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Wolfswelpe statt Nugget: Goldgräber entdeckt 57.000 Jahre alte Mumie im kanadischen Yukon

Zhùr ist die erste Wolfswelpen-Mumie der Welt. Die gut erhaltene junge Wolfsdame lag rund 57.000 Jahre lang im kanadischen Permafrost begraben, bis sie von einem Goldgräber entdeckt wurde. Sie gibt Forschern nun Aufschluss über ihre genetische Beziehung zu modernen Wölfen und überrascht sie mit ihrer einstigen Ernährung.

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Goldgräber in Yukon (Kanada) entdeckte den vollständigen Kadaver eines Wolfswelpen.

Foto: Government of Yukon

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Lesedauer: 5 Min.

Im Sommer 2016 war ein Goldgräber gerade dabei, die vor ihm liegende Wand aus gefrorenem Schlamm mit Wasser abzuspülen, als ein ungewöhnliches Objekt seine Aufmerksamkeit anzog. Statt eines kiloschweren Nuggets entdeckte der Mann in der Klondike-Goldmine (Yukon, Kanada) einen perfekt erhaltenen prähistorischen Wolfswelpen. Ersten Untersuchungen zufolge war der mumifizierte Kadaver etwa 57.000 Jahre lang im kanadischen Permafrost eingeschlossen.
Außerdem erhielten die Wissenschaftler dank des bemerkenswerten Zustands des Welpen eine Reihe von Informationen über sein Alter, seine Lebensweise und seine Verwandtschaft mit modernen Wölfen. Die Ergebnisse ihrer Studie präsentieren die Forscher in der Fachzeitschrift Current Biology. Inzwischen erhielt der Welpe vom lokalen Volk der Tr’ondëk Hwëch’in sogar einen Namen: Zhùr (übersetzt “Wolf”).
“Sie ist die vollständigste Wolfsmumie, die je gefunden wurde. Zudem ist sie im Grunde zu 100 Prozent intakt – alles, was fehlt, sind ihre Augen”, sagt Julie Meachen, außerordentliche Professorin für Anatomie an der Des Moines University und Autorin der Studie in einer Pressemitteilung. “Und die Tatsache, dass sie so vollständig ist, ermöglichte es uns, […] im Grunde ihr Leben zu rekonstruieren.”

Dem Wolfswelpen fiel die Decke auf den Kopf

Zunächst suchten die Wissenschaftler nach einer Antwort auf die Frage, wie sich Zhùr so gut im Permafrost erhalten konnte. Denn damit sich ein Kadaver im Permafrost so gut erhält, braucht es eine einzigartige Kombination von Umständen.
“Es ist selten, diese Art von Mumien im Yukon zu finden. Das Tier muss in einem Permafrostgebiet sterben, wo der Boden die ganze Zeit gefroren ist und es anschließend sehr schnell begraben wird”, erklärte die Forscherin. “Wenn es zu lange auf der gefrorenen Tundra liegt, zersetzt es sich oder wird gefressen.”
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Art und Weise, wie der Wolf starb. Tiere, die langsam sterben oder von Raubtieren gejagt werden, werden seltener in unberührtem Zustand gefunden. “Wir denken, dass sie in ihrer Höhle war und sofort durch einen Höhleneinsturz starb”, sagt Meachen. “Unsere Daten haben gezeigt, dass die kleine Wolfsdame nicht verhungert ist und zum Todeszeitpunkt etwa 7 Wochen alt war.”
Röntgenaufnahme des Wolfswelpen

Röntgenaufnahme des Wolfswelpen aus Yukon.

Foto: Government of Yukon

Zhùrs Nahrung überraschte die Forscher

Zusätzlich zu dem Wissen, wie Zhùr starb, konnte das Team auch ihre Ernährung analysieren. Es stellte sich heraus, dass diese stark davon beeinflusst war, wie nahe sie am Wasser lebte. “Normalerweise denkt man bei Wölfen in der Eiszeit daran, dass sie Bisons, Moschusochsen oder andere große Tiere an Land fressen. Eine Sache, die uns überraschte, war, dass sie aquatische Ressourcen fraß, vor allem Lachs.”
Die Analyse von Zhùrs Genom bestätigte zudem, dass sie von alten Wölfen aus Russland, Sibirien und Alaska abstammt. Diese sind auch die Vorfahren unserer heutigen Wölfe. Trotz ausführlicher Analysen bleiben einige Fragen über Zhùr und ihre Familie offen.
“Wir wurden gefragt, warum sie die einzige Wölfin war, die in der Höhle gefunden wurde und was mit ihrer Mutter oder ihren Geschwistern passiert ist”, sagt Meachen. “Es könnte sein, dass sie ein Einzelkind war. Oder die anderen Wölfe waren während des Einsturzes nicht in der Höhle. Leider werden wir das nie erfahren.”
Detailaufnahme des Wolfswelpen

Detailaufnahme der Schnauze des Wolfswelpen.

Foto: Government of Yukon

Künftig sind weitere Funde dieser Art zu erwarten

Der Wolfswelpe hat eine besondere Bedeutung für das lokale Volk der Tr’ondëk Hwëch’in. Deshalb gaben sie auch ihre Zustimmung, Zhùr im Yukon Beringia Interpretive Centre in Whitehorse auszustellen. Dafür wird sie vorsichtig gereinigt und konserviert, damit sie für die nächsten Jahre intakt bleibt und gegebenenfalls auch an andere Orte in Yukon reisen kann.
“Ein […] Vorteil der Klimaveränderung ist, dass wir mehr von diesen Mumien finden werden, wenn der Permafrost immer tiefer taut”, sagt Meachen. “Das ist eine gute Möglichkeit für die Wissenschaft, vergangene Zeiten besser zu rekonstruieren.”
Nicht nur in Nordamerika treten in den letzten Jahren vermehrt Mumienfunde zutage, sondern auch in Asien – speziell Russland. Hier sorgten zuletzt die Kadaver eines erwachsenen und eines jungen Höhlenbären aus dem sibirischen Permafrost für großes Aufsehen. Das Spektrum der Mumienfunde aus dem Permafrost umfasst dabei riesige Wollhaarmammuts, Wollnashörner, Bisons und Pferde bis hin zu Höhlenlöwen, Hunden oder Lemmingen.
(Mit Material der Des Moines University)

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