Museum für Opernsänger Bernd Weikl und seine Weltkarriere feierlich eröffnet
Der Bariton Bernd Weikl war „ein Jahrhundertsänger, wie es sie in jeder Generation nur ganz wenige gibt,“ hieß es in der Laudatio. Ein Museum ihm zu Ehren wurde in seiner Heimatstadt Bodenmais mit einem Festakt eröffnet.
Das „Museum Kammersänger Bernd Weikl“ wurde am 22. Oktober im Alten Rathaus von Bodenmais/Niederbayern mit 60 geladenen Gäste eröffnet. Das mit künstlerischer Hand eingerichtete Museum dokumentiert die einzigartige Karriere des weltberühmten Opernsängers Bernd Weikl. Seit 1992 ist er Ehrenbürger seiner Heimatstadt Bodenmais.
Plakate und sehr erlesene Exponate zur Illustration dieser beeindruckenden Künstlerlaufbahn schmücken die Wände, darunter das übergroße Ölgemälde mit Bernd Weikl als „Figaro“ bei seinem Debüt an der Wiener Staatsoper im Jahr 1972 im „Barbiere di Siviglia“ von Gioachino Rossini.
Preise, zahlreiche Auszeichnungen und Bücher über den Künstler sowie von ihm selbst verfasste Bücher sind in den Vitrinen zu sehen. Eine Videostation mit Kopfhörern bietet Gelegenheit, weitere Einzelheiten seiner Biografie zu lesen, private Fotos und solche mit berühmten Kollegen zu besichtigen, sowie kurze Auszüge aus CD- und DVD-Aufnahmen zu genießen.
Neben seiner Opern- und Konzerttätigkeit beteiligte sich Bernd Weikl auch als Regisseur, Buchautor, Dozent und Teilnehmer an Diskussionsforen am gesellschaftliche Diskurs.
Bernd Weikl ist promovierter Ökonom, Ehrendoktor, Honorarprofessor, Kammersänger der Staatsopern Wien, Hamburg und München sowie Ehrenmitglied der Staatsoper Wien, womit das Anrecht auf ein Grabplatz für zwei Personen auf dem Wiener Zentralfriedhof verbunden ist.
Der 1. Bürgermeister von Bodenmais, Joachim Haller, begrüßte die Gäste und Freunde von Bernd Weikl und sprach voller Stolz und Bewunderung über den in Wien geborenen und im Markt Bodenmais groß gewordenen Kosmopoliten, dessen künstlerische Lebensleistung geradezu atemberaubend ist.
Bernd Weikl und Roland R. Ropers im neu eröffneten Museum
Foto: Roland R. Ropers
Die Laufbahn des Sängers Bernd Weikl
Mehr als 120 Opernpartien in Originalsprache (deutsch, italienisch, französisch, englisch, russisch). 25 Jahre lang jeden Sommer Solist der Bayreuther Festspiele – 20 Jahre lang – Wochen oder Monate – Metropolitan Opera New York – 25 Jahre lang Covent Garden Opera London – 20 Jahre auf diese Art – Scala di Milano – In 32 Jahren 350 Abende an der Staatsoper Wien – 30 Jahre – Gast inJapan – 25 Jahre – Staatsoper München – 17 Jahre – Staatsoper Hamburg. Sowie an der Deutschen Oper Berlin und Staatsoper Berlin, Paris, Barcelona, Los Angeles, San Francisco, Lissabon, Luxor, Tel Aviv, Moskau und an vielen anderen Opern- und Konzerthäusern auf der ganzen Welt.
Bernd Weikl hat regelmäßig mit nahezu allen berühmten Sängerkollegen und Dirigenten der letzten drei Jahrzehnte zusammengearbeitet, darunter: Luciano Pavarotti, Placido Domingo, José Carreras, Mirella Freni, Leonie Rysanek, Karl Böhm, Herbert v. Karajan, Leonard Bernstein, Sir Georg Solti, Lorin Maazel, Bernard Haitink, Giuseppe Sinopoli, Wolfgang Sawallisch, Carlos Kleiber, James Levine, Horst Stein, Zubin Mehta u.v.a…
Die meisten Partien seines Repertoires hat er auf CD oder DVD dokumentiert, und natürlich hat er an prominenter Stelle an zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen sowie Live-Übertragungen mitgewirkt.
Seine weiteren Interessen sind ebenso vielfältig wie sein Opernrepertoire und umfassen in erster Linie philosophische, gesellschaftlich-soziologische und volkswirtschaftliche, aber auch medizinisch-phänomenologische Fragestellungen, welche Weikl in seinen Vorträgen und Publikationen zu ganzheitlichen Denkmodellen verknüpft. Dabei nimmt insbesondere die Rolle des Künstlers im neuzeitlichen Spannungsfeld zwischen Kultur und Kommerz eine zentrale Position ein.
Eine Laudatio: „Wegen Sängern wie Bernd Weikl gehen wir in die Oper“
Dr. Christoph Dammann, ehem. Intendant der Opernhäuser von Köln und Lissabon, derzeit Direktor des Kulturreferats der Stadt Kaiserslautern, hielt eine großartige Laudatio (nachfolgend einige Auszüge).
Gemälde: Bernd Weikl als „Figaro“ bei seinem Debüt an der Wiener Staatsoper im Jahr 1972 im „Barbiere di Siviglia“ von Gioachino Rossini.
