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Peking

“Hart aber fair” über Olympia in Peking: „Winter ohne Schnee, Spiele ohne Freiheit“

Bei der ARD-Talkrunde ‚Hart aber fair‘ kamen Gäste aus Sport, Politik und Presse zu Wort. Sie diskutierten kritisch über die Olympischen Winterspiele in Peking, die diese Woche beginnen.

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Die Olympischen Spiele in Peking beginnen.

Foto: Getty Images

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Laut der aus Peking zugeschalteten ARD-Korrespondentin Tamara Anthony ist das Sportereignis selbst in der chinesischen Hauptstadt extrem abgeschottet. Bis auf ein paar Werbetafeln bekommt man dort ganz wenig von den Winterspielen mit. Die Stadt würde wegen dieses Sportereignisses nur zusätzlich abgesperrt, was sogar viele Bewohner Pekings nicht gut fänden.

Künstliche Winterspiele

Alles sei künstlich erzeugt. Gigantische Massen an Kunstschnee in der Wüstengegend sorgen hier für eine halbwegs winterliche Kulisse. Diese Olympischen Spiele finden in einer “Blase” statt. “Es wirkt wie eine Truman-Show”, erklärte Anthony die Situation vor Ort. Die Pressearbeit wird streng von den Ausrichtern kontrolliert. So sei Corona in vielerlei Hinsicht eine Ausrede geworden, um die Menschen noch besser abzuschotten.
„Corona wird genutzt, damit Journalisten sich nicht mehr frei bewegen können”, so die ARD-Korrespondentin.
Die Redakteurin und Moderatorin beim Deutschlandfunk Martina Schweizer sprach über den olympischen Geist. Der scheine diesmal zu fehlen. Die Athleten seien im Klammergriff, sie könnten nichts mitentscheiden, sie hätten Sorge, sich vor Ort zu äußern.

Pekings zu enge Verbindung zum IOC

Felix Lee, Journalist bei der ‘taz’ und ‘China.table’ kritisierte die enge Verbindung Pekings zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC) und dessen primär kommerziellen Interessen. Im Vergleich zu 2008 gibt es heute in China praktisch keine Meinungs- und Pressefreiheit mehr. Weiter kritisierte er das IOC, dass es auf eine “lupenreine Demokratie” nicht mehr viel Wert lege. Jedoch bezeichnete er Peking weltweit betrachtet als „die wirkliche Krönung.“ Die Eröffnungsfeier werde er sich nicht anschauen, da sie eine “reine Propagandashow” sei.
Ebenfalls zu Wort in der Talkrunde meldete sich der ehemalige Skirennläufer Christian Neureuther. Er kenne Thomas Bach, ehemaliger Olympiasieger und heutiger Präsident des IOC, gut. Er bewundere Bachs Fähigkeiten, allerdings sei dieser von den ursprünglichen olympischen Prinzipien bei der Auswahl von Austragungsorten abgewichen. Das IOC solle bei der Auswahl die Zeichen und Themen der Zeit berücksichtigen. Diese seien Klimawandel, Menschenrechte, Freiheit und Bewegungsfreiheit.

Politische Perspektive

Jürgen Hardt (CDU), Außenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion, kam zu der Erkenntnis, dass es falsch gewesen war, die Olympischen Winterspiele nach Peking zu bringen. Es gäbe dort kein freies Internet und keinen freien Zugang zu Medien. Außerdem warnte Hardt vor dem “großen Einfluss Chinas auf Funktionäre so vieler einzelner Staaten, die in Entscheidungsprozesse eingebunden sind.”
China ist ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat und somit an die Menschenrechtsauflagen der vereinten Nationen gebunden. “Das wird ad absurdum geführt”, äußerte Hardt.

Über Pressefreiheit und Menschenrechte

Anthony berichtet zudem über ihre Erlebnisse ihrer Pressearbeit in Peking. Mit bedrückter Stimme sagte sie: “Wir werden öfters zum Außenministerium eingeladen, wo uns dann erzählt wird, was wir alles falsch verstanden haben, und uns erklärt wird, wie wir China richtig zu sehen und zu berichten haben.” Ebenso sprach sie von begrenzten Visa für viele Journalisten.
Um die Menschenrechtssituation besser darzustellen, wurde in der Talkrunde ein Kurzfilm eingespielt. Darin wurde die Verfolgung und die Foltermethoden an den Uiguren durch die Kommunistische Partei Chinas in der Region Xinjiang angeschnitten. Daraufhin sagte Neureuther: “Man muss den Mund aufmachen. Nur mit Druck von vielen Seiten, von namhaften Sportlern, …der Politik, von Künstlern … dann reagiert vielleicht auch ein IOC.” Dabei erwähnte er auch den letztjährigen Fall der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai, wo der Druck von vielen Sportlerkollegen positive Effekte zeigte.
Die Kommunistische Partei steht wegen Verletzung der Menschenrechte in der Kritik. Dazu gehört u.a. die Niederschlagung der Demokratiebewegung in Hongkong, die Verfolgung von Minderheiten im eigenen Land mit Folter, Arbeitslagern und staatlich organisiertem Organraub in der Kritik. Seit zwei Jahren wenden die Behörden der autoritären, kommunistischen Diktatur teils drakonische Maßnahmen bei der Pandemiebekämpfung an.(mf)

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