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Der Pilgrim vor St. Just – Von August Graf von Platen

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

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Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich, und fall in Trümmer, wie das alte Reich.

Foto: iStock

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Der Pilgrim vor St. Just

Nacht ist’s und Stürme sausen für und für,
Hispanische Mönche, schließt mir auf die Tür!
Laßt hier mich ruhn, bis Glockenton mich weckt,
Der zum Gebet euch in die Kirche schreckt!
Bereitet mir was euer Haus vermag,
Ein Ordenskleid und einen Sarkophag!
Gönnt mir die kleine Zelle, weiht mich ein,
Mehr als die Hälfte dieser Welt war mein.
Das Haupt, das nun der Schere sich bequemt,
Mit mancher Krone ward’s bediademt.
Die Schulter, die der Kutte nun sich bückt,
Hat kaiserlicher Hermelin geschmückt.
Nun bin ich vor dem Tod den Toten gleich,
Und fall in Trümmer, wie das alte Reich.
August Graf von Platen  (1796 – 1835)
Carl Loewe – Der Pilgrim vor St. Just (Le Pélerin devant Saint-Yuste)
Roland Hermann, Bariton;  Piano  Geoffrey Parsons, 1987
Im Alter von 55 Jahren hatte sich Karl V., der damals mächtigste Mann der Welt, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und König des spanischen Weltreiches „in dem die Sonne nie unterging“, entschieden, seine Kronen und Ämter niederzulegen. Das Hieronymiten-Kloster von Yuste war das letzte Refugium von Kaiser Karl V. Hier verbrachte er seine letzten Lebensjahre von seiner Ankunft im November 1556 bis zu seinem Tod im September 1558.
 

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