„81 Prozent der Ärzte würden sich gegen Corona impfen lassen“ oder – was unerwähnt bleibt – erstmal abwarten. Von 10 Ärzten sehen immerhin sieben ihresgleichen in der Pflicht, „sich unbedingt impfen zu lassen“, jedoch sind nur fünf von ihnen tatsächlich dazu bereit. Besonders groß sind die Bedenken einer Impfung bezüglich Nebenwirkungen und der voreiligen Zulassung.
„81 Prozent der Ärzte würden sich gegen Corona impfen lassen“, heißt es in der Auswertung einer exklusiven „Medscape“-Umfrage. Ja, aber – ein Blick in die Ergebnisse zeigt ein anderes Bild: Etwa die Hälfte der Mediziner würde bei Verfügbarkeit einer Impfung „erstmal abwarten“. 20 Prozent der Befragten würden sich nicht impfen lassen. Weder jetzt, noch vielleicht, noch später.
Konkret stellte „Medscape“ online sieben Fragen zur Corona-Impfung. Nach eigenen Angaben nahmen bis zum 17. November bereits über 1.000 Menschen teil. Bis zum 23. November hat sich diese Zahl mindestens verdoppelt. Dabei gaben 59 Prozent der Befragten an, als Arzt oder Ärztin tätig zu sein.
Zwei Prozent arbeiten in der Pflege und 22 Prozent in anderen Bereichen des Gesundheitswesens, die Verwaltung ausgenommen. Die übrigen Teilnehmer gaben einen anderen Beruf an.
Nur wenige wollen sich umgehend impfen lassen
Ginge es nach der nationalen Impfstrategie, sollten sich alle Menschen freiwillig impfen lassen. Vorrang genössen Mediziner sowie Pflegepersonal. Die eigentlichen Risikogruppen sollen warten. Das sehen die befragten Ärzte etwas anders. Die Ergebnisse werden laufend aktualisiert.
Während 68 Prozent der Ärzte „unbedingt“ Pflegepersonal geimpft wissen möchte, sprechen sich ebenso viele Teilnehmer dafür aus, die Bewohner zu impfen. Senioren allgemein sollten sich den Augen von 58 Prozent der Befragten impfen lassen. Es folgen Lehrer (52 Prozent), Polizei (47 Prozent) und Politiker (35 Prozent).
Entgegen der nationalen Impfstrategie sehen die Ärzte insbesondere Mitarbeiter und Bewohner von Pflegeeinrichtung in der Pflicht, sich „unbedingt impfen zu lassen“.
Praktizierende Ärzte sehen sich gegenseitig ebenfalls in der Pflicht (66 Prozent), sich impfen zu lassen. Zwei von drei Befragten sagten, Ärzte „sollten sich unbedingt impfen lassen“. Die Bereitschaft sich tatsächlich impfen zu lassen, hält sich indes in Grenzen.
Lediglich 42 Prozent würden sich nach eigenen Angaben so bald wie möglich impfen lassen. 38 Prozent zögern und „würden lieber noch eine Weile warten“. Jeder fünfte Befragte (20 Prozent) würde sich nicht impfen lassen. Unter den Ärzten scheint die Bereitschaft etwas höher.
Schnellstmöglich impfen lassen würden sich lediglich 42 Prozent der Befragten. Der Rest erteilt einer Impfung (zunächst) eine Absage.
In einer internen Sonderauswertung der Daten nach Berufsgruppen sprechen sich 72 Prozent der Ärzte dafür aus, dass sich ihresgleichen unbedingt impfen lassen sollte. Noch wichtiger hätten es nur Pflegepersonal (74 Prozent) und ihre Bewohner (76 Prozent).
Gleichzeitig zeigten sich jedoch nur 49 Prozent der Ärzte bereit, sich selbst schnellstmöglich impfen zu lassen. 36 Prozent wollten abwarten, während 15 Prozent gegen die eigene Impfung sind. Eine verpflichtende Impfung für Mediziner lehnen 69 Prozent aller Befragten ab.
Zeitdruck und Nebenwirkungen sprechen gegen Corona-Impfung
Auch bezüglich des eigentlichen Wirkstoffs – und seinen möglichen Nebenwirkungen – hält sich die Euphorie der Befragten in Grenzen. Anders als die Hersteller, die von einer 95-prozentigen Schutzwirkung sprechen, befürchten etwa zwei Drittel der Befragten einen unausgereiften Impfstoff.
64 Prozent gaben an, dass sie sich Sorgen machen, „dass dieser Impfstoff unter dem Zeitdruck durch die Pandemie nicht ausreichend getestet wurde“. 69 Prozent haben zudem „Angst vor Nebenwirkungen des ersten mRNA-Impfstoffes“.
Zeitdruck und Nebenwirkungen machen jeweils etwa zwei Dritteln der Befragten Sorgen.
Ebenfalls umstritten ist eine Impfpflicht „durch die Hintertür“. Nur 14 Prozent und damit etwa jeder siebte Teilnehmer befürwortet, dass Geimpfte Vorteile beispielsweise bei Flugreisen, Versicherungen oder Jobangeboten zukommen. 44 Prozent lehnen dies entschieden ab.
Wiederum 42 Prozent sind der Meinung, dass es in bestimmten Bereichen vielleicht Sinn ergäbe. Mit den gleichen Worten: In „bestimmten“ Bereichen „würde“ es „vielleicht“ Sinn ergeben.