Meinung
Fremde in einem fremden Land

Yael Dayan, Vorsitzende des Stadtrats von Tel Aviv, spricht bei der Kundgebung. Sie hat auch die Aufgabe, sich seitens der Stadtverwaltung um die Flüchtlinge zu kümmern. (Yaira Yasmin/The Epoch Times)
TEL AVIV – Während Juden in der ganzen Welt den Auszug aus Ägypten in das Gelobte Land vor Tausenden von Jahren und ihre dadurch wieder gewonnene Freiheit feiern, befinden sich Hunderte, ja Tausende von afrikanischen Flüchtlingen auf einem ganz ähnlichen Weg, sie fliehen aus ihren problembelasteten Heimatländern nach Israel. Auch für sie ist Israel ein gelobtes Land, das einzige für sie erreichbare Land in der Region, in dem sie sich sicher fühlen können. Hunderte, die nach Tel Aviv gekommen sind, haben das Pessachfest in diesem Jahr bei einer ganz besonderen Veranstaltung gefeiert.
Das Pessachfest erinnert an den Auszug des jüdischen Volkes aus Ägypten und seine Befreiung aus der Sklaverei. Nach jüdischer Auffassung sollen Juden die Geschichte so erzählen, als ob sie ihnen ganz persönlich widerfahren wäre und nicht wie ein Ereignis in der Geschichte. Juden sind gehalten, Fremden und Schwachen in der Gesellschaft mit Barmherzigkeit zu begegnen, denn sie selbst waren auch einmal Fremde in einem fremden Land, in Ägypten, und sie waren dort Sklaven.

Es wird berichtet, dass einige Asylsuchende bei dem Versuch, die Grenze nach Israel zu überqueren, von der ägyptischen Polizei niedergeschossen, andere verprügelt und festgenommen wurden. Manche Asylsuchende wurden angeblich trotz der für sie drohenden Gefahr von ägyptischer Seite in ihr Heimatland zurück geschickt.
In einem Park in Israels Hauptstadt Tel Aviv veranstalteten Menschenrechtler an Pessach ein Fest für afrikanische Flüchtlinge und nutzten diese Gelegenheit, um ihre Unterstützung für diese Menschen öffentlich zu bekunden und Aufmerksamkeit auf deren Situation zu lenken. Offensichtlich befürchten israelische Behörden ein Ansteigen der Zahl von Asylsuchenden und verschärfen deren Situation daher zusätzlich.

Eines der größten Probleme für die Flüchtlinge besteht darin, eine Verdienstmöglichkeit zu finden. Laut Dayan dürfen Flüchtlinge, die eine Arbeitserlaubnis erhalten, nur Arbeit in weit von der Hauptstadt entfernt gelegenen Regionen annehmen, denn in Tel Aviv selbst herrscht Mangel an Arbeitsplätzen. Dayan kritisiert die staatlichen Stellen, weil sie Flüchtlingen nicht beisteht, weil sie es ihnen sogar besonders schwer machen, um nicht noch mehr Asylsuchende anzulocken.
Einige Afrikaner, die zu der Veranstaltung kamen, haben der Epoch Times ihre UN-Schutzpapiere vorgelegt, aus denen hervor geht, dass sie nicht deportiert werden dürfen; jedoch schützen diese Papiere ihre Besitzer nicht vor Festnahmen und sie helfen ihnen auch nicht bei der Arbeitssuche, sofern sie nicht im Besitz einer Arbeitserlaubnis sind. Die Afrikaner berichteten von ihren vielfältigen Schwierigkeiten in Israel.

Manche Asylanten werden in Israel von der Einwanderungspolizei drangsaliert und kommen in Haft. Nach ihrer Entlassung erhalten sie oft die Auflage, sich regelmäßig bei der Einwanderungspolizeistation zu melden, und das weit weg von dem Ort, an dem sie leben, was ihre Lebensbedingungen zusätzlich erschwert.
Viele ehrenamtliche Helfer nahmen an der Veranstaltung teil. Sie waren gekommen, um zu helfen und zu unterstützen. Darunter befanden sich sowohl Mitglieder von Menschenrechtsorganisationen als auch von Jugendgruppen. Viele der Freiwilligen gehören der israelischen Aktivisten-Bewegung an. Diese Bewegung besteht aus jüdischen Jugendlichen, die für ein Jahr nach Israel gekommen sind, um Israel besser kennen zu lernen und praktisch zu helfen. Eine andere Gruppe besteht aus jungen Juden, die gerade erst eingewandert sind.
Nat Kochan zum Beispiel. Er hat im vergangenen Jahr in London seinen Schulabschluß gemacht und nimmt nun für ein Jahr an einem Programm der Jüdischen Jugendbewegung teil. Im Rahmen dieses Praktikums hat er gerade einen Film mit dem Titel „Wo ist mein Solomon?” über Flüchtlinge in Israel fertiggestellt. „Ich wollte die menschliche Seite eines Mannes auf der Flucht zeigen, der um sein Leben kämpft, und gleichzeitig dazu beitragen, dass man die Details ihres täglichen Lebens in Israel besser kennen lernt,” erklärt er. „Für mich geht es hier um menschliche Grundrechte. Ohne Achtung der Menschenrechte trägt der Zionismus das Potential einer teuflischen Ideologie in sich.”

“Ich denke, die Gemeinschaft der Flüchtlinge in Israel ist sehr dankbar für jede Hilfe, die sie erhalten,” sagt David. Er sieht, dass sie in Israel, im Gegensatz zu ihren Heimatländern, nicht Gefahr und Diskriminierung ausgesetzt sind, obwohl er durchaus der Überzeugung ist, dass Israel die Flüchtlinge nicht so gut behandelt, wie es das tun sollte. „Menschenrechte sind am wichtigsten. Meiner Meinung nach ist es die Verpflichtung Israels als einem Land, das eigentlich überwiegend aus Flüchtlingen besteht, für die Rechte von Flüchtlingen einzutreten und sie in der internationalen Gemeinschaft zu unterstützen – also die Flüchtlinge im eigenen Land und die in der ganzen Welt. Deswegen kommen sie nach Israel, für sie ist Israel das sicherste Land in der ganzen Region.”
Originalartikel (englisch): http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/15416/
Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.
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