TikTok unter Spionageverdacht: US-Präsident Trump kündigt Verbot von chinesischer Videoplattform an
Der US-Präsident will TikTok in den USA verbieten. TikTok ist ein chinesisches Videoportal für die Lippensynchronisation von Musikvideos und anderen kurzen Videoclips, das zusätzlich Funktionen eines sozialen Netzwerks anbietet. Zuletzt waren Vorwürfe des Datenmissbrauchs bis hin zur Spionage aufgekommen.

US-Präsident Donald Trump.
Foto: Patrick Semansky/AP/dpa/dpa
US-Präsident Donald Trump hat angekündigt, die Videoplattform TikTok in den USA zu verbieten. “Was TikTok betrifft, so verbannen wir sie aus den Vereinigten Staaten”, sagte Trump am Freitag vor Reportern in der Präsidentenmaschine Air Force One.
Trump hatte zuvor bereits angedeutet, dass er sich den Onlinedienst anschauen und möglicherweise verbieten werde. “Vielleicht tun wir auch andere Dinge”, sagte der US-Präsident weiter. Es gebe viele Optionen.
TikTok und der US-Markt
TikTok, in China als Douyin bekannt, ist eine äußerst beliebte Anwendung zum Austauschen von Videos. Sie kann sich rühmen, weltweit über 2 Milliarden Downloads zu verzeichnen, wobei US-Benutzer mit rund 165 Millionen Installationen oder 8,25 Prozent zu den Top 3 Anwendern gehören.
Das Repräsentantenhaus der USA hatte erst kürzlich mit 336 Stimmen und 71 Gegenstimmen für ein Verbot des Herunterladens von TikTok auf Regierungsgeräten gestimmt.
Dank des weltweiten Erfolgs der App hat sich die in Peking ansässige Muttergesellschaft in die Reihe einer Handvoll globaler chinesischer Konglomerate eingereiht. Aber seine chinesische Eigentümerschaft wird auch von der US-Regierung zunehmend kritischer betrachtet. Die US-Behörden sind besorgt, dass die App Benutzerdaten sammeln und an das chinesische Regime weitergeben könnte.
TikTok bestreitet die Vorwürfe mit der Begründung, dass es Peking niemals Benutzerdaten zur Verfügung gestellt habe. Man würde dies auch dann nicht tun, wenn China dies verlangen würde. Allerdings: Nach chinesischem Recht müssen Internetfirmen jedoch Benutzerdaten herausgeben, wenn Parteifunktionäre dies verlangen.
TikTok wirft noch ein anderes Argument in die Waagschale: Am 21. Juli gab TikTok bekannt, man plane, in den nächsten drei Jahren 10.000 Arbeitsplätze in den USA zu schaffen. Derzeit hat das Unternehmen nur etwa 1.400 Beschäftigte im Land.
Auch Indien, mit 30 Prozent der Downloads der größte Markt für TikTok, blockierte die Anwendung aufgrund “Bedrohung der Souveränität und Integrität” Indiens im Zusammenhang mit dem tödlichen Grenzkonflikt mit China im Himalaya.
Indiens Telekommunikationsunternehmen wurden angewiesen, die auf Handys heruntergeladene App unbrauchbar zu machen.
Bedenken auch in Deutschland
Doch nicht nur die USA haben Bedenken gegenüber der chinesischen TikTok-App. Auch in Deutschland sind warnende Stimmen zu hören. Der Vorsitzende der Arbeitsgruppe Digitale Agenda der CDU/CSU-Bundestagsfraktion äußerte sich kürzlich gegenüber dem “Handelsblatt” und ging auf den Datenschutzaspekt und die mögliche Einschränkung der Meinungsfreiheit ein: “Bei Plattformen wie zum Beispiel TikTok stellt sich neben der Frage nach möglichen Datenzugriffen durch die App auch die Frage, ob etwa Inhalte so modifiziert werden, dass sie die Meinungsvielfalt begrenzen, einschränken oder sogar verfälschen”, sagte CDU-Politiker Tankred Schipanski.
Big Tech-Konkurrenz
TikTok sieht sich auch dem Druck von Big Tech ausgesetzt. In einer Erklärung wies Facebook-CEO Mark Zuckerberg auf die Bedrohung durch Technologieunternehmen hin, die nicht die amerikanischen Werte teilen.
Er kritisierte die China-App, ohne jedoch deren Namen zu erwähnen: “China baut seine eigene Version des Internets, die sich auf ganz andere Ideen konzentriert – und sie exportieren ihre Vision in andere Länder”, so Zuckerberg.
Der neue CEO von Tiktok, Kevin Mayer, wies in seiner Antwort die Kritik von Facebook zurück. Er bezeichnete Zuckerbergs Äußerung als “bösartige Angriffe”, die “als Patriotismus getarnt sind und darauf abzielen, unserer bloßen Präsenz in den USA ein Ende zu setzen”.
Nächsten Monat will Facebook eine Videoanwendung – ähnlich wie TikTok – lancieren und hat Berichten zufolge Einflussnehmer von TikTok auf seine eigene Plattform gelockt. (sm/afp/so)
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.