Kammermusik
Der Archetyp des Oboenkonzerts
Johann Sebastian Bach erkannte wohl die Bedeutung dieser Komposition – und arrangierte es noch vor dem Druck als Solo für Cembalo. Die Wege dieses weltbekannten Konzerts für Oboe und Orchester in d-Moll sind verschlungen. Letztlich stammt es von einem italienischen Komponisten: Alessandro Marcello. Aus der Reihe Epoch Times Musik, für Liebhaber.

Die Insel San Giorgio Lago Maggiore in Venedig, Italien.
Foto: iStock
Alessandro Marcello (um 1684-1750) war ein italienischer Dichter, Jurist und Komponist des Barock. Heute ist er hauptsächlich als Komponist bekannt.
Ihm wird das Konzert für Oboe und Orchester in d-Moll, SF 935 zugeschrieben – den Klassiker unter den Konzerten mit Oboe. Es spielen Marcel Ponseele (Barock-Oboe) und das Ensemble Il Gardellino unter Leitung von Marcel Ponseele.
Alessandro Marcello schuf als Komponist in Venedig 12 Kantaten, mehrere Solokonzerte und einige Sammlungen mit Instrumentalmusik. Als Mitglied der Dichterakademie Accademia dell’Arcadia veröffentlichte er seine Werke unter dem Pseudonym Eterio Stinfalico. Das Oboenkonzert bildet in dieser Hinsicht eine Ausnahme und erschien unter seinem eigenen Namen.
Sein Oboenkonzert in d-Moll wurde von Johann Sebastian Bach als Solo für Cembalo arrangiert (BWV 974), das früheste erhaltene Manuskript mit Bachs Bearbeitung stammt aus der Zeit um 1715. Bachs Bearbeitung beruht offenbar auf einer vermutlich verloren gegangenen Manuskript-Version, die bereits vor dem Druck kursierte.
Als Konzert für Oboe, Streicher und Continuo stammen die ältesten erhaltenen Quellen aus dem Jahr 1717: In jenem Jahr wurde es in Amsterdam gedruckt, und eine c-Moll-Variante des Konzerts, SZ 799, wurde niedergeschrieben. Bei der 1717-er Veröffentlichung bleibt es dem Musiker überlassen, die Melodien mit Verzierungen wie Trillern zu verändern.
Bachs Klavierfassung wurde im 19. Jahrhundert als Bearbeitung eines Konzerts von Antonio Vivaldi veröffentlicht. Die c-Moll-Fassung des Oboenkonzerts wurde 1923 als Komposition von Benedetto Marcello, Alessandros Bruder, veröffentlicht. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde in mehreren Publikationen Alessandro wieder als Komponist des Werks angegeben, wie es in seinem Druck aus dem frühen 18. Jahrhundert war.
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