuchten Polizeivollzugsbeamte der Waffenbehörde F. unangekündigt zu Hause in Hamburg-Altona.
Dieser habe sich kooperativ gezeigt, sagte Meyer weiter. Die Beamten hätten die Einhaltung der waffenrechtlichen Vorschriften geprüft und bis auf die Tatsache, dass ein Projektil außerhalb des Tresors gelegen habe, keine Beanstandungen gehabt. Es habe auch keine Anhaltspunkte für eine psychische Erkrankung F.s gegeben.
Danach seien die rechtlichen Möglichkeiten für polizeiliche Maßnahmen ausgeschöpft gewesen, sagte der Polizeipräsident. Er kündigte an, sich die Abläufe noch einmal kritisch anschauen zu wollen.

EU-Kommissarin dankt der Polizei

Schlimme Nachrichten aus Hamburg. Mehrere Mitglieder einer Jehova-Gemeinde sind gestern Abend einer brutalen Gewalttat zum Opfer gefallen. Meine Gedanken sind bei ihnen und ihren Angehörigen. Und bei den Sicherheitskräften, die einen schweren Einsatz hinter sich haben“, schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) heute Morgen um 07:13 Uhr auf Twitter. Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigte sich angesichts des Verbrechens „erschüttert“. Ihre Gedanken seien „in dieser schweren Stunde bei den Opfern und ihren Angehörigen, bei den Gemeindemitgliedern und auch bei den Einsatzkräften“.
Auch international wurde der Amoklauf in Hamburg wahrgenommen. Ylva Johansson, Innenkommissarin der Europäischen Kommission, twitterte heute Morgen um 06:43 Uhr: „Ein schockierender Angriff auf eine Kirche in Groß Borstel, Hamburg gestern Abend.“ Die schwedische Sozialdemokratin erklärte, ihre Gedanken seien bei den Opfern und ihren Familien und dankte der Hamburger Polizei, die „sofort und mit unglaublichem Mut auf den Angriff reagiert“ habe.

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Schüsse nach dem Gottesdienst

Am Donnerstagabend hatten sich Gläubige um 19 Uhr zu einem Gottesdienst in einer Kirche der Zeugen Jehovas in der Straße Deelböge, unweit der Alster versammelt. Dann, kurz nach 21 Uhr, fielen plötzlich Schüsse: „Es waren ungefähr vier Schussperioden. In diesen Perioden fielen immer mehrere Schüsse, etwa im Abstand von 20 Sekunden bis einer Minute“, schilderte eine Anwohnerin gegenüber der „Bild“ ihre Wahrnehmungen von der Amoktat. Wenige Minuten später gingen die ersten Notrufe bei Polizei und Feuerwehr ein. Als die Beamten vor Ort ankamen, war im Prinzip schon alles vorbei. Überall lagen Tote und Verletzte herum. Auch der Täter wurde von den Polizisten gefunden – tot.
Nach Angaben des „Hamburger Abendblatts“ habe es sich bei dem Täter um einen Deutschen gehandelt, der mit einer Pistole und mehreren Magazinen um sich geschossen hatte. Sieben Menschen sollen ihm zum Opfer gefallen sein, darunter offenbar auch eine schwangere Frau und ihr ungeborenes Kind. Acht Menschen überlebten den Angaben nach schwer verletzt. 17 weitere Personen blieben körperlich unversehrt. Wie der „Spiegel“ schreibt, soll es sich bei dem Täter um ein ehemaliges Mitglied der „Zeugen Jehovas“ gehandelt haben. Ob der Mann im Alter von 30 bis 40 Jahren Teilnehmer des Gottesdienstes gewesen war oder erst später hinzukam, ist offenbar bisher nicht bekannt.

Eine dunkle Nacht für Hamburg

„Die Meldungen aus Alsterdorf / Groß Borstel sind erschütternd. Den Angehörigen der Opfer gilt mein tiefes Mitgefühl“, twittert Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) um 23:31 Uhr und verlinkte einen ersten Bericht der ARD-„Tagesschau“ über die tödlichen Schüsse in Alsterdorf.

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Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) versicherte gegen 23:11 Uhr auf Twitter, dass ein „Großaufgebot einschließlich Spezialkräften im Einsatz“ sei, um vor Ort für Sicherheit zu sorgen. Stunden später in der Nacht zeigte sich Innensenator Grote zutiefst erschüttert und wünschte allen Angehörigen der Opfer sein Beileid und seine aufrichtige Anteilnahme. Er sei „in Gedanken auch bei den Verletzten“ und wünsche ihnen „eine schnelle und vollständige Genesung“.

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Um 3:22 Uhr gab die Polizei bekannt: „Nach aktuellem Sachstand gehen wir von einem Täter aus.“ Zu diesem Zeitpunkt wurden die Polizeimaßnahmen im Umfeld „sukzessive eingestellt“. Zudem eröffnete die Polizei ein Hinweisportal für „Fotos und Videos zur Tat oder relevanten Ereignissen in diesem Zusammenhang“.

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(Mit Material von afp)

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