Verdacht auf Zensur: Plötzlicher Tod eines chinesischen Schauspielers weckt Misstrauen
Das chinesische Regime bezeichnete Yu Menglongs tödlichen Sturz als Unfall. In sozialen Medien wird jedoch behauptet, er sei vor dem Sturz unter Drogen gesetzt oder aus dem Fenster gestoßen worden.
In Kürze:
- Der in China berühmte Schauspieler und Sänger Yu Menglong ist mit nur 37 Jahren bei einem Sturz aus einem Fenster gestorben.
- Im Internet verbreitete sich jedoch schnell der Verdacht, es könnte sich um Mord handeln.
- Die Regierung in Peking reagierte auf die Beiträge mit einer umfassenden Zensurkampagne.
Der plötzliche Tod des chinesischen Schauspielers und Sängers Yu Menglong hat in den chinesischen sozialen Medien eine Welle der Skepsis ausgelöst. Die Polizei hatte den Tod schnell als „Sturz unter Alkoholeinfluss” eingestuft und Maßnahmen ergriffen, um Informationen im Internet zu unterdrücken.
Der 37-jährige Yu war vor allem für seine Rollen in beliebten chinesischen Fernsehserien bekannt. Am 11. September 2025 soll er gegen Morgengrauen aus dem fünften Stock eines Wohnkomplexes in Peking gestürzt sein. Innerhalb von 12 Stunden erklärte die Pekinger Polizei den Fall für abgeschlossen und erklärte, dass „ein strafrechtlicher Verdacht ausgeschlossen” sei.
Allerdings schürten Fotos und Augenzeugenberichte im Internet, die zerrissene Fenstergitter, Kratzspuren und andere Unregelmäßigkeiten beschrieben, weitverbreitete Zweifel.
Verdacht auf ein Verbrechen
In den chinesischen sozialen Medien verbreiteten sich schnell unbestätigte Behauptungen. Einige Nutzer vermuteten, dass Yu vor seinem Sturz unter Drogen gesetzt und angegriffen oder dass er aus dem Fenster gestoßen worden sei. Andere vermuteten, dass seine Mutter von mächtigen Personen kontrolliert werde.
Diese Gerüchte gewannen an Fahrt, nachdem einige seiner Anhänger sich an einen kürzlich ausgestrahlten Livestream erinnerten, in dem Yu mit einer Prellung an der Stirn auftrat. Dabei erklärte er seinem Publikum geheimnisvoll: „Wenn ich eines Tages plötzlich verschwinde, dann wisst ihr, dass es kein Unfall war.“ Die Übertragung wurde von seinem Management abrupt unterbrochen.
Zu den Verdächtigungen trugen auch Videos bei, die online kursierten und Yu vor dem Sturz kopfüber an einem Balkon hängend zeigten. Auf den stark zensierten sozialen Medienplattformen Chinas wurden solche Informationen jedoch schnell entfernt.
Reporter lokaler chinesischer Medien besuchten den Ort des Geschehens und sahen Polizeiautos, die vom Gebäude wegfuhren. In dem Bericht hieß es, dass die Vorhänge an einem Fenster im fünften Stock des Gebäudes zerrissen waren.
Laut lokalen Medien entdeckten Bewohner und Reinigungskräfte des Wohnkomplexes an diesem Tag gegen 6 Uhr morgens, dass jemand aus einem Gebäude gefallen war. Der Sicherheitsbeamte rief daraufhin einen Krankenwagen. Sofort riegelte die Polizei den Tatort ab. Ein Krankenwagen brachte den Verstorbenen gegen 7 Uhr morgens weg. Reportern fiel auf, dass der Boden, auf den der Sturz stattfand, am Nachmittag desselben Tages gereinigt worden war.
Die Epoch Times konnte die Behauptungen und Berichte nicht unabhängig überprüfen.
Das Regime versucht, Diskussionen zu unterbinden
Anstatt sich mit den Unstimmigkeiten auseinanderzusetzen, leitete das chinesische Regime eine umfassende Zensurkampagne ein. Beiträge, die Yus Tod erwähnten, wurden auf allen großen Social-Media-Plattformen gelöscht. Darunter war auch der Beitrag des Hongkonger Sängers Daniel Chan, in dem er lediglich um Yus Tod trauerte.
