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Das Ende der Narrenfreiheit

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Wenn der Kaiser in den Krieg zieht, muß der Narr daheim bleiben. (Deutsches Sprichwort)

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Lesedauer: 3 Min.

Früher hielten sich die Kaiser und Könige einen Hofnarren. Dieser durfte im Kleid des Humors Dinge sagen, die niemand sonst sagen durfte. Der Hofnarr konnte die Tabus seiner Zeit brechen und der Gesellschaft einen Spiegel vorhalten. Ab und zu kam es dabei zu geköpften oder erdrosselten Witzbolden, doch grundsätzlich galt: Der Hofnarr muss nicht heucheln. Er muss nicht vor der Macht kriechen, wie die restlichen Untertanen.
Die Gesellschaft von heute arbeitet am Ende dieser Narrenfreiheit. Die Hüter der woken Moral machen mobil, wenn Humoristen und Satiriker es wagen, sich lustig zu machen über die Moden der Zeit. Zum Beispiel über die totalitäre Selbstgerechtigkeit von Antifaschisten, Antirassisten, Klimaschützern oder Gender-Sensiblen. Der Deutsche Comedian Dieter Nuhr, bereits vor Jahren ein Kritiker des Greta-Hypes, oder Kabarettistinnen wie Lisa Fitz oder Lisa Eckhart, denen man wegen ihrer Kritik an der Corona-Politik Fake News oder Antisemitismus unterstellt: Heutzutage kassieren Hofnarren Shitstorms und werden von Veranstaltern ausgeladen.
Auch in den USA ist die verbissene Humorlosigkeit der neuen, woken Tugendwächter schon so extrem, dass sich immer mehr Komiker trotz der Gefahr für ihre Karriere wehren. Vielleicht hat sie der Fall von Kevin Hart aufgeweckt, dem man vor 2 Jahren untersagt hat, die Oscar-Gala zu moderieren wegen angeblich „schwulenfeindliche(r)“ Witze.
Nun kann man Klima- und Schwulenwitze ablehnen, wie auch Witze über Behinderte oder über Mohammed. Man kann sich für Tabus im Sinn eines emotionalen „Safe Space“ einsetzen. Man kann als Kulturbetrieb dafür plädieren, nur noch Witze über anerkannt Böses zuzulassen: Putin, die AfD, Elon Musk und überhaupt alle Nicht-Linken. Eine Devise, an die sich ja schon viele Komiker halten. Man kann eine Gesellschaft als gefährlich empfinden, die Witze über Transsexuelle toleriert, über vegane Kommunismus-Verharmloser oder naturnahe Abtreibungs-Feministinnen.
Viel gefährlicher ist jedoch eine Gesellschaft, die ihre Tabus bis ins Kabarett durchsetzt. Eine Gesellschaft, die nichts mehr anfangen kann mit der Freiheit der Kunst.
Eine gesunde Gesellschaft braucht freie Hofnarren. Sie braucht ein unverkrampftes, selbstbewusstes Verhältnis zur Satire. Wie schon der große englische Autor Charles Dickens gefragt hat: „Gibt es schließlich eine bessere Form mit dem Leben fertig zu werden, als mit Liebe und Humor?“
Giuseppe Gracia (55) ist Schriftsteller und Kommunikationsberater. Sein neues Buch «Die Utopia Methode» (Fontis Verlag, 2022) beleuchtet die Gefahren utopischer Politik.

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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