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Was Hänschen nicht lernt

China: So sieht Propaganda für Schulkinder aus

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Lesedauer: 3 Min.

Jedes Jahr, wenn im Herbst die Schule beginnt, erhalten Chinas Erstklässler ein frischgedrucktes Schulbuch. Dieses Jahr bekommen die sechsjährigen Leseanfänger sogar ein Heft, das außer ihnen keiner hat: Die neu veröffentlichte Kinder-Broschüre der Kommunistische Partei Chinas (KPCh).
Das Heft ist 56 Seiten lang und ähnlich lang ist auch sein Titel: Es heißt „Riesige Schritte zu neuer historischer Größe – ein Schülerhandbuch zum Geist des 18. Parteitags“. Im Netz hat es viele Diskussionen ausgelöst, hauptsächlich negative. Chinesische Internetnutzer fragen sich, was die politischen Motive hinter der flächendeckenden Einführung dieser Unterrichts-Lektüre ist. Sie kommen übereinstimmend zum Schluss: Die Aktion ist deplaziert und altmodisch.
Eigenlob stinkt …
Schulkinder sollen also in den „Geist des 18. Parteitags“ eingeführt werden. Gemeint ist damit jener politische Kongress, auf dem im vergangenen November die neue kommunistische Führung und die Linie der aktuellen Politik bestimmt wurde.
Das Heft bespricht verschiedenste Themen: Es geht um die offiziellen „Ziele“ des Kongresses, gefolgt von Lobeshymnen auf Erfolge der KPCh. Es geht um wirtschaftliche Entwicklung, Internetkontrolle und „die Legende vom Flugzeugträger“, den das chinesische Militär angeblich vor kurzem in See stechen ließ. Aufgehübscht wird das Ganze mit Interviews von Parteikadern und vorbildlichen Modellarbeitern. Und das letzte Kapitel heißt „Kinder halten für immer loyal zur Partei.“
Gehirnwäsche vom Feinsten
Viele Chinesen misstrauen dem Heft, in dem sie ein plumpes Mittel zur Manipulation der Kleinsten sehen. Ein Nutzer mit dem Namen HarrisD kommentierte auf der Twitter-ähnlichen Plattform Weibo: „Politik hat keinen Platz im Klassenzimmer. Das ist offensichtlich Gehirnwäsche, die darauf abzielt, jeden Funken Innovation und Kreativität bei der nachwachsenden Generation zu zerstören.“
Wie zu Onkel Maos Zeiten
Aktuell sehnt sich die Partei unter Xi Jinping nach einem besseren Image und die neuen Schulbücher sind offenbar Teil der Kampagne. Nicht nur die Blogger sollen auf einmal Selbstzensur üben, auch die Partei-Funktionäre haben angefangen öffentliche „Selbstkritik“ zu üben – was eine klassische Mao-Methode war.
Ein Weibo Nutzer fühlte sich denn auch in die Mao-Ära zurückversetzt: „Als ich 1975 in die Grundschule ging, wurde ich gezwungen, Maos ‚Ausgewählte Werke’ zu lesen und kritische Essays über die Begnadigung von ‚Rechtsgerichteten’ zu schreiben.“ Dass die Broschüre Grundschülern mit beschränkten Lesefähigkeiten aufs Auge gedrückt wird, sorgte für Gelächter. „Das ist definitiv eine neue historische Größe“, kommentierte ein Blogger.

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