Weibo, eine der größten Social-Media-Plattformen Chinas, gab am 14. September bekannt, dass es mehr als 4.300 entsprechende Beiträge gelöscht und über 60 Konten wegen „Verbreitung von Verschwörungstheorien” gesperrt habe. Das geht aus chinesischen staatlich kontrollierten Medien hervor. Die Nutzer griffen auf verschlüsselte Sprachen und Emojis zurück, um die Filter zu umgehen und weiterhin Informationen auszutauschen.
Am 21. September veröffentlichte die Polizei des Pekinger Bezirks Chaoyang eine offizielle Mitteilung, in der sie alle Spekulationen als „Gerüchte” zurückwies. Sie behauptete, drei Personen hätten gestanden, falsche Geschichten erfunden zu haben. In der Mitteilung wurden ihre angeblichen Beiträge aufgeführt, die von Behauptungen, Yu sei gezwungen worden, aus dem Gebäude zu springen, bis zu Andeutungen reichten, seine Familie werde von mächtigen Personen kontrolliert.
Die Polizei erklärte, die drei namentlich nicht genannten Personen hätten gegen das Gesetz verstoßen und würden „Zwangsmaßnahmen” unterzogen. Allerdings teilten die Behörden nicht mit, ob diese Personen inhaftiert, mit einer Geldstrafe belegt oder anderweitig bestraft wurden.
Chinesische Internetnutzer stellten jedoch eine eklatante Unstimmigkeit fest. Auf den offiziellen Websites der Regierung waren keine Verwaltungsstrafdokumente zu diesen mutmaßlichen Straftätern zu finden, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist. Diese Diskrepanz schürte das Misstrauen der Öffentlichkeit weiter.
Familienaussagen und widersprüchliche Berichte
Zunächst bestätigte Yus Talentagentur seinen Tod, gab jedoch nur wenige Details bekannt. Am 16. September veröffentlichte die Agentur eine Erklärung, die Yus Mutter zugeschrieben wurde. Darin hieß es, er sei „beim Trinken durch einen Unfall gestürzt” und die Öffentlichkeit wurde aufgefordert, keine Spekulationen mehr anzustellen.
Gleichzeitig kursierte im Internet ein angeblich handgeschriebener Appell von Yus Mutter, der in direktem Widerspruch zur Erklärung der Agentur stand. In dem Brief behauptete sie, sie habe wichtige Beweise dafür, dass der Tod ihres Sohnes kein Unfall gewesen sei. Sie schwor, nicht aufzugeben, um Gerechtigkeit zu schaffen: „Mein Sohn war ein so kluger und gutherziger Mensch. Er hätte nicht mit einer solchen Ungerechtigkeit sterben dürfen, und der Mörder hätte das Wort ‚Unfall‘ nicht verwenden dürfen, um sein Leben herunterzuspielen.“
Weiter schrieb sie: „Ich bin bereit, die Verantwortung für jedes meiner Worte zu übernehmen, und ich hoffe nur, die Seele meines Sohnes im Himmel zu trösten und ihn wissen zu lassen, dass seine Eltern nie aufgegeben haben, um Gerechtigkeit für ihn zu erzielen.“
Ein umfassenderes Muster der Geheimhaltung
Das chinesische Regime hat wiederholt versucht, Fragen rund um Yus Tod als „Gerüchte“ abzutun und Künstler und Anhänger, die Zweifel äußern, zum Schweigen zu bringen.
Derzeit bleibt die Öffentlichkeit zwischen widersprüchlichen Darstellungen gefangen – einer offiziellen Darstellung eines Unfalls unter Alkoholeinfluss und der weitverbreiteten Überzeugung, dass Yu Menglong Opfer mächtiger Kräfte in der chinesischen Unterhaltungsindustrie geworden ist.
Darüber hinaus besteht in der Öffentlichkeit erheblicher Verdacht, dass das chinesische Regime daran arbeitet, den Vorfall zu vertuschen. Das verstärkt das Muster der Geheimhaltung, das in politisch sensiblen Fällen in China üblich ist.
Dieser Artikel erschien im Original auf theepochtimes.com unter dem Titel „Chinese Actor’s Death Sparks Suspicion Amid Quick Censorship“. (Übersetzung und redaktionelle Bearbeitung mf)
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