Frankreichs Orakel-Dorf: „Le Pen führt hier bis zu 50 Prozent“
Ein Dorf in Frankreich wählt immer den kommenden Präsidenten und gilt deshalb als Wahlorakel. Jetzt hat dort Marine Le Pen starken Rückhalt.

Das burgundische Donzy mit 1.700 Einwohnern gilt als Wahl-Orakel der Franzosen: Der Ort hat seit über 30 Jahren fast ausnahmslos das Wahlergebnis des Landes widergespiegelt – manchmal bis auf ein Hundertstel genau.
Foto: PHILIPPE MERLE/AFP/Getty Images
Ein burgundisches Dorf mit 1.700 Einwohnern gilt als Wahl-Orakel der Franzosen: Der Ort hat seit über 30 Jahren fast ausnahmslos das Wahlergebnis des Landes widergespiegelt – manchmal bis auf ein Hundertstel genau.
Seit 1974 wählte Donzy bei Parlamentswahlen wie der Rest des Landes – und seit 1981 bei sieben Präsidentschaftswahlen. Der einzige Ausrutscher war 2012, als der Ort zuerst für Sarkozy stimmte, in Runde zwei jedoch für Hollande.
Als Marine Le Pens Vater, Jean Marie Le Pen, 2002 zur Präsidentschaftswahl antrat, bekam er in Dozny in der ersten Runde 16,86 Prozent und 16,87 Prozent landesweit. Danach verlor der ehemalige Front-National-Chef gegen Jaques Chirac. Aktuell hat Marine Le Pen in dem Ort eine starke Anhängerschaft.
Was der Bürgermeister sagt
Das größte Problem des Bürgermeisters ist gerade, Ersatz für den Arzt zu finden, der demnächst in Rente geht.
„Alles in allem ist es ziemlich gut, in Donzy zu leben und die Menschen können leben – wenn auch in einer sehr bescheidenen Weise. Aber wie alle anderen, sehe auch ich eine hemmungslosere Redeweise unter einigen lokalen Persönlichkeiten, die ungeniert wiederholt sagen, dass sie FN wählen. Unvermeidlich sagen die anderen dann am Ende, ‘wenn er es tut, warum sollte ich nicht auch?'”
„Le Pen führt hier mit 40-50 Prozent“
„Marine Le Pen führt und wird hier zwischen 40 und 50% in der zweiten Runde machen“, sagt Didier, ein Wirt, der das wichtigste Bistro im Ort führt. Er trifft jeden Tag die Bevölkerung – Landwirte, Senioren, Ladenbesitzer.
„Sicher würde es mich stören, den Euro zu verlassen“
Auch der Chef eines Familienunternehmens scheint wenig beunruhigt: „Falls Le Pen die Präsidentschaft gewinnt, wäre dies eine Kohabitation,“ sagt Pierre de Jean, der mit 15 Mitarbeitern hochwertige Schirme herstellt, die sich besonders gut in Russland und China verkaufen.
„Sicher würde es mich stören, den Euro zu verlassen“, meint er. „Man spürt eine Atmosphäre des Rückzug in sich selbst, die nicht gesund ist. Ich bin für eine globalisierte Welt – natürlich mit einigen Regeln zur Kontrolle.“
„Globalisierung hat viele Verlierer”
Ein gewisser Jean-Michel, der seine Meinung nicht zu erkennen gab, sagte:
„Wenn wir den Euro verlassen könnten …“
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