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Stöhr für Strategiewechsel: Immunlücken aufdecken statt am Problem vorbeiimpfen

Eine Studie, in der nicht die Impfung, sondern die Immunität der Bevölkerung im Vordergrund steht, ist derzeit in Planung. Die Finanzierung ist noch nicht abschließend geklärt.

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Arbeiten im Labor.

Foto: iStock

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Lesedauer: 4 Min.

Der renommierte Virologe und Epidemiologe Professor Klaus Stöhr plant eine repräsentative Studie zur COVID-Immunität. Die veranschlagten Kosten betragen 1,5 Millionen Euro. In der Studie geht es nicht darum herauszufinden, wie hoch die Antikörperkonzentration der einzelnen Teilnehmer ist, sondern „in welcher Altersgruppe oder Region eine Immunlücke existiert“, erklärte Stöhr in seinem am 7. Juni veröffentlichten Podcast. „Die Antikörper existieren ja weiter.“ Wenn jemand infiziert gewesen sei, könne man das jederzeit nachweisen.
Je nach Größe des Immunlochs könne man nach Vorliegen der Ergebnisse gezielt mit Impfangeboten beginnen, damit die Immunlücke nicht zur Belastung des Gesundheitswesens umschlägt. So könne man Risikogruppen ganz gezielt schützen, ohne das Allgemeinwohl zu gefährden.
Eine andere Strategie, wie sie Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) verfolgt, besteht darin, allen Impfwilligen im Herbst eine weitere COVID-Impfung anzubieten. Sinnvoll sei dies aber nicht, so Stöhr.  „Das bedeutet, dass man passiv wieder an der eigentlichen Impfung und Notwendigkeit vorbeivakziniert.“
Wenn man 18- oder 30- bis 40-Jährige impfe, seien dies nicht „diejenigen, die das Allgemeinwohl gefährden“.
„Man nimmt also als Staat viel Geld in die Hand, um das Allgemeinwohl zu schützen, bietet aber den Impfstoff denjenigen an, die eigentlich nicht vulnerabel sind“, so Stöhr. „Hier stiehlt man sich aus der Verantwortung, indem man passiv Impfstoff bereitstellt.“ Die bestehende Hürde, den Impfstoff dort anzubieten, wo er den größten Effekt erzielt, bliebe außen vor.

Steuerverschwendung per Corona-Test

Stöhr kritisierte auch, dass in einigen Universitätskrankenhäusern in Deutschland wieder angefangen wurde, selbst ambulante Patienten im Krankenhaus wieder zu testen. Wer sich in Quarantäne oder Isolation begibt, erhält einen Lohnausgleich, erläutert der Virologe. Dieser werde dem Arbeitgeber vom Gesundheitsministerium bezahlt.
„Das heißt, die Tests werden vom Gesundheitsministerium bezahlt, die Arbeitsausfälle durch Quarantäne und Isolation – die nun vollständig überholt sind, die braucht man ja nicht mehr – zahlt auch das Bundesgesundheitsministerium.“ Und in den einzelnen Bundesländern sage man sich: „Wenn der Bund das zahlt, dann wird eben noch getestet.“
Aus Stöhrs Sicht sind derartige Testungen „Unsinn“. Auch wenn die eineinhalb Millionen Euro für die beabsichtigte Studie viel Geld seien, so seien diese im Vergleich zu den durchgeführten Testungen nur „Peanuts“. Außerdem habe man dann eine echte Alternative an der Hand, um eine Strategie für die bevorstehende Saison zu entwickeln.
Es gebe Anzeichen dafür, dass das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Studie, wie Stöhr sie unterstützt, mitfinanzieren würde. Allerdings müsse man sich erst anschauen, ob die Studie des Ministeriums inhaltlich dem entspreche, was das Team um den Epidemiologen für richtig erachte. „Wenn das der Fall ist, würden wir uns freuen, dass die öffentliche Hand nun doch das Richtige tut, um sich auf den Herbst vernünftig vorzubereiten“, so Stöhr.
Bislang setzt die Regierung ausschließlich auf COVID-Impfungen, anstatt ihre Strategie auf vorhandene Antikörper in der Bevölkerung zu stützen. Durchgemachte Infektionen spielen keine Rolle; Antikörpernachweise werden nicht als Immunitätsnachweis anerkannt. Hingegen reicht für einen Genesenenstatus ein positiver Corona-PCR-Test aus, selbst wenn man keine Symptome hatte. In diesem Fall gilt man laut Infektionsschutzgesetz für die Zeit vom 28. bis zum 90. Tag nach Positivergebnis als genesen. Ob das Ergebnis falsch-positiv oder wie hoch die Viruslast ist, ist dabei uninteressant.
Wann man wirklich gegen eine COVID-Erkrankung geschützt wird, kann selbst das Robert Koch-Institut, die oberste staatliche Gesundheitsbehörde, nicht genau sagen. Auf der Website heißt es pauschal: „Es ist nicht bekannt, ab welchem Wert von einem ausreichenden Schutz vor der Erkrankung ausgegangen werden kann.“ Ausdrücklich wird davon abgeraten, einen Antikörperspiegel bestimmen zu lassen. Ob Stöhrs Studie diese Strategie kippen kann, bleibt abzuwarten.

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