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Wie ist die Lage?

Bangladesch: Yunus eingetroffen - hunderte Hindi wollen fliehen

Viele Hindus versuchen, aus Bangladesch zu flüchten. Manchem gelten sie als Unterstützer der gestürzten Regierungschefin. Muhammad Yunus ist derweil eingetroffen, um eine Übergangsregierung zu leiten.

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Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus bei seiner Ankunft aus Frankreich. Foto: Michel Euler/AP/dpa

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Lesedauer: 3 Min.

Nach der Flucht der Regierungschefin Scheich Hasina aus Bangladesch haben hunderte Hindus versucht, über die Grenze ins Nachbarland Indien zu gelangen. Derweil ist Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus eingetroffen. Der 84-Jährige soll nun eine Übergangsregierung leiten.

Menschen an der Grenze

Mehrere Geschäfte und Wohnhäuser der hinduistischen Minderheit in Bangladesch waren nach der Flucht der ehemaligen Regierungschefin angegriffen worden. Sie gelten in Teilen Bangladeschs als Unterstützer der geflohenen Politikerin.
Der religionsübergreifende Einheitsrat in Bangladesch meldete Angriffe auf mindestens zehn hinduistische Tempel am Montag. Ein Krankenhausbeamter sagte der Nachrichtenagentur AFP, in der Region Bagerhat im Süden des Landes sei ein Mann zu Tode geschlagen worden.
„Mehrere hundert Staatsangehörige aus Bangladesch, zumeist Hindus, haben sich an verschiedenen Punkten entlang der Grenze versammelt“, sagte der stellvertretende Generalinspektor der indischen Grenzbehörde BSF, Amit Kumar Tyagi, am 8. August der Nachrichtenagentur AFP.
Mehr als 200 Menschen halten sich nach Angaben der indischen Grenzbehörde in unmittelbarer Nähe der Grenze in der Region Westbengalen auf. Im Bezirk Jalpaiguri hätten sich zudem mehr als 600 Menschen auf freier Fläche versammelt. „Weil es hier keinen Zaun gibt, hat das BSF-Personal einen menschliches Schild gebildet, um sie abzuhalten“, erklärte Tyagi weiter.

Yunus ist in Bangladesch eingetroffen

Muhammad Yunus ist derweil in Bangladesch eingetroffen, um nach dem Rücktritt der autoritären Ministerpräsidentin Sheikh Hasina eine Übergangsregierung zu leiten. Bilder des örtlichen Fernsehens zeigten ihn bei seiner Rückkehr in seinem südasiatischen Heimatland.
Der 84 Jahre alte Erfinder der Mikrokredite, der sich zuletzt in Frankreich aufgehalten hatte, soll nach Angaben von Armeechef Waker-uz-Zaman noch am Donnerstagabend (Ortszeit) vereidigt werden.
Vor seiner Rückkehr hatte Yunus die Menschen in seinem Land zur Ruhe aufgerufen. „Lasst uns das Beste aus unserem neuen Sieg machen“, sagte er laut einer Mitteilung. „Unsere Jugend ist bereit, diese Führung zu übernehmen und eine neue Welt zu schaffen.“
Sheikh Hasina und Muhammad Yunus haben eine komplexe und umstrittene Beziehung. Ursprünglich waren sie Verbündete, wobei Yunus eine wichtige Rolle bei der Organisation des Mikrokredit-Gipfels 1997 in Washington, DC, spielte, bei dem Hasina Mitvorsitzende und Rednerin war.
Ihre Beziehung verschlechterte sich jedoch im Laufe der Zeit, insbesondere nachdem Yunus 2007 politische Ambitionen äußerte, was Hasina als Bedrohung empfand.

Knackpunkt 2011

2011 entfernte Hasinas Regierung Yunus von seinem Posten als Geschäftsführer der Grameen Bank und beschuldigte ihn, die Armen auszubeuten. 
Diese Maßnahme führte zu breiten öffentlichen Protesten zur Unterstützung von Yunus. Hasinas Regierung leitete außerdem finanzielle Untersuchungen zu Yunus’ gemeinnützigen Unternehmungen ein, die von vielen als politisch motiviert angesehen wurden.
Ex-Ministerpräsidentin Hasina war am Montag nach wochenlangen Massenprotesten und tödlichen Zusammenstößen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften mit einem Militärhubschrauber ins Ausland geflohen.
Die Demonstranten waren gegen eine Quotenregelung für den öffentlichen Dienst auf die Straße gegangen, der ihrer Ansicht nach Unterstützer von Hasina bevorzugte, und forderten ihren Rücktritt. Nach AFP vorliegenden Zahlen wurden bei den Massenprotesten insgesamt mindestens 455 Menschen getötet. (afp/dpa/red)

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