Spendenaufruf
Pässe kaufen: Mission Lifeline sammelt Geld für afghanische Ortskräfte
Zahlreiche Afghanen brauchen Dokumente, um ihr Land zu verlassen. Die Mission Lifeline veranschlagt 610 Euro pro Pass. Das Geld werde für die Behörden vor Ort und eine Pass-Agentur gebraucht. Es soll sich um eine Rettungsaktion für sogenannte Ortskräfte handeln.

Eine Frau wartet im Flughafen Kabul auf ihren Flug nach Pakistan.
Foto: Karim Sahib / AFP via Getty Images
Die bereits durch ihre Beteiligung an der Aufnahme von Bootsmigranten vor der Küste Nordafrikas bekannt gewordene deutsche NGO „Mission Lifeline“ sammelt nun Geld für Menschen, die nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan ihr Land verlassen wollen.
Auf Twitter fordert Lifeline-Aktivist Axel Steier aus Dresden am Montag: „Ihr wollt Menschen retten? Jetzt ist die Gelegenheit. Für jede Rettung werden Pässe benötigt. Ihr könnt jetzt Pässe für diese Familien kaufen. Die Kosten liegen bei 610€/Pass.“ Es wird eine Paypal-E-Mail-Adresse angegeben, auf die man einzahlen kann. Zahlreiche Bilder von Familien werden gepostet, für die man spenden kann, die Gesichter mit Smileys unkenntlich gemacht.
Dem Aufruf vom 1. November folgend, konnte bis zum 4. November Geld für 99 Pässe gesammelt werden, meldet Axel Steier: „Das ist der Stand. 60.913,10€ haben Bürger*innen und Bürger in kürzester Zeit gesammelt, um Menschen aus Afghanistan zu retten.“ Steier bedankt sich mit Smileys.
Pässe kaufen bei den Taliban
Einem Bericht der „Welt“ nach soll es sich bei dem Vorhaben um die Evakuierung ehemaliger Ortskräfte der Bundeswehr und ziviler Organisationen handeln, sowie deren Familien. Wie ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin am Montag bei der Bundespressekonferenz mitgeteilt habe, würden sowohl die Taliban, als auch die Nachbarländer von Afghanistan gültige Pässe verlangen, die vielen Afghanen fehlten. Laut Steier auf Twitter sei es ein Desaster, „dass man Pässe von den Taliban braucht, um vor den Taliban zu fliehen“.
Gegenüber der „Welt“ beteuerte Steier, dass es um offizielle Dokumente gehe und dass man das Geld nicht nur für die Passausgabe bei den Behörden in Kabul braucht, sondern auch für eine „Pass- und Visaagentur“ vor Ort. Diese würde sich laut Steier für die betroffenen Ortskräfte bei der Behörde anstellen, weil es für diese – dem Bericht nach ehemaligen Helfer der deutschen Regierung – zu gefährlich sei, ihre Verstecke zu verlassen. Sie könnten ihre Ausreisedokumente nicht selbst abholen. NGO-Mann Steier: „Viele Ortskräfte haben all ihren Besitz bereits verkauft, weil sie dachten, die Bundesregierung würde ihnen helfen.“ Es mangele ihnen nun bereits am Nötigsten, heißt es.
Ausreise über Pakistan
Die NGO Mission Lifeline setzt sich demnach für die Ausreise der Leute per Landweg, Bus oder seltener auch per Flug nach Pakistan ein. In dessen Hauptstadt Islamabad kümmere sich laut Steier dann die Botschaft recht schnell um die Sicherheitsüberprüfung und den Ausflug der Ortskräfte nach Deutschland und in die Niederlande.
(sm)
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