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25.000 Covid-19-Fälle untersucht

Drosten-Studie: Wie ansteckend sind Kinder?

Die Viruslast von mehr als 25.000 Covid-19-Fällen wurden für eine Studie ermittelt. Virologe Christian Drosten sieht seine erste Einschätzung zur Ansteckung durch Kinder bestätigt.

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Christian Drosten ist Direktor am Institut für Virologie der Berliner Charité.

Foto: Michael Kappeler/dpa/dpa

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Lesedauer: 4 Min.

Die Daten sind nun im Fachblatt „Science“ erschienen: Der Virologe Christian Drosten hält an seiner Einschätzung zu einer Ansteckungsgefahr auch durch Kinder beim Coronavirus fest.
„Mein anfänglicher Eindruck einer ungefähr gleich großen Infektiosität aller Altersgruppen hat sich bestätigt, nicht nur hier, sondern auch in anderen Studien“, sagte der Berliner Coronaviren-Experte laut einer Mitteilung der Charité vom Dienstag.
Für die am Dienstagnachmittag publizierte Studie bestimmten Wissenschaftler um Drosten für mehr als 25.000 Covid-19-Fälle die sogenannten Viruslasten, also die Menge des Viruserbguts in der PCR-Probe.
„Die Erbgutkopien repräsentieren näherungsweise die Virusmenge im Rachen der Patienten und lassen daher Voraussagen über deren potenzielle Infektiosität zu“, erklärte die Charité.
Einbezogen wurden Menschen ohne Krankheitsanzeichen ebenso wie Patienten mit unterschiedlich schweren Symptomen bis hin zu Krankenhausfällen.

Bei Kinder zwischen 0 und 5 Jahren wurde niedrigste Viruslast gefunden

Bei Erwachsenen zwischen 20 und 65 Jahren zeigten sich demnach „keine nennenswerten Unterschiede“ bei der Viruslast. In den Proben der jüngsten Kinder zwischen 0 und 5 Jahren seien die niedrigsten Viruslasten gefunden worden, bei älteren Kindern und Jugendlichen hätten sich die Werte mit steigendem Alter denen der Erwachsenen angeglichen, heißt es weiter.
Die Werte von Kindern sieht Drosten durch eine andere Art der Probenentnahme im Vergleich zu Erwachsenen beeinflusst: Es würden deutlich kleinere Tupfer eingesetzt, die weniger als halb so viel Probenmaterial einbrächten. Statt der schmerzhaften tiefen Nasenrachen-Abstriche würden zudem oft einfache Rachenabstriche gemacht, in denen sich nochmals weniger Virus finde. Deshalb seien bei Kindern von vorn herein geringere Viruslast-Messwerte zu erwarten.
Allerdings schließt dies nicht eine tatsächlich vorhandene – durchschnittlich gesehen – geringere Viruslast bei Kindern von vornherein aus.

Geringer Teil der Kinder mit außergewöhnlich hohen Viruslasten

Laut Studie gibt es einen relativ kleinen Teil der Infizierten die für besonders viele Ansteckungen sorgen. Wie Drosten schilderte, gibt es in allen Altersgruppen, auch bei Kindern, Infizierte mit außergewöhnlich hohen Viruslasten.

In der Studie betraf dies etwa neun Prozent der untersuchten Fälle. In “erheblichem Umfang” befinden sich darunter laut dem Virologen Menschen, die im gesamten Krankheitsverlauf maximal milde Symptome bekommen. Auch Menschen ohne Krankheitsanzeichen seien darunter.

In Anbetracht der Ansteckungsgefahr durch gesund wirkende Infizierte betonen die Wissenschaftler in ihrem Fazit zur Studie die Bedeutung von Maßnahmen wie Social Distancing und Maskentragen. “Das Maximum der Virus-Ausscheidung liegt ein bis drei Tage vor dem Symptombeginn”, sagte Drosten über ein weiteres Ergebnis der Arbeit. Darum sei das Virus so schwer zu kontrollieren. Und noch etwas sei auffällig gewesen: “Die Leute, die später schwer krank werden, die haben schon am Anfang durchgehend sehr viel Virus.”

Weiter zeigt die Studie, dass Menschen, die mit der in Großbritannien entdeckten Variante B.1.1.7 infiziert sind, offenbar ansteckender sind als Infizierte mit anderen Varianten. Ihre Viruslasten seien im Vergleich um den Faktor 10 erhöht, sagte Drosten. Das sei erheblich.

Erste, noch nicht von unabhängigen Fachleuten geprüfte Auswertungen zu Viruslasten hatte Drosten bereits vor mehr als einem Jahr vorgelegt. Über sie wurde auch in der Debatte um die Öffnung von Schulen und Kindergärten diskutiert. (dpa/er)

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