Menschen, Masken, Rituale - unsere Wurzeln sind weit älter als die römisch-griechische Kultur

Figur mit abgebrochenem Kopf, die in den Händen eine abgenommene Maske und einen Krug hält. Oberflächenfund aus der jungsteinzeitlichen Siedlung von Liubcova am Eisernen Tor (Rumänien).
Foto: Peter Neckermann
Vor wenigen Jahren förderten die von Professor Wolfram Schier geleiteten Ausgrabungen des Würzburger Lehrstuhls für Vor und Frühgeschichtliche Archäologie in Uivar (Rumänien) einen sensationellen Fund zutage: Eine Lehmmaske aus dem frühen fünften Jahrtausend. Dank der Erlaubnis der rumänischen Partner vom Banater Museum kann dieser kulturgeschichtlich herausragende Fund nun in Würzburg der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Dass dies möglich ist, liegt auch an Miron Sevastre, Restaurator in der Antikenabteilung des Martin-von-Wagner-Museums der Uni Würzburg: Ihm gelang es im vergangenen Jahr, die ungemein empfindliche Lehmmaske vor Ort zu konservieren.
Für die Präsentation des Fundes ist die Antikenabteilung des Würzburger Uni-Museums mit ihrer bedeutsamen Kollektion antiker griechischer Masken geradezu prädestiniert. Eine Sonderausstellung mit zahlreichen Exponaten und einer ausführlichen Bilddokumentation wird ab 22. April das alltägliche Leben in einer befestigten Siedlung des Karpatenbeckens im frühen fünften Jahrtausend beleuchten. Informiert wird auch über die archäologische Erforschung dieser Stätte.
Rituale und religiöse Vorstellungen prägten damals offenbar viele Lebensbereiche – vom Hausbau bis zur Ernte und Jagd. “Die figürliche Kleinplastik der Vinèa-Kultur zeigt Menschen mit starrem Gesichtsausdruck und wurde wiederholt als Darstellung rituell maskierter Personen gedeutet”, erklärt Professor Schier. Der erstmalige Fund einer Maske habe diese Vermutung belegt. Schier nimmt an, dass die Lehmmaske im Umfeld eines Hausbaus in irgendeiner Form rituell eingesetzt wurde.
Die in einem Seminar mit Studierenden erarbeitete Sonderausstellung vermittelt ein Bild von der Siedlungsstruktur, dem Hausbau und der Siedlungsweise jener Zeit. Damals hätte sich laut Schier vielleicht eine frühe Hochkultur entwickeln können, doch die Ansätze dafür endeten im späteren fünften Jahrtausend. Ab diesem Zeitpunkt änderten sich unter anderem Siedlungsweise und Totenbestattung, was die Archäologen direkt nachweisen können. Dagegen können sie über die Ursachen dieses Umbruchs nur spekulieren.
Die Ausstellung wird vom Universitätsbund gefördert. Sie unterstützt ein Anliegen des Würzburger Altertumswissenschaftlichen Zentrums: In der Öffentlichkeit soll sich das Bewusstsein verfestigen, dass die Wurzeln unserer Kultur zeitlich und geographisch weit über die griechisch-römische Welt hinausreichen. “Deshalb können sie nur in einem fächerübergreifenden Verbund erforscht werden, wie er an der Universität in Form des Altertumswissenschaftlichen Zentrums seit mehreren Jahren praktiziert wird”, so Professor Ulrich Sinn, geschäftsführender Sprecher des Zentrums.
“Menschen, Masken, Rituale. Alltag und Kult in der prähistorischen Siedlung von Uivar, Rumänien (5. Jahrtausend v. Chr.)”, Freitag, 22. April, bis Sonntag, 10. Juli. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag von 14.00 bis 17.00 Uhr sowie an folgenden Sonntagen jeweils von 9.30 bis 12.30 Uhr: 1., 16. und 29. Mai, 12. und 26. Juni, 10. Juli. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.
0
Kommentare
Noch keine Kommentare – schreiben Sie den ersten Kommentar zu diesem Artikel.





