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Meinung

Das Dilemma der Großbank HSBC ist eine Warnung für multinationale Unternehmen

Die britische HSBC befindet sich in einem höchst politischen Dilemma. Die USA oder die Kommunistische Partei Chinas? Geschäftsführer müssen sich vielleicht bald für eine Seite entscheiden. Doch die Bank hat sich selbst in diese Lage gebracht, kommentiert Fan Yun von der amerikanischen Epoch Times.

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Eine HSBC-Filiale in Hongkong.

Foto: ANTHONY WALLACE/AFP über Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.

Die Führungskräfte multinationaler Unternehmen beobachten mit Spannung den immer gefährlicheren Seiltanz der britischen Großbank HSBC. Wer weiß, vielleicht sind sie die nächsten in der Reihe, die einen Auftritt hinlegen müssen.
Mit Entschuldigung an Standard Chartered: Die in London ansässige HSBC ist das Gesicht der Finanzindustrie Hongkongs und einer der größten multinationalen Konzerne der Stadt. In einem unbequemen, aber unvermeidlichen Ausflug in die Politik hat HSBC kürzlich seine Unterstützung für das „nationale Sicherheitsgesetz“ Pekings zum Ausdruck gebracht, das Hongkong auferlegt wurde.
Dabei ist die HSBC – die Abkürzung steht für Hongkong Shanghai Banking Corporation – von allen Seiten heftig kritisiert worden. Von den Regierungen der USA und Großbritanniens wegen ihrer Unterstützung für die Niederschlagung des politischen Dissenses in Hongkong. Und von der Kommunistischen Partei Chinas für ihre zögerliche und verspätete Unterstützung sowie für die früheren Bemühungen der Bank um eine Zusammenarbeit mit den USA (dazu später mehr).
Es ist eine wahrhaft aussichtslose Situation. Und eine, in der sich viele Unternehmen befinden, die einen großen Teil des chinesischen Festlandsmarktes haben wollen.

HSBC zwischen den USA und der Kommunistischen Partei Chinas

Seit Jahren steht HSBC in der altehrwürdigen Tradition, dass große Unternehmen sich so wenig wie möglich öffentlich über Politik äußern sollen. Privat versichern Führungskräfte den Regierungsbehörden, dass ihre Interessen übereinstimmen.
Aber diese Taktik funktioniert heute nicht mehr. In Hongkong tätige, vom Festland kontrollierte Banken hatten ihre Mitarbeiter gebeten, Petitionen zur Unterstützung des chinesischen „Sicherheitsgesetzes“ zu unterzeichnen. HSBC (und Standard Chartered) gaben nach, nachdem sie von der Presse der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) heftig kritisiert worden waren, weil sie sich nicht hinter das „Sicherheitsgesetz“ gestellt hatten.
Diese Entscheidung wurde von US-amerikanischen und britischen Politikern gerügt. Außenminister Mike Pompeo nannte am Dienstag die Entscheidung der HSBC einen „korporativen Kniefall“. Britische Politiker, insbesondere Abgeordnete der Tory-Regierung, haben den Schritt von HSBC ebenfalls kritisiert.
Es sollte auch angemerkt werden, dass HSBC nur eine der Schachfiguren in einer zunehmend angespannten Pattsituation zwischen Peking auf der einen Seite und Washington und nun London auf der anderen Seite ist. Die KPCh hält zweifelsohne das Geschäftsmodell von HSBC auf dem Festlandchina als Verhandlungsinstrument im Austausch gegen den 5G-Aufbau Großbritanniens in Geiselhaft. Fairerweise muss man sagen, dass die HSBC in diesem Kampf nie eine Chance hatte.
Doch die aussichtslose Situation der Bank ist weitgehend selbstverschuldet. Vor Jahren beschloss die HSBC, „alles“ auf Hongkong und China zu setzen, um die Einnahmen zu steigern. Vor fünfzehn Jahren waren die Ertragsbeiträge der HSBC vielfältig, wobei Europa der größte Impulsgeber war, gefolgt von Nordamerika und Asien, wie Recherchen der „Financial Times“ ergaben. Sie hatte auch eine kleine südamerikanische Franchise. HSBC war eine echte globale Bank.
Seit letztem Jahr entfallen aber mehr als 50 Prozent ihrer Erträge auf Asien – vor allem auf den Großraum China –, gefolgt von Europa. Ihre Präsenz in Nord- und Südamerika ist drastisch zurückgegangen.

HSBC drohen „Sanktionen nach chinesischem Recht“

Aber die unterwürfige Haltung der HSBC gegenüber der Kommunistischen Partei Chinas zahlt sich möglicherweise noch gar nicht aus.
Peking sieht die HSBC als Feind, weil sie im Fall Meng Wanzhou mit den US-Behörden kooperiert hat. Eine interne Untersuchung der Bank über den Finanzvorstand von Huawei deckte ihre Geschäfte mit dem Iran auf, die schließlich zur Verhaftung von Meng Wanzhou führten.
US-Staatsanwälte behaupten, Meng habe die HSBC und andere Banken betrogen, indem sie die Beziehung von Huawei zu mehreren Scheinfirmen unter Verletzung der US-Sanktionen falsch dargestellt habe. Diese Firmen wurden für die Geschäfte mit dem Iran gegründet.
Nun behauptet die KPCh, dass die HSBC möglicherweise „Fallen aufgestellt“ habe, um Meng zu ködern, so ein Gastbeitrag in der „Global Times“, einem englischsprachigen Sprachrohr der Kommunistischen Partei. Der Artikel spekuliert, dass, wenn diese Anschuldigungen wahr sind, die HSBC „weit davon entfernt ist, sicher zu sein“ und dass ihr „Sanktionen nach chinesischem Recht drohen“.
Was wirklich passiert ist, ist für die Staatsanwälte in Festlandchina nicht wichtig. Aber die Unternehmensführer müssen verstehen, dass die KPCh versuchen wird, jedes Unternehmen oder jede Einzelperson zu bestrafen, die sie bestrafen will – auch diejenigen, die ihr Schicksal mit Peking besiegelt haben.
Es wird immer deutlicher, dass die Launenhaftigkeit der chinesischen Regierung und das Fehlen einer fairen Justiz in China enorme Risiken für multinationale Unternehmen darstellen, welche in China Geschäfte machen.
Die aktuelle Situation der HSBC ist eine Warnung.
Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von sza)
Originalfassung: HSBC’s Dilemma Offers a Warning to Corporations

Dieser Beitrag stellt ausschließlich die Meinung des Verfassers oder des Interviewpartners dar. Er muss nicht zwangsläufig die Sichtweise der Epoch Times Deutschland wiedergeben.

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