Kolumne: Ropers neue Welt der Etymosophie
TRANSHORIZONT – jenseits aller Begrenzung
Die Etymosophie-Kolumne von Roland R. Ropers erscheint wöchentlich exklusiv in der EPOCH TIMES Deutschland.
Wir haben uns an viele Worte mit dem Präfix „trans“ (= hinüber, jenseitig) gewöhnt: Transfer, Transformation, Transfusion, Transgression, Transit, Transkription, Translation, Transmission, Transparenz, Transpersonalität, Transport, Transpiration, Transplantation, Transposition, Transsubstantiation, Transvestit, Transzendenz.
Wir sind ständig damit beschäftigt, unser Leben zu begrenzen (griech.: „horizein“) und spekulieren gleichzeitig auf eine imaginäre jenseitige Welt, die es gar nicht gibt. Der Transhorizont befreit uns aus der Jenseitsfalle.
Wir können nicht einen Weg betreten, den wir nicht vor unseren Augen haben. Der Weg wird zur Transvision, wenn ich ihn als transhorizontal erfahre.
Revision (Zurückschauen), Prävision (Vorausschauen), Television (in die Ferne schauen) sind uns geläufig. Und heute wird so viel von Trans-formation, von Verwandlung gesprochen. Nur der Transvisionär erkennt die verwandelte Form am Transhorizont, die Transformation jenseits aller Begrenzung. Und die Transparenz (lat.: transparere = auf der anderen Seite erscheinen) ist das Ergebnis der Wahrnehmung der Wirklichkeit.
Die fuga mundi, die Weltflucht wird das LEIT-Motiv für ein leid-volles Lebensprogramm. Jeder ist bestrebt, das sogenannte andere Ufer zu erreichen. Durch Überqueren des Flusses gelange ich vom diesseitigen zum jenseitigen Ufer. Bin ich am jenseitigen Ufer angelangt, erfahre ich augenblicklich diesen Ort als diesseits und das Ufer, von dem ich gerade gekommen bin, wird zum Jenseits. In diesem ständigen Wechselprozess von diesseits und jenseits vollzieht sich das Leben.
Transvision ist ein kontemplativer Akt, ein integratives Schauen zweier Welten (Diesseits und Jenseits) in einer Subjekt-Objekt-Verschmelzung. Es handelt sich um einen Erkenntnisakt eines Wissenden, der die Polarität von Geburt und Tod überschritten (transzendiert) hat und im Zustand der Transvision die Wirklichkeit, das immerwährende ewige Leben, schaut. Transvision und Transzendenz führen zur Erfahrung von Immanenz der in jedem innewohnenden heiligen Quelle, dem Ursprung allen Lebens.
„Gedanken über das Jenseits kann man sich nur im Diesseits machen.“ (Karl Valentin)
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