Rattle und Barenboim congenial
Benefizkonzert zur Sanierung der Berliner Staatsoper

Daniel Barenboim verzichtete wie alle Beteiligten auf eine Gage und die gesamten Einnahmen kommen der Sanierung der Staatsoper Unter den Linden zugute.
Foto: Monika Rittershaus
Vor ausverkauftem Haus fand am Dienstag das Gipfeltreffen von Simon Rattle und Daniel Barenboim in der Berliner Philharmonie statt. Barenboim, Generalmusikdirektor der Staatsoper, die zurzeit im Schillertheater untergebracht ist, übergab für das Konzert den Dirigentenstab an den Chefdirigenten der Berliner Philharmoniker, Simon Rattle. Der leitete die Staatskapelle Berlin, während Barenboim als Solist auftrat. Alle Beteiligten verzichteten an diesem Abend auf eine Gage und die gesamten Einnahmen kommen der Sanierung des Opernhauses Unter den Linden zugute.
Unter den prominenten Besuchern des Freundschaftskonzertes waren unter anderem Kulturstaatsminister André Schmitz, der Intendant der Staatsoper, Jürgen Flimm, die Vorstandsvorsitzende der Dussmann AG, Catherine Fürstenberg-Dussmann und Susanne Juhnke.
Barenboim begrüßte das Publikum. Er äußerte große Betroffenheit über die Ereignisse in Japan und bat das Publikum um eine Gedenkminute für die Opfer und Überlebenden der Katastrophen in Japan.
Den ersten Teil des Konzertes bildete Ludwig van Beethovens 3. Klavierkonzert c-moll op. 37, in dem sich Barenboim wie gewohnt als brillanter Solist bewies. Zwei Köpfe, ein Gedanke, lässt sich die kongeniale Interpretation beschreiben, die Rattle und er mit dem Orchester gestalten konnten.
Das Klavier bildete ein gleichwertiges Äquivalent zum Orchester und der sinfonische Charakter des Stückes wurde mit Facettenreichtum und Tiefgang ausgelotet. Rattle und Barenboim entwarfen gemeinsam eine große Linie und widmeten sich den Details der Komposition mit Witz und Prägnanz. Für dieses gelungene Gipfeltreffen der Weltklasse wurden beide vor der Pause stürmisch gefeiert, Solist Barenboim sogar mit Standing Ovations.
Im zweiten Teil stand der zweite Aufzug von Richard Wagners Tristan und Isolde auf dem Programm, den führende Wagnersänger interpretierten: Violeta Urmana sang die Isolde, Ian Storey sprang kurzfristig für den erkrankten Robert Dean Smith als Tristan ein. Lioba Braun war als Brangäne und Franz-Josef Selig als König Marke zu hören. Die Nebenrolle des Melot übernahm Reiner Goldberg, die des Kurwenal Hanno Müller-Brachmann.
Der romantische Höhepunkt von Wagners Oper bildete eigentlich eine schlüssige Fortsetzung zum vorherigen Stück, seine konzertante Umsetzung scheiterte jedoch an akustischen Problemen.
Die Stimmen versanken in den Klangmassen und auch die Textverständlichkeit litt sehr. Einzig Bassist Franz-Josef Selig als König Marke konnte dank seiner sehr fokussierten Stimmführung bestehen, auch weil sein Part nur von wenigen Instrumenten begleitet wurde. Trotzdem sangen alle Beteiligten souverän und mit großem Einsatz. Vor allem der leidenschaftliche Ian Storey, dem man die Nervosität des Einspringers anfangs anmerkte, erinnerte daran, dass dem Tristan ohne Szene etwas fehlt.
Es war weniger Rattles Interpretation als den akustischen Problemen geschuldet, dass der Tristan-Akt nur freundlichen Applaus und kaum Bravo-Rufe bekam. Das intensiv-einfühlsame Spiel der Holzbläser und Hörnergruppe, sowie die Solobassklarinette der Marke-Szene wurden mit Extra-Applaus honoriert.
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