Filmtipp: C(r)ook
Schwarzer Humor, schwarzer Humor und nochmals schwarzer Humor. Dieses gepaart mit lukullischen Anblicken, der Wiener Gangster – Unterwelt und leider auch recht viel entbehrlicher Gewalt sind die Eigenschaften, die diesen Film von Pepe Danquart ausmachen.
Der Zuschauer wird in dieser Gangsterkomödie Zeuge, wie der Hauptprotagonist Oskar, überzeugend gespielt von Henry Hübchen, aus dem Russenmafiamilieu aussteigen will, um mit seiner ehemaligen Gefängnispsychologin ein ruhiges Leben als Gourmetkoch zu verbringen. Doch eben genau dies ist nicht so einfach, und hier liegt auch schon die Pointe der deutsch – österreichischen Koproduktion, deren Titel übrigens eine Symbiose aus den Wörtern “Cook” und “Crook” (Koch und Verbrecher) sein soll. Sein Mafia-Pate (Karlheinz Hackl), der ihn noch für einen letzten aber sehr persönlichen Killerauftrag in die Pflicht nimmt, verdächtigt ihn aufgrund einiger sehr unglücklicher Verkettungen von Zufällen als Verräter, was zu einem Wirrwarr in der Gangsterwelt führt.
Zugegeben, ohne die bahnbrechende Vorarbeit, die “Pulp Fiction” geliefert hat, hätte C(r)ook wohl gar nicht entstehen können. Einfach zu viele Szenerien und Wortwechsel erinnern an Tarantinos Meisterwerk. Etwa die Szene, wo zwei Gangster auf dem Weg zu ihrem Auftrag über die Essgewohnheiten der Amerikaner lästern, können gewisse Reminiszenzen nicht verbergen. Dies soll jedoch nicht als Beanstandung verstanden werden, sondern ist vielmehr die Übernahme eines bewährten Konzeptes wofür der Film keine bessere Hintergrundkulisse als Wien hätte finden können. Authentisch glaubhaft tummeln hier in Hintergassen, Zwielichtvierteln, am Gürtel und in Wiener Außenbezirken die Ganoven mit entweder tief wienerischen Proletarierwurzeln (Stichwort Roland Düringer) oder, und auch dies ist der Realität entnommen, aus diversen ehemaligen Ostblockländern. Humoristisch aufgewertet wird dies, wenn deutsche Ganovenkollegen (Stichwort Moritz Bleibtreu) noch auf den Plan treten. Allgemeine Gemütserheiterung im Kinosaal ist gewährleistet, wenn der Auftragskiller Belmondo ausführliche Jammerorgien im tiefsten Wiener Dialekt loslässt und sein deutscher Mittäter dabei nur Bahnhof versteht, und in Gedanken sowieso mehr bei der Damenwelt ist. Perfekt abgerundet wird das Gangstergassenklischee mit den omnipräsenten Polizisten, die im Sherlock Holmes-Look ständig und immer nur um eine Sekunde zu spät am Tatort auftauchen. Diese Rolle wird von keinem geringeren als Josef Hader, der momentan auch als Brenner in “Silentium” in den Kinos zu sehen ist, brillant verkörpert.
Insgesamt ist C(r)ook also ein sehr erfreuliches Stück europäischen Kinos, das den Zuschauer keine Sekunde lang in Langeweile versetzt. Neben gekonnter Darstellung von deutsch – österreichischer Nachbarschaftsbeziehung erfreut auch der Anblick realistischer, tatsächlich nämlich wirklich zubereiteter, kulinarischer Details.
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