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Falsche Behauptungen, toxische Rezepte: Afroamerikaner kritisieren Black Lives Matter

Die Unruhen in den USA nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd haben der Bewegung „Black Lives Matter“ Auftrieb gegeben. Es ist zum Risiko geworden, ihr öffentlich zu widersprechen. Dabei sind ihre Rezepte möglicherweise selbst Teil des Problems.

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"Black Lives Matter" hat weltweit Anhänger gefunden. Dieses Transparent wurde am 16. Juni 2020 am Wohnkomplex Prosfygika in Athen in Griechenland fotografiert.

Foto: LOUISA GOULIAMAKI/AFP über Getty Images

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Lesedauer: 8 Min.

Seit dem Tod des 46-jährigen Afroamerikaners George Floyd im Mai in Minneapolis und dem Beginn der daraufhin einsetzenden Unruhen ist es vor allem im US-amerikanischen Bildungswesen zu einer Mutprobe geworden, den Narrativ zu hinterfragen, den die umstrittene Bewegung „Black Lives Matter“ (BLM) seit ihrer Gründung kultiviert hat.
In Vermont wurde eine High-School-Direktorin entlassen, weil sie Inhalte und Gebaren der Bewegung hinterfragt hatte, der Kritiker vorwerfen, es gehe ihr weniger um die tatsächliche Verbesserung der Lebensumstände in afroamerikanischen Communities, sondern vorrangig um die Verbreitung von Ideologie. An der Cornell Law School wurde der Professor William Jacobson vom eigenen Dekan gemaßregelt, weil er auf Falschbehauptungen hingewiesen hatte, die BLM seit Jahren verbreitet.

„Polizeibrutalität ist reales Problem, systemischer Rassismus nicht“

Nun haben sich zwei afroamerikanische Gelehrte zu Wort gemeldet und ebenfalls Vorbehalte gegen Agitation und Ziele einer Bewegung geäußert, die unter anderem die „Auflösung der Kernfamilie“ und die „Beseitigung von Cisgender-Privilegien“ fordert oder „antizionistischen“ Antisemitismus pflegt.
Auf der YouTube-Plattform bloggingheads.tv tauschen sich Columbia-Linguistikprofessor John McWhorter und Brown-University-Ökonom Glenn Loury in dessen „Glenn Show“ über die „Hysterie“ aus, die das Land derzeit unter dem Banner des „Anti-Rassismus“ im Griff habe.
Beide Diskussionspartner äußern dabei bereits ihre Zweifel an der Darstellung, der Tod von George Floyd sei von den am Einsatz beteiligten Polizeibeamten in Minneapolis aus rassistischen Motiven herbeigeführt worden. Beide kritisieren, dass der konkrete Polizeieinsatz übertriebene Härte erkennen ließ und Glenn sprach von einem realen Problem, das Amerika in Form von Polizeibrutalität habe.

Mehr Weiße bei Polizeieinsätzen erschossen

Allerdings bezweifeln beide, dass dies ein Problem sei, das sich ausschließlich gegenüber der afroamerikanischen Community bemerkbar mache – insbesondere sei nicht erkennbar, dass das Vorgehen gegen Floyd rein rassistisch motiviert gewesen wäre. Es sei aber im derzeitigen politischen Klima „nicht einmal mehr erlaubt, diese Fragen zu stellen“, so Loury.
Unter Berufung auf eine Datenbank der „Washington Post“ erklären die Professoren, dass die Mehrheit der 1003 Personen, die im Vorjahr USA-weit bei Polizeieinsätzen erschossen worden wären, Weiße waren, konkret 405 Betroffene. Darüber hinaus wurden 250 Schwarze erschossen, 163 Hispanics und der Rest war anderer oder unbekannter Herkunft.
Gemessen am Bevölkerungsanteil heißt das zwar immer noch, dass Afroamerikaner, die etwa 14 Prozent der US-Bevölkerung stellen, überdurchschnittlich von tödlichen Polizeieinsätzen betroffen sind – wobei über die Community-Zugehörigkeit der jeweils beteiligten Beamten aus der Statistik nichts hervorgeht.

„Märtyrerkomplex“ verhindert Eigenverantwortung

McWhorter weist in diesem Zusammenhang aber darauf hin, dass afroamerikanische Communitys deutlich stärker von Kriminalität heimgesucht sind und deshalb auch mehr Polizeieinsätze stattfinden. Zudem lebten 20 Prozent der schwarzen, aber nur neun Prozent der weißen Amerikaner in Armut.
Für diese machen Anhänger von BLM allerdings auch „systemischen Rassismus“ verantwortlich. Immerhin, so erklärt Xavier Ramey von der NGO „Justice Informed“ gegenüber dem „Deutschlandfunk Kultur“, seien über Generationen hinweg „von der US-Regierung geschaffene Strukturen“ für Desinvestition und immer größere Schwierigkeiten beim Erwerb von Besitz in afroamerikanischen Gemeinden verantwortlich.
Auch dies bezweifeln McWhorter und Loury jedoch. Bestrebungen wie BLM machten die Vergangenheit für alle Versäumnisse der Gegenwart verantwortlich und kultivierten einen „Märtyrerkomplex“, der es verabsäume, an die Eigenverantwortung in der schwarzen Community zu appellieren.

