Experte: Talfahrt 2014 das große Thema
Chinas Wirtschaft schrumpft: Börse,Yuan und Immobilienblase

Chinas Export ist rasant gesunken und auf einem niedrigeren Niveau als 2008
Foto: STR/AFP/Getty Images
In den vergangenen zwei Monaten ist Chinas Wirtschaftskraft in den wichtigsten Bereichen deutlich gesunken: Börse und Yuan befinden sich auf Talfahrt, der Export schwächelt und auch der Immobilienblase geht sichtbar die Puste aus. Chinas bekannter Wirtschaftskommentator Niu Dao prognostizierte in seinem neuesten Blog-Beitrag, dass sich die allgemeine Talfahrt weiter fortsetzen und 2014 das dominierende Thema in Chinas Wirtschaft sein wird.
Februar-Exporte drastisch gesunken
Nach einem Bericht des chinesischen Zollamts sank die Exportmenge im Februar 2014 um 18,1 Prozent im Vergleich zum Februar 2013. Dadurch entstand China ein Außenhandelsdefizit von 22,98 Milliarden US-Dollar.
Ein Wirtschaftsforscher der Bank of Communication, Tang Jianwei, sagte zu chinesischen Medien, dass der Bedarf an Zement am chinesischen Markt im Januar und Februar weiter zurückgegangen sei, was mit der Entschleunigung auf dem Immobilienmarkt zusammenhängt. Auf dem Futures-Markt sanken Baumaterialien wie Metall, Kohle und Stahl zwischen 14 und 20 Prozent.
Börse kratzt die 2000 Punkte-Marke
An der Shanghaier Börse sank der SSE-Index seit Jahresbeginn um 2,86 Prozent – teilweise bereits unter den psychologisch wichtigen Grenzwert von 2000 Punkten. (Vor der Finanzkrise 2008 vor fünf Jahren hatte er bei 6000 Punkten gelegen).
Auch der Shanghai-Shenzhen-Kombi-Index, der für beide Börsen Chinas steht, befindet sich auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren.
[–Experten-Statement von Niu Dao–]
Der bekannte Wirtschaftskommentator Niu Dao analysierte die aktuelle Situation wie folgt:
„Im Moment ist die Immobilienblase in China schon unermesslich groß und zur Zeit sind alle großen Kapitalanlagen, die mit Immobilien zu tun haben, rapide gesunken. Die für die Immobilien relevanten Branchen werden innerhalb der nächsten drei bis fünf Monate alle zusammenbrechen, was zum sofortigen Ausbruch einer Finanzkrise führen wird.“
Gelddrucken hilft nicht mehr
„Es gibt zwei Möglichkeiten: Wenn man jetzt noch weiter Geldscheine druckt, um die Blase zu stützen, wird dies den Wechselkurs des Yuan ruinieren. Druckt man jedoch keine Scheine mehr, platzt die Blase sofort, was zu einem Domino-Effekt in der Finanzwelt und den Immobilien-relevanten Branchen führen wird.“
Solche Krisensituationen habe es schon ein paar Mal gegeben, schreibt Niu. Die chinesische Zentralbank bewältigte sie durch das Drucken immenser Geldmengen, was die Blase immer weiter vergrößerte. Der Wechselkurs des Yuan ist aktuell im Verhältnis zum Dollar innerhalb von drei Wochen von 6,04 auf 6,18 gesunken.
„Die Hälfte des Kreditvolumens steckt in der Immobilienblase“
Im Jahr 2013 gingen ein Drittel aller Neukredite von Chinas konventionellen Banken in die Immobilienbranche. Zusätzlich heizten Schattenbanken, Trusts und US-Staatsanleihen den Markt an. Die Zentralbank schätzte den Anteil der Immobilienkredite an Chinas gesamtem Kreditvolumen auf 22 Prozent. Niu Dao schätzt ihn dagegen auf über 50 Prozent. Chinas Regierung stehe 2014 vor der äußerst schwierigen Entscheidung, wie sie den Yuan retten soll.
„Die chinesische Wirtschaft befindet sich schon in der Rezession.
Das internationale Kapital versucht, das Land schnellstmöglich zu verlassen. Die rasante Talfahrt wird 2014 und in naher Zukunft das dominierende Thema von Chinas Wirtschaft und für alle in Yuan angelegten Vermögen sein.“
[–Weitere Indikatoren der Talfahrt–]
Ausgehend vom rückläufigen Export nannte Niu Dao als Beispiel für die Rezession den Baltic Dry Index (BDI), der über Schiffstransporte die Entwicklung des Außenhandels zeigt. Zur Zeit ist Chinas BDI rasant gesunken und auf einem niedrigeren Niveau als 2008. Damals gingen viele Export-Unternehmen pleite. Sollte der BDI weiter sinken, rechnet Niu mit einer noch schlimmeren Pleitewelle der Exportunternehmen.
Die kleinere Exportmenge im Februar bedinge, dass auch die Menge des internationalen Hot Moneys, das durch gefälschte Rechnungen ins Land geschmuggelt wurde, gesunken ist, so Niu. Dadurch steht dem chinesischen Markt weniger Kapital zur Verfügung.
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