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Ein Mensch der Klarheit und der Versöhnung

Heinz Berggruen, der Kunstmäzen und Museumsstifter

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Heinz Berggruen. (Mary Ellen von Schacky-Schulz, Berlin)

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Man konnte ihm begegnen inmitten seiner Kunstsammlung, dem Ehrenbürger Berlins, dem Weltbürger, dem Kunstmäzen, der vor den Nationalsozialisten fliehen musste und mit einer Sammlung von Schätzen zurückkehrte in seine Heimatstadt, Heinz Berggruen.
Er versteckte sich selbst nicht hinter Bodyguards oder in elitären Zirkeln, und seine Kunstsammlung landete nicht im Tresor. „Bilder leben, wenn man sie anschaut, wenn man sie immer wieder betrachtet, ob man sie nun liebt oder sich wieder abwendet” das war seine Maxime.
Seit der Eröffnung der Sammlung Berggruen im westlichen Stülerbau gegenüber dem Schloss Charlottenburg im Jahr 1996, gab es in Berlin einen neuen Maßstab, wie man Kunst präsentieren kann. Benachbart dem ebenfalls aus einer Privatsammlung erwachsenen mit Sorgfalt gestalteten Bröhan Museum für die Zeit des Jugendstils, machte sein Museum die Gegend am Charlottenburger Schloss zu einem Anziehungspunkt für Kunstliebhaber.
Man konnte auch mit ihm sprechen in seinem Museum, er behielt es im Blick, er fragte täglich im angeschlossenen Buchladen, wie die Geschäfte liefen, er war ein Liebhaber der Kunst und er war kein Träumer. Der Blick, mit dem der eher zierliche Mann seine Besucher anschaute war voll von wachem Interesse und gleichzeitiger Distanz. Man kam auf den Prüfstand, bis schließlich eine liebevolle Akzeptanz aufleuchtete, wenn man die Probe bestanden hatte. Ein wohlwollender aber bemerkenswert wacher Prüfstand bis ins hohe Alter.
Er verlangte keine Ovationen, er wollte Kommunikation. Er belebte das geistige Berlin und inspirierte mit journalistischen Betrachtungen in der FAZ. Den zweiten Schwerpunkt seiner Sammlung bilden neben Picasso über 60 Bilder von Paul Klee. Kleinformatig und fragil lebt in ihnen die poetische Welt des Malers von 1917 bis 1940. Mit hintergründigem Humor ließ Klee seinen Blick auf die Menschen und auch auf seine Träume erkennen. Für mich war dieser Teil der Sammlung im oberen Stock des Museums immer der eigentliche Schatz. Als brauchte er das große Schiff Picasso und Matisse, um heil zu überleben in einer Welt von Kriegen und Verfolgung. Ebenso wie sein Verehrer Heinz Berggruen, der überleben wird im Gedenken als ein Mensch, der Hass mit Klarheit begegnete und der keine Rache nahm, sondern Großzügigkeit zeigte und Versöhnung.
Er starb am 23. Februar in Paris im Alter von 93 Jahren. Er wurde heute in seiner Heimatstadt Berlin beerdigt.

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