Forderungen von „Black Lives Matter“ nicht einmal unter Schwarzen mehrheitsfähig

Kritiker des BLM-Narrativs äußern nicht nur Verwunderung über das vermeintlich plötzlich erwachte Bewusstsein in Teilen der Bevölkerung und in Wirtschaft und Verbänden für Polizeigewalt und Rassismus. Vielfach wird auch darauf hingewiesen, dass der von marxistischer Ideologie durchzogene Forderungskatalog von BLM nicht nur in der afroamerikanischen Bevölkerung selbst nicht mehrheitsfähig, sondern für die Aussicht auf einen wirtschaftlichen Aufstieg schwarzer Communitys sogar schädlich sind.
Während Bürgerrechtler Dr. Martin Luther King jr. einst die Bedeutung der intakten Familie aus Mutter, Vater und Kindern als „wichtigste Bildungsinstitution der Menschheit“ bezeichnet hatte, betreibt BLM deren Auflösung zugunsten „erweiterter Familien“ und „Dörfern“, die kollektiv die Erziehung von Kindern in die Hand nähmen.

Afroamerikaner leiden besonders unter den Folgen fehlender Familienwerte

Dabei ist die hohe Rate von Kindern, die vaterlos aufwachsen, einer der Hauptfaktoren für Armut und Kriminalität in afroamerikanischen Gemeinden. Bis zu 75 Prozent der Kinder in schwarzen Communitys werden unehelich geboren, wachsen ohne Vater auf und suchen Ersatz für fehlende männliche Identifikationsfiguren in Strukturen, wie sie beispielsweise Gangs bilden. Auf diese Weise – und im Zusammenspiel mit einer Popularkultur, die solche Verhaltensweisen glorifiziert – bilden Drogen, Kriminalität und Verachtung gegenüber Frauen für sie schon bald eine Normalität.
Unabhängig von der Rassenzugehörigkeit zeigen langjährige Beobachtungen jedoch, dass nur vier Prozent aller Haushalte, in denen Vater und Mutter verheiratet sind und mit ihren leiblichen Kindern leben, Lebensmittelkarten in Anspruch nehmen müssen. Verheiratete männliche Afroamerikaner erzielen im Schnitt ein um mindestens 12.500 US-Dollar höheres Jahreseinkommen als Unverheiratete.

Sichere Rezepte gegen Armut

Bill Galston, der frühere Berater des ehemaligen US-Präsidenten Bill Clinton, der nun für die Brookings Institution arbeitet, erklärt, die „stabile Familie mit zwei Elternteilen ist die beste Versicherung eines amerikanischen Kindes gegen Armut“. Um in den USA ein Leben in Armut zu vermeiden, gebe es drei wesentliche Rezepte: die High School zu beenden, zu heiraten, bevor man Kinder habe, und nach dem Erreichen des 20. Lebensjahres zu heiraten.
Nur acht Prozent jener Amerikaner, die sich an diese Ratschläge gehalten hätten, lebten in Armut – im Gegensatz zu 79 Prozent derjenigen, die diese Kriterien nicht erfüllten. Dies gilt unabhängig von Herkunft und Hautfarbe.

Weiße liberale Eliten praktizieren selbst traditionellen Lebensstil

Armut und Kriminalität in afroamerikanischen Communitys scheinen demnach weniger die Folge eines „systemischen Rassismus“ zu sein, sondern die Konsequenz der Infragestellung traditioneller Familienwerte, wie sie nicht nur marxistische Ideologen von BLM, sondern auch liberale weiße Eliten betrieben hatten – im Übrigen ohne sich selbst daran zu halten.
Wie eine Studie aus kalifornischen Oberschichthaushalten zeigt, die der „Washington Examiner“ vorstellte und die Brad Wilcox and Wendy Wang vom Institute for Family Studies durchgeführt hatten, ist insbesondere in reichen liberalen Kreisen wenig von der Lebensführung zu bemerken, die von dort aus über Hollywood, Medien und Popularkultur propagiert wird.
In der afroamerikanischen Community ist zudem die Neigung, „Cisgender-Privilegien“ zu überdenken und das „heteronormative Denken“ zu überwinden, im Schwinden begriffen. Tatsächlich ist die Unterstützung für „Homo-Ehen“ Umfragen zufolge in der schwarzen Community am geringsten von allen – während die religiöse Orientierung unter Afroamerikanern am höchsten sei.

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