Filmkritik: „Footloose“
Solide Neuverfilmung eines Tanzklassikers aus den 80ern

Ein tragischer Unfall soll das Tanzen verbieten?! Der Tanzfilm „Footloose“ aus den 80ern ab sofort im Kino.
Foto: K.C. Bailey/Paramount Pictures
Amerikanische High School-Filme machen aus Newcomer-Schauspielern fast immer Filmstars. Es ist sicher, dass diese ausgezeichnete Neuverfilmung von Footloose unter der Regie von Craig Brewer mindestens zwei Karrieren auf das Niveau von allgemein bekannten Namen bringen wird.
Kids heute! Die können was! Julianne Hough, mit dem Ruhm aus „Dancing with the Stars” sowie preisgekrönte Countrysängerin und Hauptdarsteller Kenny Wormald sind Weltklasse-Tänzer und begabte Schauspieler.
Während die Bewertungen schon in die Nähe eines übermenschlichen Niveaus hinaufgeschraubt wurden, was in gewissem Sinn Fortschritt bedeutet, unterstreicht der Film aber auch das dritte Gesetz von Newton: „Zu jeder einwirkenden Kraft gibt es immer eine Gegenkraft”. So kommt auch eine Rückwärtsbewegung zum Zuge.
Ren (Wormald), ein junger Mann aus Boston, zieht in eine Kleinstadt im Süden, um nach dem Tod seiner Mutter bei seiner Tante und seinem Onkel zu leben. Er ist rebellisch: Er schaut bei keiner Ungerechtigkeit tatenlos zu. Der Soundtrack „Where have all the good men gone, and where are the gods?” („Wo sind alle guten Männer hin und wo die Götter?”) hat wahrscheinlich ihn gemeint, obwohl er aus den Lautsprechern seines gelben VW-Käfer ertönt.
Wegen eines tödlichen Autounfalles, der direkt nach einer Tanzveranstaltung an der High School geschah, haben die Stadtältesten das öffentliche Tanzen verboten. Pfarrer Shaw Moore (Dennis Quaid) sorgt sich öffentlich um die Moral der Jugend von heute, mit der es wegen lüsterner Liedtexte und Tanzbewegungen bergab geht. Nostalgisch poliert er die Zeit vor dem Simsen und Twittern mit realen Treffen zwischen den Leuten auf.
Moores gestörte und prächtige Tochter Ariel, deren Bruder Opfer eines Autounfalls war, tritt auf, indem sie ein Date mit einem Macho hat, ein Held im Autorennen.
Natürlich führt das alles zum Kampf um die Nummer-Eins-Position und wer ein Date mit der Tochter des Pfarrers bekommt. Außerdem ist es eine Mission für Ren, die Älteren wegen des bedrückenden Tanzverbotes herauszufordern …
Als das Original von Footloose 1984 herauskam, war es schon damals eine völlig lächerliche Vorstellung, dass eine Stadt das Tanzen in der High School verbietet. Dass die gleiche Voraussetzung 27 Jahre später Erfolg haben könnte, ist eigentlich absurd. Wo doch zwischenzeitlich Michael Jackson gekommen und wieder gegangen ist, der Breakdance sich explosionsartig ausbreitete und dann wieder gestorben ist, die Sintflut der Tanzfilme und der Hip-Hop den ganzen Planeten ergriff.
Aber der Film liefert gute Arbeit, indem er die Vorgeschichte des Autounfalls aufgreift und dadurch hilft, unsere Zweifel daran zu zerstreuen, dass so ein Verbot tatsächlich verabschiedet werden könnte.
Zurück zum Gesetz von Newton: Es ist keine Frage, dass der Tanz von heute sehr hoch entwickelt ist, von gymnastisch bis akrobatisch. Fortschritt! Richtig? Aber da gibt es auch Szenen sechsjähriger Mädchen mit Tanzbewegungen, die aus Pole-Dancing stammen.
Das Hüftgewackle von Elvis war einmal im Fernsehen verboten und jetzt zeigen es Sechsjährige auf der Kinoleinwand.
Fortbewegung? Rückwärtsbewegung? Oder sind es nur die Füße, die lockerer geworden sind?
Empfehlung: 3,5 von 5 Sternen
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