Ein Vorfall, zwei Versionen – Ermittlungen laufen
Konfrontation in Freiburg: Ex-AfD-Kandidat verletzt Personen mit Messer und Pfefferspray
Die Polizei Freiburg ermittelt im Fall einer Körperverletzung durch einen Lokalpolitiker der AfD. Die Kripo ermittelt, Zeugen werden gesucht. Es gibt zwei Versionen des Vorfalls. Welche ist die richtige?

Symbolbild.
Foto: iStockphoto/SolidMaks
Die Freiburger Polizei ermittelt im Fall eines Körperverletzungsdeliktes, das sich am Samstag, 12. Juni, gegen 17 Uhr an der Weddigenstraße zugetragen hatte. Dabei verletzte ein 39-jähriger Mann einen 61-Jährigen mit einem Messer, berichtet die Polizei, die nun nach Zeugen des Vorfalls sucht.
Vor Ort angekommen fand die Polizei den 61-jährigen Verletzten mit leichten Schnittverletzungen im Oberkörperbereich. Der Mann konnte nach einer medizinischen Versorgung im Klinikum wieder nach Hause gehen. Der 39-Jährige wurde auf die Polizeiwache gebracht und später wieder auf freien Fuß gesetzt.
„Der Vorfall sorgt medial und in der Öffentlichkeit für große Aufmerksamkeit“, informierte Polizeisprecher Michael Schorr, da der 39-jährige Robert H. im Jahr 2019 für die AfD für einen Sitz im Freiburger Gemeinderat kandidiert hatte.
Von der Geschichte gibt es verschiedene Versionen
Eine davon erzählt „Belltower“, das Internetportal der Amadeu-Antonio-Stiftung, das sich auf eine Antifa-Quelle beruft.
Demnach hätten zwei Personen Robert H. in der Nähe seines Wohnhauses auf der Straße erkannt und ihn als „Faschisten“ beschimpft. Die Antifa-Quelle spricht von zwei jungen „AntifaschistInnen“ – unbekannt ob männliche und/oder weibliche.
H. sei dann an sie herangetreten und habe sein Handy gezückt, um „Beweisvideos“ zu drehen. Daraufhin gingen die beiden Personen davon und Robert H. folgte ihnen filmend.
Als sie schließlich an einer Kreuzung anhielten, sei H. ihnen „bedrohlich nahe“ gekommen und habe ihnen erklärt, dass er sie wegen Beleidigung anzeigen wolle. Weil die beiden Personen nicht hätten gefilmt werden wollten, hätten sie ihre Hände vor das Handy gehalten.
Dann habe H. Pfefferspray gegen sie eingesetzt. Die beiden versuchten zu flüchten, seien aber von H. weiter verfolgt und mit Pfefferspray attackiert worden.
Ein 61-jähriger Autofahrer habe den Vorfall bemerkt und sei den beiden Personen zu Hilfe gekommen. Er habe sich Robert H. in den Weg gestellt und gefragt, warum er die Leute angreife.
Es habe einen kurzen Wortwechsel gegeben, H. habe ein Messer gezückt und den 61-Jährigen damit verletzt. Dieser habe stark geblutet und sei nach notärztlicher Behandlung vor Ort ins Krankenhaus gebracht worden. Der 39-jährige Tatverdächtige wurde zur „Abklärung“ auf die Polizeiwache gebracht und später wieder auf freien Fuß gesetzt, heißt es weiter.
Robert H. schildert eigene Version
Laut „Tagesspiegel“ gibt es noch eine andere Version, die des 39-jährigen Ex-AfD-Gemeinderatskandidaten. Dieser Version nach sei Robert H. von drei Personen körperlich angegriffen worden und habe sich mit Pfefferspray und Messer „verteidigt“.
Die Polizei sei um 17 Uhr alarmiert worden, weil Robert H. am Telefon angegeben habe, angegriffen worden zu sein.
Nach Polizeiangaben konnten inzwischen einige unabhängige Zeugen ermittelt werden, die den Vorfall beobachtet haben. Eine noch unbekannte Zeugin mit Kinderwagen soll die Situation sogar gefilmt haben.
Diese und mögliche weitere Zeugen werden gebeten, sich bei der Kriminalpolizei Freiburg unter Telefon 0761 / 882 – 2880 zu melden. Ebenso sollen sich die beiden durch Pfefferspray attackierten und noch unbekannten Personen melden, um den Sachverhalt aufzuklären.
Weitere Hintergründe
Wie der „Tagesspiegel“ weiter berichtet, ist gegen Robert H. derzeit noch ein Verfahren wegen gefährlicher Körperverletzung aus dem Jahr 2019 anhängig. H. habe zusammen mit einem anderen AfD-Politiker mehrere Personen der linken Szene mit Pfefferspray und einer Metallzange attackiert. Der Prozess ging nach einem Bewährungsurteil für den anderen Politiker in die Revision.
In Freiburg wurden in den letzten Monaten einige AfD-Politiker attackiert. Wie die AfD Freiburg meldete, wurde am 8. März im Zusammenhang mit dem „Frauenkampftag“ ein Mitglied des Kreisverbandes von mehreren Personen „rücklings überfallen und brutal zusammengeschlagen“. Der Mann kam mit einer Kopfverletzung zur Untersuchung ins Krankenhaus. Schwere Verletzungen wurden allerdings nicht festgestellt.
Etwa eine Woche zuvor, am 27. Februar, hätten zudem rund zehn „vermummte Antifaprügler“ einen Wahlkampfstand der AfD attackiert. Erst als die Polizei eintraf und den Stand sicherte, kehrte demnach Ruhe ein.
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