Der Prozessbeginn am 19. April vor dem Landgericht Stuttgart (3. Große Strafkammer, Jugendkammer) gegen linksextreme Schläger wird um eine Woche vertagt. Nach einer halben Stunde noch vor Verlesung der Anklageschrift wurde das Verfahren auf den 26. April verschoben, weil einer der beiden Angeklagten (20, 24) in der Untersuchungshaft Kontakt zu einem Corona-Infizierten gehabt habe, berichtet der „
SWR“.
Den beiden Beschuldigten wird versuchter Totschlag (20) und gefährliche Körperverletzung (24) vorgeworfen. Laut
dem Landgericht Stuttgart soll „einer der Angeklagten auch den Tod eines Geschädigten zumindest billigend in Kauf genommen haben“.
Die Ermittlungen der Behörden führten unter anderem zu Durchsuchungen von Wohnungen und Zimmern von Anhängern der linken Szene in sieben Städten. Dabei wurde der 20-jährige Angeklagte festgenommen. Die Staatsanwaltschaft Stuttgart ordnet die Angreifer dem linken Spektrum zu. Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Stuttgart bestätigte gegenüber der „dpa“ die Identifikation weiterer Täter, „gegen die Ermittlungen laufen“. Zudem gebe es noch unbekannte Tatverdächtige.
Gezielter Angriff von Antifa-Schlägereinheit
Die beiden Beschuldigten hatten am Samstag, 16. Mai 2020, am Rande einer Corona-Demonstration mit mehreren Tausend Teilnehmern in der Landeshauptstadt Stuttgart zusammen mit weiteren noch unbekannten Tätern einer 30 bis 40 Mann starken Schlägertruppe drei Personen (38, 45, 54) überfallen.
Die drei Männer waren nachmittags gegen 14 Uhr auf dem Weg zu einer Kundgebung gegen die Corona-Maßnahmen auf dem Cannstatter Wasen, als sie
nach Polizeiangaben plötzlich im Bereich der Mercedesstraße von einer größeren Anzahl schwarz gekleideter und maskierter Täter angegriffen wurden.
Die Ermittler gingen davon aus, dass die Männer gezielt angegriffen worden waren. „Die Polizei Stuttgart hat eine größere Ermittlungsgruppe unter Einbeziehung von Spezialisten des Staatsschutzes eingerichtet“, wurde bekannt gegeben. „Nachdem der Angegriffene bewusstlos zu Boden gegangen war, sollen zumindest zwei der Täter noch weiter auf ihn eingeschlagen und eingetreten haben“, so die Staatsanwaltschaft dazu.
Während der 45-Jährige leicht verletzt wurde, mussten die beiden anderen Opfer ins Krankenhaus gebracht werden, so die Polizei. Der 54-Jährige schwebte längere Zeit in Lebensgefahr und, wie später bekannt wurde, lag er wochenlang im Koma. In der Nähe des Tatorts fand die Polizei „zwei Schlagringe und weitere Gegenstände, die mit der Tat in Verbindung stehen könnten“.
Die Niederschlagung der „Rechtspopulisten“
Bei den drei Opfern handelte es sich um Mitglieder der gewerkschaftsähnlichen Organisation „Zentrum Automobil“. Wie die
„Stuttgarter Nachrichten“ berichteten, sei der 54-Jährige nicht nur Mitglied der Gewerkschaft, der Kritiker eine Nähe zur AfD nachsagten, sondern auch Daimler-Betriebsratsmitglied.
Die den Angaben nach vor allem bei Daimler aktive Gewerkschaft hatte sich zu dem Angriff schildernd geäußert. Demnach hätten die Vermummten ihrem Opfer eine Gaspistole an den Kopf gehalten und abgedrückt.
Die Polizei reagierte auf Nachfrage der Zeitung zurückhaltend: „Wir äußern uns nicht zu den laufenden Ermittlungen.“ Den „SN“ nach sei jedoch polizeilich verbrieft, dass am Tatort eine Gaspistole gefunden worden sei.
