Beschwichtigen hilft nicht
Gesamtmetall-Präsident sieht „beginnende Deindustrialisierung“ von Deutschland
Angesichts von Standortnachteilen und der derzeitigen Wachstumsschwäche der deutschen Wirtschaft warnt der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall warnt vor gewaltigen Verwerfungen. Viel Geld fließe ins Ausland. Viel zu viel.

Ein Mitarbeiter montiert in einem Werk ein Getriebe – bei Elektroautos wird dieser Arbeitsplatz wegfallen. E-Autos benötigen keine herkömmlichen Getriebe.
Foto: Felix Kästle/dpa
„Ich sehe bereits eine beginnende Deindustrialisierung“, sagt Gesamtmetall-Präsident Stefan Wolf den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Es finden viele Verlagerungen statt – überall hin.”
Besonders betroffen seien Wolf zufolge derzeit Unternehmen aus der Automobil- und Zulieferindustrie. „Viele Firmen sind sehr zurückhaltend. Es wird viel weniger investiert. Wegen der schlechten Rahmenbedingungen hier in Deutschland fließt stattdessen derzeit sehr viel Geld ins Ausland. Uns sind damit über 300 Milliarden Euro an Investitionen verloren gegangen“, sagte Wolf und nannte diese Zahl „dramatisch“.
Werde hier nicht investiert, leide langfristig die Produktivität, was dann zu noch weniger Wettbewerbsfähigkeit führe, so der Manager, der seit November 2020 Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall ist.
Industrie vor größeren Entlassungen
Auch erste Anzeichen für größere Entlassungen sieht Wolf. „Größere Automobilzulieferer haben doch bereits Entlassungen angekündigt. Und ich befürchte, dass das eine richtige Dynamik entwickelt. Wenn sich nicht schnell etwas ändert, werden wir einen Abbau von Arbeitsplätzen, gerade bei den eher einfachen Tätigkeiten wie etwa in der Produktion, sehen“, sagte er weiter.
Er bezifferte den möglichen Stellenverlust in den nächsten drei bis vier Jahren auf 40.000 bis 50.000 Arbeitsplätze. Deshalb müsse sich strukturell dringend etwas ändern. „Was nicht hilft, ist zu beschwichtigen, und die Lage als konjunkturelle Delle abzutun“, so Wolf. (dts/red)
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