Friede der Kreatur – Von Gottfried Keller
Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

Jetzt mit ihren kleinen Sorgen, halten sie sich still geborgen, läßt sich einmal eine sehen, lassen wir uns weislich gehen.
Foto: iStock
Friede der Kreatur
Spinnen waren mir auch zuwider
All meine jungen Jahre,
Ließen sich von der Decke nieder
In die Scheitelhaare.
Saßen verdächtig in den Ecken
Oder rannten, mich zu erschrecken
Über Tischgefild und Hände,
Und das Töten nahm kein Ende.
All meine jungen Jahre,
Ließen sich von der Decke nieder
In die Scheitelhaare.
Saßen verdächtig in den Ecken
Oder rannten, mich zu erschrecken
Über Tischgefild und Hände,
Und das Töten nahm kein Ende.
Erst als schon die Haare grauten,
Begann ich sie zu schonen.
Mit den ruhig Angeschauten
Brüderlich zu wohnen;
Jetzt mit ihren kleinen Sorgen,
Halten sie sich still geborgen,
Läßt sich einmal eine sehen,
Lassen wir uns weislich gehen.
Begann ich sie zu schonen.
Mit den ruhig Angeschauten
Brüderlich zu wohnen;
Jetzt mit ihren kleinen Sorgen,
Halten sie sich still geborgen,
Läßt sich einmal eine sehen,
Lassen wir uns weislich gehen.
Hätt’ ich nun ein Kind, ein kleines,
In väterlichen Ehren,
Recht ein liebliches und feines,
Würd’ ichs mutig lehren
Spinnen mit den Händchen fassen
Und sie freundlich zu entlassen;
Früher lernt’ es Friede halten,
Als es mir gelang, dem Alten!
In väterlichen Ehren,
Recht ein liebliches und feines,
Würd’ ichs mutig lehren
Spinnen mit den Händchen fassen
Und sie freundlich zu entlassen;
Früher lernt’ es Friede halten,
Als es mir gelang, dem Alten!
Gottfried Keller ((1819 – 90)
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