Systematische Verfälschung
Studie mit Nachtlichtdaten entlarvt: Chinas Regime frisiert Wirtschaftswachstum
Das kommunistische Regime in China setzt seine Wachstumsdaten zu hoch an. Dies wies eine Studie der Universität Chicago mithilfe von Nachtlichtdaten nach.

Feierlich eröffnet werden die Winter-Paralympics mit einem Feuerwerk über dem Stadion in Chinas Hauptstadt Peking.
Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa
Die Kommunistische Partei Chinas (KPC) schönt ihre Wirtschaftsdaten. Während das Regime die Veröffentlichung der aktuellen Zahlen hinausgezögert hatte, hat eine US-Studie Fälschungen in den vergangenen Jahren nachgewiesen. In einem Gespräch mit „Voice of America“ (VOA) stellte Luis R. Martínez von der Harris School of Public Policy an der Universität von Chicago deren Ergebnisse vor. Diese hatte Nachtlichtdaten (NTL) von meteorologischen Satelliten der U.S. Air Force ausgewertet.
US-Armeesatelliten lieferten die Nachtlichtdaten
Martínez hatte die Studie verfasst, die im Oktober im „Journal of Political Economy“ veröffentlicht wurde. Dazu untersuchte er BIP-Daten für 184 Länder, die von der Weltbank über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren zusammengetragen wurde. Er verglich diese Daten mit den dazugehörigen Nachtlichtdaten.
Zusammen mit seinem Forscherteam kam er dabei zur Erkenntnis, dass autokratische und erst recht totalitäre Staaten ihr BIP regelmäßig um etwa 35 Prozent zu hoch ansetzen.
Grundsätzlich, so Martínez, habe jede Regierung ein Interesse daran, die BIP-Daten ihres Landes möglichst hoch anzusetzen. In autokratischen Staaten fehlten jedoch Kontrollen und Gegengewichte, die Regierungen davon abhalten, die Daten zu „frisieren“. Gegenüber VOA erklärt der Forscher:
„Wenn die wahre Wachstumsrate in autoritären Staaten bei einem Prozent liegt, würde das autoritäre Regime eine Wachstumsrate von 1,3 Prozent ausweisen.“
Ein hochrangiger chinesischer Beamter habe ihm gegenüber sogar zugegeben, dass die BIP-Daten der KPC unzuverlässig seien, schrieb Martínez in seiner Studie.
Chinas Regime will im dritten Quartal Prognose übertroffen haben
Am 24. Oktober hatte die Führung in Peking ihre aktuellen Daten nach einer ungewöhnlichen Verzögerung von fast einer Woche veröffentlicht. Für das dritte Quartal des Jahres wies das Regime eine BIP-Wachstumsrate von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum aus. Damit übertraf es die Marktprognose von 3,4 Prozent und schnitt besser ab als im zweiten Quartal. Dort lag die Wachstumsrate nur bei 0,4 Prozent.
Su Tzu-yun, ein leitender Analyst am taiwanischen Institut für Nationale Verteidigungs- und Sicherheitsforschung, sprach am 1. November mit der chinesischsprachigen Ausgabe der Epoch Times. Im Interview erläuterte er, dass Nachtlichtdaten ein sehr einfaches Maß für die wirtschaftliche Aktivität seien. Je intensiver und heller das Licht in einem Land sei, umso mehr an wirtschaftlicher Aktivität finde dort statt.
Nachtlichtdaten hätten frühere Erkennung von Corona ermöglichen können
Eine stärkere Beachtung der Nachtlichtdaten hätte auch helfen können, den Ausbruch der Corona-Pandemie früher zu erkennen. Das KP-Regime hatte über Wochen versucht, diese zu vertuschen. Allerdings hätten US-amerikanische Wissenschaftler später die nächtlichen Satellitenbilder von Wuhan in der Zeit des Ausbruchs ausgewertet.
In jener Zeit war eine erhebliche Anzahl an Fahrzeugen in der Nähe von Krankenhäusern in der Stadt zu verzeichnen – und verursachte dadurch Staus. Die ungewöhnlichen Verkehrsströme hätten sich als mögliche Indikatoren für die Möglichkeit eines großflächigen Ausbruchs einer Pandemie interpretieren lassen.
Praxis der lokalen Datenveröffentlichung verboten
Ein weiterer Beobachter, China-Experte Wang He, wies in der chinesischsprachigen Epoch Times auf einen anderen Aspekt hin, der Zweifel an den Wirtschaftsdaten des Regimes weckt:
„In China werden Beamte aufgrund ihrer wirtschaftlichen Leistungen befördert. Daher haben sie einen Anreiz, ihre Wirtschaftsdaten für ihre Beförderung zu verbessern.“
Bereits in der Vergangenheit hatten chinesische Lokalregierungen deshalb ihre eigenen BIP-Zahlen veröffentlicht. Addierte man diese zusammen, erhielt man regelmäßig höhere Werte als die Führung in Peking bekannt gab. Aus diesem Grund verbot Peking diese Praxis und beauftragte die nationale Statistikbehörde mit der Veröffentlichung.
Wang zweifelt jedoch auch deren Daten an. Die BIP-Wachstumsrate von 3,9 Prozent erschließe sich nicht aus den Daten in anderen Bereichen:
Laut den Daten der chinesischen Finanzpublikation ‚Caixin‘ lag der chinesische Einkaufsmanagerindex von Januar bis September unter 50. Dies deutet auf einen Rückgang der Produktion hin. Wie kann dann ein Wachstum von 3,9 Prozent möglich sein?“
Von 2008 bis 2016 jedes Jahr um zwei Prozent zu viel Wachstum ausgewiesen?
Der sogenannte Purchasing Managers‘ Index (PMI) zeigt an, ob die Marktbedingungen expandieren, gleich bleiben oder schrumpfen. Ein PMI-Wert über 50 steht für eine Expansion, ein PMI-Wert unter 50 für eine Schrumpfung. Ein PMI-Wert von 50 bedeutet keine Veränderung.
Bereits im Jahr 2019 berichtete „The Economist“ über die Ergebnisse einer gemeinsamen Studie von Forschern aus Chicago und Hongkong. Dieser zufolge habe Chinas Regime von 2008 bis 2016 „das reale BIP-Wachstum jedes Jahr um durchschnittlich zwei Prozentpunkte zu hoch angesetzt“.
Einer jährlichen Addition der Daten aus diesem Zeitraum zufolge hätte man die offiziellen BIP-Daten für 2016 also um 16 Prozent zu hoch angesetzt. In Zahlen ausgedrückt entspräche das mehr als 1,5 Billionen US-Dollar
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