Dramatische Verluste und Überlebenskämpfe
So hart trifft Chinas Wirtschaftsflaute die Kohleindustrie

Kohleindustrie in China.
Foto: STR/AFP/Getty Images
Chinas Kohleindustrie hat im Jahr 2013 dramatische Verluste gemacht. Mit dem Rückgang von Investitionen und Bauprojekten sank auch der Bedarf an Kohle, die bisher kräftig gebraucht worden war, um den künstlichen Boom im Reich der Mitte anzufeuern. Die Flaute stürzt große Anbieter in Finanzierungsprobleme, für kleine Kohleproduzenten wird sie zum Überlebenskampf.
Verluste in Milliardenhöhe
Wie chinesische Medien berichteten, veröffentlichten bis zum 9. April 18 börsennotierte Kohlekonzerne ihre Jahresberichte für 2013. Von Januar bis November 2013 verzeichnete Chinas Kohlebranche demnach einen Gesamtverlust von 40,554 Milliarden Yuan (über 5 Milliarden Euro). Zum Vergleichszeitraum im Jahr 2012 hatten sich die Verluste um 80 Prozent vergrößert.
Beunruhigend war auch der Verschuldungsgrad der Unternehmen (das Verhältnis von Eigenkapital und Fremdkapital): Er lag für die 18 chinesischen Kohleriesen durchschnittlich bei 54 Prozent. Eines der Unternehmen war sogar zu 74 Prozent verschuldet.
Die Aussichten für die Branche sind auch 2014 düster: Allein in Chinas Kohle-Provinz Shanxi wurden im Januar und Februar über 4 Milliarden Yuan an Verlusten eingefahren (rund 500 Millionen Euro). Die Kohle-Stadt Ordos in der Inneren Mongolei ist durch die Krise fast völlig lahm gelegt.
[–Stillstand in der Kohle-Stadt Ordos–]
Unterbrochene Kapitalketten und die dramatisch gesunkene Nachfrage sind die Hauptprobleme für Chinas Kohleindustrie. In der Branche wird kaum mit Bargeld, sondern vor allem mit Wechseln bezahlt, was den Cash-Flow schwer beeinträchtig, wenn ein Kunde nicht rechtzeitig zahlt.
Hinzu kommt, dass der Marktbedarf dramatisch gesunken ist. „Keiner will mehr Kohle“, zitierten chinesische Medien den Betreiber einer Kohlenreinigungswerkstatt in Ordos, einer Stadt in der die Immobilienpreise vergangenes Jahr um bis zu 90 Prozent einbrachen und wo der bisher eifrig betriebene Bau-Boom eingestellt werden musste: Weil Stahl- und Zementfabriken ihre Produktion zurückgefahren haben, ist die Kohlebranche in Ordos fast völlig zum Erliegen gekommen.
„Wir verkaufen nur noch ein Zehntel“
Manshi Kohle, ein Privatunternehmen aus Ordos verkaufte früher problemlos 40.000 Tonnen Kohle pro Tag, was 1000 LKW-Ladungen entsprach. „Aktuell können wir pro Tag nicht mal hundert LKW-Ladungen, ein Zehntel davon, verkaufen (4.000 Tonnen Kohle)“, sagte ein Manshi-Sprecher. Dabei gehört sein Unternehmen noch zu den Glücklichen, die täglich Umsatz machen. Dass die Banken in letzter Zeit bei den Kreditvergaben an Unternehmen strenger geworden sind, kommt erschwerend hinzu. Dieses allgemeine Phänomen betrifft neben der Kohle auch alle anderen Branchen in China.
Auch die Informationspolitik der kommunistischen Regierung, die ihren Bürgern lieber das Blaue vom Himmel verspricht, als sie über tatsächliche Gegebenheiten zu informieren, trug zur Lage der Kohlekonzerne bei: Obwohl der Markt in eine schon rückläufige Tendenz gezeigt hatte, rechneten viele Unternehmen mit einem erhöhten Energiebedarf in der Zukunft. Weil man auf die Rückkehr des Aufschwungs hoffte, wurde deshalb auch kräftig in ausländische Kohleprojekte, zum Beispiel in Australien, investiert.
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