Gedanken der Chinesen zum „Shutdown“ in den USA

Shutdown: Parks haben von nun an geschlossen.
Foto: Mark Wilson/Getty Images
Der Verwaltungsstillstand in den USA konnte für die Chinesen nicht ungelegener kommen. Waren doch tausende Touristen über die Ferien vom 1. bis 7. Oktober (Chinas Goldene Woche) ins Ausland geflogen. In den USA standen Parks, Museen und Denkmäler auf dem Ausflugsprogramm.
Während viele entrüstet darüber waren, vor verschlossenen Parktoren zu stehen, waren andere überrascht, dass das amerikanische Leben trotz des „Shutdown“ so reibungslos weiterlief.
„Ich könnte heulen“, schrieb eine chinesische Touristin ihren Freunden im Chat und versendete einen Screenshot, auf dem stand, 401 Nationalparks seien geschlossen. Sie war eine der Unglücklichen.
China-Touristen bekamen den „Shutdown“ zu spüren
„Am meisten leiden wir chinesische Touristen unter den Schließungen“, sagte eine Frau Wang aus Shanghai gegenüber der Zeitung New Express Daily Guangdong. Wäre doch Washington D.C. eines der bevorzugten Ausflugsziele der Chinesen während der Goldenen Woche. „Die USA müsste die chinesischen Touristen entschädigen“, sagte sie. „Von der Reiseagentur wurde uns nichts erstattet, weil es sich um höhere Gewalt handelte“.
„Verglichen mit dem „Shutdown“ von 1995 bis 1996, betrifft uns der heutige viel mehr. Wir müssen nun die meiste Zeit auf dem chinesischen Markt verbringen, und da tummeln sich schon eine ganze Reihe chinesischer Touristengruppen. Vor 17 Jahren gab es noch nicht so viele Touristen aus China“, sagte Tony Lu der staatlich kontrollierten chinesischen Xinhua-Agentur. Er ist seit 20 Jahren Reiseveranstalter in Los Angeles.
„Shutdown“ als Lehrstück für Demokratie
Der „Shutdown“ zog heiße Diskussionen in Internetforen nach sich. Die kommunistischen Propagandisten zogen über die Demokratie in den USA her und sprachen von „Inkompetenz“, andere sahen hier gerade die Stärke einer Demokratie. „Der Vorfall zeigt, dass die US-Regierung nicht die Macht und die Geldquellen des Landes besitzt“, schrieb ein Blogger.
Blogger in China verglichen das chinesische mit dem US-System: „Die chinesische Regierung ist reich, aber die Menschen sind arm. Die US-Regierung ist arm, die Menschen jedoch reich.“
Zhou Xiaohui, ein bekannter chinesischer Internet-Kommentator, schrieb in seiner neuen Kolumne, Chinesen, besonders chinesische Touristen könnten an den Vorgängen in einem freien demokratischen Land am meisten für sich selber lernen. Die meisten Amerikaner wären durch die Schließungen gar nicht betroffen gewesen, weil die Regierungen der einzelnen Bundesstaaten nicht von der zentralen Regierung abhängig wären. „Das ist völlig anders als in China, wo die Kommunistische Partei alle lokalen Regierungen kontrolliert“, schrieb Zhou.
Aktuelle Artikel des Autors
10. Juli 2019
China: Das Leiden der Alten in den „Leeren Nestern“
14. November 2013
Wie Chinas Journalisten vor Meinungsfreiheit gewarnt werden
26. September 2013
China: Immobilienblase platzt „noch vor 2022“
20. September 2013
China: In Ungnade gefallener Blogger schlägt zurück
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.