
Mobilitätswende: Öffentliches Laden beim E-Auto ist teurer, als Benzin zu tanken
Autofahrer, die ihr E-Auto an öffentlichen Ladesäulen laden, müssen jetzt tiefer in die Tasche greifen als Fahrer von anderen Autos. Der „Ladesäulencheck 2024“ von LichtBlick nennt Einzelheiten.

Das öffentliche Laden von E-Autos ist inzwischen teurer als das Tanken von Benzin und Diesel.
Foto: Stadtratte/iStock
Der Umstieg vom Verbrennerantrieb zu einem elektrisch betriebenen Fahrzeug bleibt für Autofahrer teuer. Neben einem deutlich höheren Kaufpreis für ein E-Auto sind jetzt auch erstmals die Preise an öffentlichen Ladestationen in Relation höher als die für Benzin oder Diesel.
Ökostromanbieter LichtBlick veröffentlichte hierzu am 30. April eine Auswertung. Das Unternehmen kam zu dem Schluss, dass das öffentliche Aufladen von E-Autos in Deutschland stetig teurer wird. Der „Ladesäulencheck 2024“ führt die Kosten für eine Reichweite von 100 Kilometer von Stromern (20 Kilowattstunden Stromverbrauch) und Benzinern (6,0 Liter Verbrauch) auf.
Öffentliches Laden bis zu 2,73 Euro teurer als Tanken
Demnach müssen E-Autofahrer für jede geladene Kilowattstunde Strom an öffentlichen Ladesäulen derzeit im Schnitt 55 Cent an Normalladepunkten bezahlen. Bei Schnellladepunkten sind es sogar 66 Cent. Die Strecke von 100 Kilometer kostet somit laut Lichtblick 11,10 Euro beziehungsweise 13,11 Euro.
Fahrer von benzinbetriebenen Autos kostet die gleiche Strecke nur 10,38 Euro. Die Preisdifferenz von 20 Kilowattstunden am Schnellladepunkt und 6,0 Liter Benzin an einer Tankstelle beträgt durchschnittlich 2,73 Euro. Für die Analyse hat Statista im Auftrag von LichtBlick die Tarife führender Betreiber ausgewertet. Beim Diesel wäre die Differenz noch größer, da dieser Treibstoff günstiger als Benzin ist.
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Weitere Hindernisse für E-Autofahrer
LichtBlick macht zudem auf schwierige Zugangsbedingungen an öffentlichen Ladesäulen aufmerksam, die den Umstieg aufs E-Auto „unattraktiv“ machen.
So müssten Fahrer von E-Autos insbesondere bei überregionalen Fahrten auf verschiedene Anbieter zurückgreifen, die wiederum jeweils unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten (Ladekarte, App) anbieten. Die Folge sei ein Wirrwarr an verschiedenen Ladekarten und -Apps, die die Kunden für den Startvorgang bereithalten müssen.
Ebenso biete das sogenannte Ad-hoc-Laden, das mit einem QR-Code funktioniert, für E-Fahrer keine zufriedenstellende Alternative. Der Grund: Die Preise sind teurer als für vertragsbasierte Fahrstromtarife, die die Fahrer mit den Anbietern direkt abschließen.
Warum steigen die Ladesäulenpreise?
Als Hauptgrund für die gestiegenen Preise an öffentlichen Normalladesäulen nennt LichtBlick Monopolbildung. Bei den Monopolisten handelt es sich meist um die jeweiligen lokalen Energieversorger, die mit dem örtlichen Stromnetzbetreiber konzernrechtlich verbunden oder selbst Stromnetzbetreiber sind.
Marktanteile von über 80 Prozent bei Normalladepunkten seien normal. In der Spitze sicherten sich Monopolisten sogar bis zu 93 Prozent der Marktanteile in ihrer jeweiligen Region.
Stromanbieter können durch das derzeitige Marktmodell keinen eigenen Strom an der Ladesäule anbieten. Vielmehr bestimmt allein der Ladepunktbetreiber den Ladestromlieferanten – dies ist in der Regel der konzerneigene Vertrieb. Daher werden Ladebedingungen und -preise faktisch von den lokalen Monopolisten bestimmt.
Die Monopolkommission hat laut LichtBlick in ihrem letzten Sektorgutachten bestätigt, dass die marktbeherrschende Stellung von lokalen Anbietern zu höheren Ladepreisen an Normalladepunkten führt. Faktisch unterliegen sie keinerlei Wettbewerbsdruck.
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