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Märchenstunde beim BIP

China: Geisterprovinz erwirtschaftet mehr als 11 Prozent des BIP

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Spieglein Spieglein an der Wand, wer ist die reichste Provinz im Land?

Foto: MIGUEL MEDINA/AFP/Getty Images

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Spieglein Spieglein an der Wand, wer ist die reichste Provinz im Land? Auf diese Frage fanden verschiedene Medien aus China in jüngster Zeit eine überraschende Antwort. Die Provinz in der offenbar Milch und Honig fließen wird im chinesischen Internet spöttisch mit dem Namen „Youling Sheng”, also Geisterprovinz, bezeichnet. Der reale Hintergrund ist die Tatsache, dass chinesische Regionalbeamte dazu neigen, ihre Leistungen durch kreative Angaben zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) ihrer Region zu dokumentieren. Sie hoffen, auf diese Weise schneller befördert zu werden.
Laut Angaben der chinesischen Webseite 21cn.com vom 4. Februar habe die Geisterprovinz im Jahr 2012 rund 5,76 Billionen Yuan (etwa 688 Milliarden Euro) „erwirtschaftet”. Das entspreche einem Anteil von etwa 11 Prozent des BIP von China, das die Webseite für 2012 mit 51,93 Billionen Yuan angab.
Dass Wirtschaftsdaten aus und in China mit Vorsicht zu genießen sind, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen haben. Neu ist jedoch, dass in China öffentlich darüber geredet wird. Die Wirtschaftsexpertin He Qinglian erklärte nach Berichten der chinesischsprachigen Epoch Times, Dajiyuan, bereits im Jahr 2004, dass die Summe des von den Regionalregierungen angegebenen BIP nicht mit den offiziellen Zahlen der Regierung übereinstimmen. Um vor ihren Vorgesetzten gut dazustehen, korrigieren diese Beamten ihre Zahlen gerne einmal deutlich nach oben. Cao Yushu, ein Verantwortlicher des Statistikamtes soll in einem Interview gesagt haben, es sei allgemein bekannt, dass die Wirtschaftsdaten in China gefälscht seien. Im Statistikamt werden daher zur „Korrektur” oft zwei Prozent vom BIP der Regionalregierungen abgezogen. He meinte, dass diese zwei Prozent genauso willkürlich seien wie die ursprünglichen Zahlen.
Ein Rückblick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass sich die Glaubwürdigkeit der Regionalbeamten in den Augen der Statistikbehörde wohl auf dem absteigenden Ast befindet. Die chinesische Webseite von The New York Times zitierte Angaben verschiedener chinesischer Medien, dass das BIP der Geisterprovinz im Jahr 2009 2,7 Billionen Yuan, im Jahr 2010 3 Billionen Yuan, im Jahr 2011 4,6 Billionen Yuan und im Jahr 2012 nahezu 5,8 Billionen Yuan betragen habe. Als Lösung sei vorgeschlagen worden, dass neben dem BIP andere Kriterien für die Beförderung der Beamten betrachtet werden sollen, beispielsweise der Umweltschutz und soziale Leistungen.
 

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