Logo Epoch Times

Wie viel weißt du, o Mensch … – Von Franz Grillparzer

Aus der Reihe Epoch Times Poesie - Gedichte und Poesie für Liebhaber

top-article-image

Und die Empfindung, Flügel an den Füßen, entschwebt der Haft, und ruft hinfliegend: Nein!

Foto: iStock

Artikel teilen

Lesedauer: 1 Min.

Wie viel weißt du, o Mensch …

Wieviel weißt du, o Mensch, der Schöpfung König,
Der du, was sehbar siehst, was meßbar mißt,
Wie viel weißt du? und wieder, ach, wie wenig,
Weil, was erscheint, doch nur ein Äußres ist.
Und steigst du in die Tiefe der Gedanken,
Wie findest du den Rückweg in die Welt?
Du armer König, dessen Reiche schwanken,
Der eine Krone trägt, allein kein Zepter hält.
Zu dem Gewölb von deinen strengen Schlüssen
Stellt sich der Schlußstein nun und nimmer ein,
Und die Empfindung, Flügel an den Füßen,
Entschwebt der Haft, und ruft hinfliegend: Nein!
Denn etwas ist, du magst’s wie weit entfernen,
Das dich umspinnt mit unsichtbarem Netz,
Das, wenn du liebst, du aufschaust zu den Sternen,
Dich unterwerfend dasteht: das Gesetz.
Franz Grillparzer  (1791 – 1872)

Kommentare

Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.