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Epidemie-Welle ergreift China: Todesfälle in Millionenstadt Nanjing fast um das 6-Fache gestiegen

Die Krematorien und Bestattungsinstitute in China arbeiten schon lange am Limit. Eine normale Abwicklung ist nicht mehr gegeben. Aus ihrer Not heraus bringen viele ihre verstorbenen Verwandten selbst zum Krematorium. Nicht selten müssen sie auch mal zwei Tage warten.

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Krankenhausmitarbeiter und ein Verwandter schieben eine Leiche auf einer Trage aus der Notaufnahme eines Krankenhauses in Peking, China, am 2. Januar 2023.

Foto: Getty Images

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Lesedauer: 6 Min.


Die Straße nahe der ostchinesischen Stadt Nanjing ist hoffnungslos verstopft. Die Autoschlange zu einem örtlichen Krematorium ist so lang, dass man nicht sieht, wo sie endet. Im Hintergrund steigt schwarzer Rauch der Anlage auf.
Auf dem Bordstein hockt eine Frau mit einem weißen Hut – die Farbe der Trauer in China. Ihr Gesicht hat sie in den Händen vergraben. Vor lauter Verzweiflung schreit sie laut: “Es ist Neujahr”. Das Video kursierte erstmals Anfang Januar in den chinesischen sozialen Medien.
In den Autos befinden sich die Leichen vieler verstorbener Chinesen. Manche sind Privatautos, manche Leichenwagen von Bestattungsinstituten, andere Mietwagen. Wegen der langen Warteschlangen verbleiben manche Leichen bis zu zwei Tage im Auto, sagte sie.
Jüngste Daten aus internen Dokumenten der chinesischen Behörden, die Epoch Times in den letzten Wochen aus verschiedenen Teilen des Landes erhalten hat, bestätigen die vielen Todesfälle seit Aufhebung der Null-COVID-Politik. Das Gleiche bestätigten auch Einwohner gegenüber der Zeitung. Die Zahlen stehen in krassem Gegensatz zu den Aussagen der chinesischen Behörden, die das Problem offenbar herunterspielen will.

Situation in Nanjing

Nanjing ist die Hauptstadt der ostchinesischen Provinz Jiangsu mit rund 9,3 Millionen Einwohnern. Eine Auswertung von Daten der täglichen Einäscherungen der örtlichen Krematorien ergab, dass die Zahl der Todesfälle in der Stadt seit Ende Dezember sprunghaft angestiegen ist. Epoch Times liegen dazu Dutzende Dateien vor. Anfang Januar waren es sogar 761 Todesfälle pro Tag. Das ist fast das Sechsfache der durchschnittlichen Todesfälle pro Tag, die in den ersten fünf Monaten des Jahres 2022 verzeichnet wurden.
Die Auslastung der sieben in Betrieb befindlichen Krematorien der Stadt bestätigen den Trend. Vom 29. Dezember bis zum 18. Januar schwankte die Zahl der eingeäscherten Leichen zwischen 300 und 774 pro Tag und war damit sechsmal höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Damals betrug sie rund 130 Leichen pro Tag. Das ergaben die verfügbaren Daten des Bestattungsamtes von Nanjing,
Aus ihnen geht hervor, dass es in der Stadt vom 18. Dezember 2022 bis zum 2. Januar 2023 insgesamt 8.233 Todesfälle gab. Vor der COVID-Welle waren es innerhalb von 15 Tagen rund 2.100. Das entspricht einem vierfachen Anstieg.

Streng geheim

Die Dokumente unterliegen der Geheimhaltung. Zwar melden die Krematorien die Anzahl der täglichen Einäscherungen an die städtischen Behörden, doch sollen sie keinesfalls an die Öffentlichkeit gelangen.
In einem offiziellen Dokument vom 11. Januar heißt es: “Melden Sie relevante Informationen, Daten und Diagramme per E-Mail, aber diskutieren Sie sie nicht auf QQ und WeChat”. In ihm sind die Daten der Einäscherungen einiger wichtiger Städte zusammengefasst. Sowohl QQ als auch WeChat sind Social-Media-Kanäle in China des chinesischen Konzerns Tencent.
“Sensibilisieren Sie mehr Mitarbeiter in der Krematoriumsindustrie für Geheimhaltung und Sicherheit”, heißt es weiter. “Veröffentlichen Sie keine Daten und Informationen über Einäscherungen.”
Aus demselben Dokument geht hervor, dass ein spezielles Gremium eingerichtet wurde, um die Arbeit der Krematorien zu überwachen und rund um die Uhr am Laufen zu halten. Das Gremium untersteht dem Direktor der Behörde für Bürgerangelegenheiten in Nanjing.
Seit dem 22. Dezember haben vier Bestattungsunternehmen ihre Kapazitäten in nur zwei Wochen erweitert. Sie kauften Kühlschränke für Leichenhallen und forderten mehr Arbeitskräfte an, heißt es in dem Dokument. Den größten Kauf tätigte das Bestattungsinstitut Lishui mit 120 Kühlschränken. Das Bestattungsinstitut Nanjing erhielt 16 zusätzliche Leichenwagen und 38 Fahrer.
Insgesamt waren am 11. Januar 389 Personen mehr in Nanjing im Bestattungsbereich beschäftigt. Acht Tage zuvor waren bereits 105 Personen hinzugekommen.

Ein Mann umarmt eine ältere Verwandte, während sie auf dem Flur einer belebten Notaufnahme eines Krankenhauses in Shanghai, China, am 14. Januar 2023 gepflegt wird.

Foto: Kevin Frayer/Getty Images

“Viele alte Menschen sind gestorben, daran gibt es keinen Zweifel”

Eine Bewohnerin von Nanjing mit dem Nachnamen Zhang, deren vollständiger Name aus Sicherheitsgründen nicht genannt wird, sagte, dass in ihrem Wohnviertel mehr als 20 Senioren gestorben seien. Ihr Nachbar bemerkte die leeren Sofas und Stühle am Eingang der Anlage, wo sich die Senioren gerne sonnten. “Diese Leute sind alle weg”, sagte Zhang.
Ihr Freund aus der nördlichen Millionenstadt Tianjin hat vor Kurzem seinen Bruder im Alter von 66 Jahren verloren. Der Leichnam des Mannes lag tagelang in einer Kühlkammer einer Leichenhalle. Schließlich bestachen sie ein örtliches Krematorium mit Geschenken, damit es den Leichnam abholte.
Eine Chinesin mit dem Nachnamen Su hat einen Verwandten in Peking. Er habe es geschafft, seine Eltern einäschern zu lassen, obwohl es eine zweimonatige Wartezeit bei dem Bestattungsinstitut gab. Allerdings mussten sie trotzdem tagelang warten, erzählte sie. “Viele alte Menschen sind gestorben, daran gibt es keinen Zweifel. Das ist eine Tatsache”, sagte Su gegenüber Epoch Times.
“Aber wie die COVID-Situation wirklich ist, wissen wir nicht. Es gibt keine Daten oder öffentlichen Informationen. Alles wird vor uns geheim gehalten.”

Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel: EXCLUSIVE: Death Toll Rises Nearly 6 Fold in Chinese City Amid COVID Wave, Internal Documents Show (redaktionelle Bearbeitung nh)

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