König-Ludwig-Jahr 2011
Bayern feiert seinen „Kini“
Mit vielen Events für jeden Geschmack - Jenseits von Kunst und Kitsch ist klar: Das König-Ludwig-Jahr wird spannend

Wunderschön, weltberühmt und touristisch nicht zu toppen: Was wäre Bayern ohne die Schlösser König Ludwigs? Sein 125. Todestag am 13. Juni inspiriert die verschiedensten Veranstalter.
Da der Stifter unschätzbarer Kulturgüter heute gern als Pop-Ikone gehandelt wird, werden die Annäherungen an Ludwigs Leben und Wirken nicht nur genial, sondern manchmal auch ganz trivial ausfallen. Symptomatisch ist die Situation auf Neuschwanstein: Hier wird der Balkon unterhalb des Thronsaalsöllers weitere attraktive Aussichten eröffnen. Aber auch das stille Örtchen, hinter schwerer Geheimtür im Schlafzimmer verborgen, soll erstmals touristisch erschlossen werden …
Höhepunkte auf Herrenchiemsee
Das größte offizielle Event ist die Bayerische Landesausstellung „Götterdämmerung – König Ludwig II. und seine Zeit”. Sie wird veranstaltet vom Haus der Bayerischen Geschichte, der Bayerischen Schlösserverwaltung und dem Landkreis Rosenheim.
Im unvollendeten Rohbautrakt des Schlosses Herrenchiemsee wird vom 14. Mai bis 16. Oktober 2011 Ludwigs Leben und Wirken dargestellt. Spektakulär soll es werden, denn mit modernster Technik werden einige nicht verwirklichte Visionen des Königs als 3D-Animation zu erleben sein.
Anlässlich der Ausstellung wurde das Paradeschlafzimmer des Schlosses restauriert. Das Prunkgemach, mit dem Ludwig II. ein Denkmal für Ludwig XIV. und das absolutistische Königtum setzte, ist der vermutlich teuerste Raum, der im 19. Jahrhundert geschaffen wurde. Allein in Stoffe, Bildhauerarbeiten und Vergoldungen des Bettes und seines Baldachins investierte Ludwig damals 300.000 Reichsmark, umgerechnet ca. drei Millionen Euro.

Der kreativste Tipp ist zweifellos ein „König-Ludwig-Kochkurs”, einmal monatlich bis Oktober im Hotel Jägerhof in Bernau am Chiemsee. Dort zeigt Willi Mehlhart im kleinen Kreis u.a. die Zubereitung von Wachteln und Ludwigs Lieblingsfisch, dem Huchen. Höhepunkt ist das gemeinsame Essen, 75 Euro kostet der Platz an der Tafel.
Baubüro Schloss Linderhof
Auf Schloss Linderhof wird vom 10. Juni bis 16. Oktober 2011 das „Königshäuschen” erstmals für Besucher geöffnet sein. Dort findet die Ausstellung „Vom Lynder-Hof zum Schloss” statt. Hier geht es um die Vorgeschichte der Hofstelle „Lynder-Hof”, die Nutzung des Königshäuschens durch Mitglieder der Familie Wittelsbach sowie seine Bedeutung als königliches Planungsbüro während der Bautätigkeiten Ludwigs II.

Schicker Schlitten in München
Im Münchner Marstallmuseum in Schloss Nymphenburg wird am 9. Mai der Ludwig II.-Raum unter dem Schwanenturm wiedereröffnet. Präsentiert werden hier zum Beispiel das lebensgroße Ölgemälde Gabriel Schachingers, welches den König als Großmeister des St. Georgs-Ritterordens zeigt. Das Bild wurde 1887, ein Jahr nach Ludwigs Tod, vollendet und prägte posthum das Image des „Märchenkönigs”. Außerdem sind ein Präparat seines Leibreitpferdes „Cosa Rara” sowie einer seiner beiden „Nymphenschlitten”zu sehen. Das vergoldete Gefährt ist mit einer Frauenfigur verziert, die zwei elektrische Lampen in den Händen hält. Es kam bei Ludwigs nächtlichen Spazierfahrten zum Einsatz. Auch eröffnet auf Schloss Nymphenburg das Appartement der Königin neu, in dem Ludwig II. am 25. August 1845 zur Welt kam.

Tatort Berg am Starnberger See
Wer sich am 13. Juni in Berg am Starnberger See aufhält, um dem „Veranstaltungswochenende zum 125. Todestag König Ludwig II.” beizuwohnen, könnte inmitten von Ehrenumzug, Gedenkgottesdienst und Festzeltbetrieb mit einigen schwarz vermummten Kapuzenträgern Bekanntschaft machen. „Die Guglmänner seiner Majestät Ludwig II.”, nach eigener Definition eine Geheimgesellschaft, treten meist am Todestag des Monarchen in Aktion, um anzumahnen, worüber immer noch nicht offiziell gesprochen wird. Nämlich, dass der Märchenkönig keineswegs geisteskrank Selbstmord beging, sondern am 13. Juni 1886 einer politischen Verschwörung zum Opfer fiel. Ihr Statement zum sogenannten mysteriösen Ende im Starnberger See lautet: „Es war Mord!”
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