„Heute ist die Rede von einem Jahrhundertsänger, wie es sie in jeder Generation nur ganz wenige gibt. Bernd Weikl ist in einer Reihe zu nennen mit Caruso, Fritz Wunderlich, Pavarotti und Domingo, mit letzteren stand er selbst auf der Bühne an den größten Opernhäusern. Diese haben auch nur einen winzigen Vorteil durch die Faszination, die von ihrem Tenortum und der hohen Stimmlage ausgeht. Aber der Bariton hält ja im wirklichen Leben das, was der Tenor auf der Opernbühne verspricht. Und in diesem speziellen Fall hält unser Jahrhundert-Bariton noch sehr viel mehr.
Da ist zunächst dieser einzigartige, unglaublich individuelle, balsamische, heldische, strahlende, unverwechselbar schöne Klang, den man – einmal gehört – nie wieder vergisst und den man immer wieder hören will. Wegen Sängern wie Bernd Weikl gehen wir in die Oper. Nicht nur, um Meisterwerke wie die Meistersinger, Don Giovanni oder Tosca zu erleben, sondern vor allem die Verkörperung des Sachs, des Giovanni, des Scarpia durch diese große Künstlerpersönlichkeit auf uns wirken zu lassen. Im Idealfall unterstützt von einen tollen Dirigenten, einem hervorragenden Orchester und einem uneitlen, lebensklugen, handwerklich versierten Regisseur, was heutzutage ja keine Selbstverständlichkeit mehr ist.
Bernd Weikls großes Künstlertum erschöpft sich nicht in seiner begnadeten Stimme, die haben einige wenige andere auch. Was ihn dazu auszeichnet, ist seine ungeheure Vielseitigkeit, seine umfassende Bildung auch auf historischen, literarischen, philosophischen, soziologischen, medizinischen oder wirtschaftlichen Gebieten, um nur einige herauszugreifen. Dies alles mündet in seine große Zugewandtheit zu den Menschen, denen er begegnet und die ihn umgeben. Sein Einfühlungsvermögen, seine Leidenschaft und seine Empathie ermöglichen uns auf besondere, intensive Weise, an seinen Gedanken, Gefühlen und der Gestaltung seiner Bühnenfiguren teilzuhaben.“
Ein besonderer Ehrengast wurde gefeiert: Adolph K. Böhm
Als besonderer Ehrengast wurde der 90-jährige Pianist, Komponist und Kunstmaler Adolph K. Böhm, der 50 Jahre in Paris gelebt und gewirkt hatte, willkommen geheißen und nach dem Eintrag in das goldene Gästebuch mit dem Ehrentaler in Silber vom Markt Bodenmais ausgezeichnet.
Am 26. Dezember 1994, erkannte Yad Vashem den 1926 im fränkischen Langenstadt geborenen Künstler als „Gerechten unter den Völkern“ an. Nach der Besetzung Nordfrankreichs mussten alle Juden einen gelben Stern an ihrer Kleidung anbringen. Im Pass wurde mit einem roten Stempel „Jude“ eingetragen. „Manchmal gab es in der Metro Razzien. Dazu wurden Juden von der Gestapo wahllos herausgezogen und auf Lastwagen abtransportiert. Die Familien haben vom Schicksal ihrer verschleppten Angehörigen nie etwas erfahren.“ Der damals 17-Jährige begann zu grübeln: „Wenn ich den Leuten falsche Pässe ausstellen könnte, müssten sie keine Sterne tragen und wären gerettet.“
Mit Zirkel und Spezialtinte zeichnete Böhm die Stempel auf die Ausweisrohlinge: „Diese Arbeit machte mir Riesenspaß.“ Als Geburtsorte wurden Gemeinden ausgesucht, die von den Deutschen bombardiert worden waren. In solchen Städten lag kein Stein mehr auf dem anderen. Die Rathäuser waren zerstört. So konnte niemand die Angaben auf den falschen Dokumenten nachprüfen. Die Manipulationen wurden niemals entdeckt.
Für diese Fluchthilfe wurden Adolph Kurt Böhm und postum auch seine Mutter Marie 1995 mit der höchsten Auszeichnung bedacht, die der Staat Israel für Nichtjuden vorsieht: dem Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“. Adolph Kurt Böhm und seine Mutter erhielten die Medaillen auf Initiative von Irene und Raymond Rosenstiehl. Das Ehepaar wurde von Marie Böhm in Dachzimmern versteckt und von den Söhnen mit Kleidung, Nahrung und Bettzeug versorgt. Als die Situation immer gefährlicher wurde, produzierte Adolph Kurt Böhm 1943 ihnen die falschen Ausweispapiere: „Unsere Arbeit war lebensgefährlich. Als 17-Jähriger hat man keine Angst. Da will man nur helfen.“
Bernd Weikl, Adolph K. Böhm und der 1. Bürgermeister Joachim Haller im Museum in Bodenmais
Foto: Roland R. Ropers
Bernd Weikl war sichtlich glücklich, einen kulturell-geistig Gleichgesinnten in sein Herz zu schließen. Sie waren sich nie zuvor begegnet, hatten nie voneinander gehört und waren überzeugt, dass sie sich seit ewigen Zeiten kennen.
Ein besonderer und denkwürdiger Tag für Bodenmais. Unvergessliche Stunden mit Kammersänger Bernd Weikl.