Die Zeit geht nicht … – Von Gottfried Keller
Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

Froh bin ich, dass ich aufgeblüht in deinem runden Kranz; Zum Dank trüb' ich die Quelle nicht und lobe deinen Glanz.
Foto: iStock
Die Zeit geht nicht …
Die Zeit geht nicht, sie stehet still,
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist die Karawanserei,
Wir sind die Pilger drin.
Wir ziehen durch sie hin;
Sie ist die Karawanserei,
Wir sind die Pilger drin.
Ein Etwas, form- und farbenlos,
Das nur Gestalt gewinnt,
Wo ihr drin auf und nieder taucht,
Bis wieder ihr zerrinnt.
Das nur Gestalt gewinnt,
Wo ihr drin auf und nieder taucht,
Bis wieder ihr zerrinnt.
Es blitzt ein Tropfen Morgentau
Im Strahl des Sonnenlichts;
Ein Tag kann eine Perle sein
Und ein Jahrhundert nichts.
Im Strahl des Sonnenlichts;
Ein Tag kann eine Perle sein
Und ein Jahrhundert nichts.
Es ist ein weisses Pergament
Die Zeit, und jeder schreibt
Mit seinem roten Blut darauf,
Bis ihn der Strom vertreibt.
Die Zeit, und jeder schreibt
Mit seinem roten Blut darauf,
Bis ihn der Strom vertreibt.
An dich, du wunderbare Welt,
Du Schönheit ohne End’,
Auch ich schreib’ meinen Liebesbrief
Auf dieses Pergament.
Du Schönheit ohne End’,
Auch ich schreib’ meinen Liebesbrief
Auf dieses Pergament.
Froh bin ich, dass ich aufgeblüht
In deinem runden Kranz;
Zum Dank trüb’ ich die Quelle nicht
Und lobe deinen Glanz.
In deinem runden Kranz;
Zum Dank trüb’ ich die Quelle nicht
Und lobe deinen Glanz.
Gottfried Keller (1819 – 1890)
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