Chinas Zentralbank senkt Yuan zwölften Tag in Folge – Zeichen für neue Währungspolitik
Seit 12 Arbeitstagen in Folge hat die chinesische Zentralbank den staatlich regulierten Kurs des Renminbi gesenkt. Die chinesische Währung geht damit einem neuen Rekordtief entgegen. Auch der Wahlsieg von Donald Trump spielt dabei eine Rolle.

Der chinesische Yuan sinkt derzeit stark im Verhältnis zum US-Dollar.
Foto: Mark/dpa
Heute notierte der Renminbi / Yuan bei 6,8985:1 zum US-Dollar. Es war der zwölfte Tag in Folge, an dem die chinesische Zentralbank den von ihr festgelegten Mittelwert des Yuan senkte. Bereits beim Preis von 6,8592 Yuan pro Dollar am letzten Donnerstag war der Kurs auf den niedrigsten Stand seit August 2008 gesunken und der Yuan hatte die längste Senkungsperiode seit Dezember 2015 erlebt.
Psychologische Untergrenze
Seit der Finanzkrise 2008 lag die politisch festgelegte Untergrenze des Yuan bei 6,83:1 zum US-Dollar. Die chinesische Regierung wollte auf jeden Fall diese Grenze nicht unterschreiten, weil man anderenfalls mit einer Finanzkrise rechnete. Mittlerweile wurde die einst so wichtige psychologische Grenze mehrfach unterschritten. Experten sehen in der Aktion der Zentralbank (ZB) ein geplantes Vorgehen und rechnen mit einer weiteren Abwertung der chinesischen Währung.
Investmentbanken wie UBS und HSBC vermuten, dass der Wechselkurs des Yuan bis zum Jahresende auf 6,9 fallen wird (dies könnte auch schon morgen der Fall sein). Die Deutsche Bank schätzt, dass ein Dollar bis zum Jahresende sogar 7,0 Yuan kosten wird.
Gerüchte über möglichen neuen ZB-Chef
Die chinesische Regierung ist laut „Caixin“ und weiteren Finanzmagazinen ganz offenbar dabei, ihre lang gepflegte Kurspolitik zu ändern. Auch gibt es Gerüchte, dass die ZB einen neuen Chef bekommen soll: Liu He, einen Top-Berater Staatschef Xi Jinpings. He ist derzeit Leiter des Zentralen Finanzbüros der KP. Der 64-Jährige ist ein Schulfreund Xis und wird dessen Chef-Finanzberater genannt. Er gilt als Architekt verschiedener Finanzreformen Xis. Bei Staatsbesuchen stellte Xi ihn anderen Staatschefs als seinen engen Vertrauten und Mitarbeiter vor.
Trump-Sieg drückte den Yuan
Laut dem Wirtschaftsmagazin „Caixin“ gibt es zwei Gründe für die kontinuierliche Abwertung: 1. Der Yuan richtet sich nach dem Kurs des US-Dollars. 2. Wegen des Sieges von Donald Trump bei den US-Präsidentschaftswahlen lautet die Prognose auf weiteren Sinkflug des Yuan. Man vermutet, dass die US-Zentralbank FED bald die Leitzinsen erhöhen wird, wodurch der Yuan noch weiter sinken wird. Da Trump gegen die Globalisierung eintritt und die Stärkung der nationalen US-Wirtschaft plant, rechnet der Markt außerdem damit, dass die USA künftig weniger Waren aus China importieren werden, wodurch sich Chinas Finanzlage weiter verschlechtern wird.
Gut für Export, schlecht für Inland
Analysten sehen in dieser Runde der Yuan-Abwertung eine geplante Aktion der Regierung, denn es gab bereits im Vorfeld Maßnahmen, die Kapitalflucht im Zuge der Abwertung verhindern sollten. Die Abwertung des Yuans wird als vorteilhaft für Chinas Export gesehen, da sie Chinas Produkte konkurrenzfähig hält, zumal in der jetzigen Zeit, wo Chinas Wirtschaft stark unter Druck steht.
Für den inländischen Markt hat die Talfahrt des Yuan jedoch kaum Vorteile: Sie lässt weiteres Kapital ins Ausland fliehen. Auch der chinesische Aktienmarkt und Immobilienmarkt werden dadurch unattraktiver und können noch weniger Kapital an sich binden.
Nach Schätzungen des US-Finanzamts hat die chinesische ZB in letzter Zeit rund 570 Milliarden Yuan an ausländischen Devisen verkauft, um den Yuan zu stärken, doch die Wirkung einer Stabilisierung unterblieb.
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