„Bundestrojaner”: Kann diese Abhörsoftware Terror verhindern?
Wie Headhunter suchen IS-Rekrutierer im Internet nach jungen Menschen, die sie für Anschläge einsetzen wollen. Weil sie dabei verschlüsselte Chat-Programme nutzen, soll neue Abhör-Technik her.

Laptop (Symbolbild).
Foto: SAEED KHAN/AFP/Getty Images
Junge Menschen werden von IS-Headhuntern über das Netz für Anschläge in Deutschland angeworben. Die Kommunikation laufe über verschlüsselte Chats und E-Mails, so Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen (54) . Dies berichtet die „Bild-Zeitung“.
Maaßen sprach in diesem Zusammenhang von „Headhunternʺ des Terrors, als er im Rahmen einer Konferenz zum Thema „Antworten westlicher Demokratien auf die Bedrohung durch den islamistischen Terrorismusʺ referierte.
Dabei würden gezielt junge Leute angesprochen, die man mit islamistischer Propaganda zu radikalisieren versuche. Anschließend würden sie für Terror-Anschläge genutzt.
Cyber-Rekrutierung ist aktuell Hauptmethode
Diese Art der Rekrutierung sei mittlerweile zur einschlägigsten der Terrorgruppe IS geworden, so Terror-Experte Professor Peter Neumann (42) vom King’s College in London. Neumann und sein Team würden derartige Aktivitäten bereits seit 18 Monaten beobachten.
Radikalisierte Jugendliche werden per verschlüsseltem Chat von der Rekrutierung bis zum Anschlag von sogenannten virtuellen Mentoren begleitet, so Neumann gegenüber Bild.
Wie Neumann beschreibt, liege der Vorteil dieser Methode auf der Hand. Da die Rekruten von den Drahtziehern über kostenlose, verschlüsselte Chat-Programme wie „Whatsapp“ oder „Telegram“ dirigiert werden könnten, ohne dass Geheimdienste und andere Sicherheitsbehörden eine Chance haben, die Terrorplanung mitzulesen.
Geheimdienste und Polizei können verschlüsselte Chats nicht mitlesen
Geheimdienste aber seien nicht in der Lage, die Chats mitzulesen, weil die Verschlüsselung so wirksam sei, so der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei Oliver Malchow. Das muss sich ändern, sagt Malchow.
Auf diese Kommunikationskanäle bräuchte man dringend Zugriff. Sonst könne man schwerste Verbrechen nicht verhindern. Immer mehr Verbrecher und Terroristen kommunizieren über verschlüsselte Chat- und Telefon-Programme im Internet. Sie planen ihre Beutezüge und Terroranschläge, ohne dass die Polizei und die Geheimdienste etwas davon mitbekommen, begründet Malchow seinen Vorstoß.
GdP-Chef möchte Abhörsoftware „Bundestrojaner“
Derzeit sei ein Gesetz in Vorbereitung, dass den Einsatz des sogenannten „Bundestrojaners“ ermöglicht. Dieses Programm ermögliche den Sicherheitsbehörden einzelne Handys vor oder nach der Verschlüsselung der Kommunikation zweier Gesprächspartner zu überwachen.
Dazu werde eine Spionagesoftware auf das Handy gespielt. Allerdings wäre dadurch nur das Problem der Rekrutierung durch IS-Headhunter über den Cyber-Space gelöst. Das Problem der Rekrutierung in der realen Welt, wie sie in Moscheen in Deutschland geschehe, bestünde nach wie vor.
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