Kolumne: Ropers neue Welt der Etymosophie
CONDITIO SINE QUA NON – unsere Bedingungswelt?
Die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers erscheint wöchentlich exklusiv in der EPOCH TIMES Deutschland.
Wir leben in einem dichten Netz von Bedingungen und Beziehungen, wobei diverse Bedingungen ein großes Hindernis auf dem Weg zur Freiheit sind. (Wenn du viel betest und nicht sündigst, kommst du in den Himmel). Diese Bedingungssätze, die im Deutschen mit dem Wort „wenn“ beginnen, sind Menschenwerk und nicht eine Erfindung Gottes. Gerade die Bedingungs-losigkeit ist eine Grundvoraussetzung, das Leben im Hier & Jetzt in Fülle zu erfahren. Wir verwechseln leider Disposition (Voraussetzung) mit Bedingung.
Nach intensiverer Reflexion wurde mir plötzlich bewusst, dass wir schon in der Schule auf den großen Unterschied zwischen condicio = Bedingung und conditio = Gründung, Schöpfung nicht hingewiesen wurden. Meine Lateinlehrer am Jesuiten-Gymnasium waren zwar ziemlich gut ausgebildet, aber alles wussten sie offenbar auch nicht.
So hat sich bis heute fehlerhaft bis in das DUDEN-Fremdwörterbuch hinein der lateinische Begriff CONDITIO SINE QUA NON (= eine Bedingung, ohne die etwas Bestimmtes nicht eintreten kann) eingeprägt, und richtig müsste es heißen: CONDICIO SINE QUA NON. Jeder Lateinschüler erinnert sich noch an das geflügelte Wort: ab urbe condita (= von der Gründung der Stadt Rom im Jahre 753 v.Chr. an gerechnet). Mit Bedingung hat das nichts zu tun.
Das Wort Bedingung heißt im Lateinischen: condicio und geht auf das Verb condicere (= gemeinsam sagen) zurück. Folgerichtig müsste dann im Deutschen das vom Latein abgeleitete Wort „Bedingung“ CONDIKTION heißen. Die von dicere (= sagen) stammenden deutschen Worte sind z.B. Diktion, Diktat, Diktatur.
Das Wort conditio hingegen kommt von condire (= würzen, lecker zubereiten, geschmackvoll machen). Das deutsche Wort KONDITOR hat daher seinen Ursprung.
Unser Sprachbewusstsein ist leider sehr unzureichend ausgebildet, und daher leben wir heute in einem neuen Babylon der Sprachverwirrung, das dringend der Erleuchtung des Hl. Geistes, nicht nur an Pfingsten, bedarf. Sprache ist immer Ausdruck einer Geistes-Kultur.
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Der Religionsphilosoph Roland R. Ropers ist Autor und Herausgeber etlicher Bücher:
Was unsere Welt im Innersten zusammenhält: Hans-Peter Dürr im Gespräch mit bedeutenden Vordenkern, Philosophen und Wissenschaftlern von Roland R. Ropers und Thomas Arzt; 2012 im Scorpio Verlag
Eine Welt – Eine Menschheit – Eine Religion von Bede Griffiths und Roland R. Ropers
Gott, Mensch und Welt. Die Drei-Einheit der Wirklichkeit von Raimon Panikkar und Roland R. Ropers
Die Hochzeit von Ost und West: Hoffnung für die Menschheit von Bede Griffiths und Roland R. Ropers
Geburtsstunde des neuen Menschen. Hugo Makibi Enomiya-Lassalle zum 100. Geburtstag von Roland R. Ropers
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