Meinung
Ein Schloss in der Mitte der Hauptstadt

Berliner Stadtschloss zwischen 1890 und 1900
Foto: Quelle: Bibliothek des US-Kongress

Die Abrisskolonnen jedoch sind bestellt und werden noch im Januar kommen, um 20.000 Tonnen Eisen und Stahl, 56.000 Tonnen Beton und 500 Tonnen Glas abzutransportieren. Ein Schiffsanlegeplatz ist schon gebaut, denn das meiste muss auf dem Wasserweg entsorgt werden, damit es nicht zu einem Verkehrschaos auf den Straßen der Hauptstadt kommt. Etwa zehn Schiffe täglich sollen die Last bewältigen.
Wie der sumpfige Untergrund sich verhalten wird, wenn die Gewichte neu verteilt werden, muss man wie an vielen Baustellen in Berlin abwarten. Die Preiskalkulation ähnelt dadurch auch einem Lotteriespiel. Auf jeden Fall werden die Millionenscharen zur WM ab Mitte Juni Berlin mal wieder im Umbau erleben. Am Brandenburger Tor wird die U-Bahn zum neuen Hauptbahnhof, dem Lehrter Bahnhof nicht rechtzeitig fertig und am Schlossplatz gähnende Leere, die im Frühjahr 2007 zunächst durch einen grünen Rasen gedeckt werden soll. Eben wie ein anonymes Begräbnis.
Dabei haben schon vor längerer Zeit namhafte Persönlichkeiten in der Kommission Historische Mitte im Jahr 2002 empfohlen, ein Gebäude in der Größe des 1950 gesprengten Stadtschlosses zu errichten: Drei Fassaden sollten nach dem historischen Vorbild rekonstruiert werden. Der Bundestag bekräftigte den Beschluss im November 2003. Mittlerweile jedoch werden die Kosten für den Neubau, in den auch ein Humboldt-Forum mit wissenschaftlichen Einrichtungen ziehen soll, auf bis zu 1,2 Milliarden Euro geschätzt. Zu viel?

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
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