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Symposium der Frankfurter Buchmesse

China-Delegation: Abtritt beim Auftritt von Dissidenten

China-Delegation verlässt bei Rede von Dai Qing und Bei Ling geschlossen den Saal

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Verlassen: Die offizielle chinesische Delegation trat geschlossen beim Auftritt des regimekritischen Exil-Autors Bei Ling beim Symposium der Frankfurter Buchmesse ab. (The Epoch Times)

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Nun hat die Frankfurter Buchmesse tatsächlich ihren ersten Skandal, bevor sie überhaupt begonnen hat: Die chinesische Delegation verließ mitsamt den von ihr gestellten Autoren geschlossen den Saal, als die Dissidenten Dai Qing und Bei Ling das Podium des jährlich im Vorfeld der Buchmesse stattfindenden Symposiums betraten. Abtritt beim Auftritt also.
Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth hatte sich in ihrer Eröffnungsrede als „Kind der Demokratie” bezeichnet und darauf hingewiesen, den Dalai Lama schon des Öfteren begrüßt zu haben – und dennoch weiterhin nach China reisen zu können. Auch wenn ihre Anmerkungen zu Menschenrechten bei ihrer ersten Reise in Frankfurts Partnerstadt Guangzhou vor mehr als zehn Jahren damals nicht übersetzt worden waren. Dezidiert begrüßte sie Bei Ling und Dai Qing und mahnte den Mut ein, zu Überzeugungen zu stehen.
Die beiden regimekritischen Autoren, die von den Pressevertretern bereits im Foyer bestürmt worden waren, zeigten sich vom Abtritt der China-Delegation betrübt. Als „unmodern” und „unangebrachten Stil” bezeichnete Dai Qing den Abgang. Sie hatte ihre Rede eigentlich für eine anwesende China-Delegation vorbereitet. Bei Ling sagte, er sei „doch ein wenig überrascht”, auch wenn es im Vorfeld von der regimetreuen Autorenriege geheißen hatte: Wenn der kommt, dann kommen wir nicht.
Der Direktor der Frankfurter Buchmesse, Jürgen Boos, war über das schließliche Eintreten des angesagten Skandals doch verblüfft. „Das hatte ich nicht erwartet”, und gemeinsam mit dem Generalsekretär des deutschen PEN-Clubs, Herbert Wiesner, verurteilte er die Verhaltensweise der chinesischen Delegation. Diskurs könne nur stattfinden, wenn man daran teilnehme, so Boos. Zuvor hatte er sich bei den Anwesenden für die Aufregung im Vorfeld des Symposiums entschuldigt, als von der Ausladung der regimekritischen Autoren berichtet worden war.
Man wolle „keinen Demokratieunterricht” bekommen, sagte der ehemalige chinesiche Botschafter Mei Zhaorong später.„Diese Zeiten sind vorbei!”, rief er in die gekommene Menge von Journalisten, Dissidenten, Menschenrechtsvertretern und Freunden des offiziellen China. Letztere klatschten mehr, als es die Pflichtschuldigkeit verlangt hätte. Zurückgekommen nach einer öffentlichen Entschuldigung von Boos – er hatte das Programm ohne Benachrichtigung der chinesischen Mitveranstalter geändert und den Dissidenten einen Podiumsauftritt ermöglicht – kehrte man auch von chinesischer Seite im wörtlichen Sinn zur Tagesordnung über.

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