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Klänge aus der Steinzeit

Wissenschaftler lassen 18.000 Jahre altes Schneckenhorn klingen – es war so laut wie eine U-Bahn

80 Jahre nach ihrer Entdeckung brachten Forscher das wohl älteste Blasinstrument seiner Art wieder zum Klingen. Das aus einer Meeresschnecke hergestellte Horn ist mehr als 18.000 Jahre alt, wie aus einer am Mittwoch in der Fachzeitschrift "Science Advances" veröffentlichten Studie hervorgeht.

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Rekonstruktion des gespielten Instruments. Im Hintergrund die berühmte rote Wandmalerei aus der Marsoulas-Höhle.

Foto: Carole Fritz et al. 2021/Zeichnung Gilles Tosello

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Forscher haben das wohl älteste Blasinstrument seiner Art (wieder)entdeckt und zum Klingen gebracht. Das aus einer Meeresschnecke (Charonia lampas) hergestellte Horn ist mehr als 18.000 Jahre alt. Das geht aus einer am Mittwoch in der Fachzeitschrift “Science Advances” veröffentlichten Studie hervor.
Archäologen entdeckten das prähistorische Instrument bereits 1931 bei Ausgrabungen in den französischen Pyrenäen nahe der Marsoulas-Höhle, deren Wände mit Malereien bedeckt ist. Die Wissenschaftler nahmen damals an, dass es sich um einen zeremoniellen Trinkbecher handelt, und das Horn geriet jahrzehntelang in Vergessenheit.
Nun fand ein Forscherteam rund um Carole Fritz vom französischen Nationalen Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS) durch neue Untersuchungen heraus, dass die Meeresschnecke als Instrument genutzt werden konnte.
Prähistorische Schneckenhorn

Das 31 cm große Schneckenhorn ist 18.000 Jahre alt.

Foto: Carole Fritz et al. 2021

Schneckenhorn so laut wie eine herannahende U-Bahn

Laut den Forschern brach der Macher des Horns die Spitze der Schnecke absichtlich ab, sodass sich eine 3,5 Zentimeter große Öffnung bildete. Da die Spitze der härteste Teil der Schale ist, sei ein zufälliger Bruch “nahezu unmöglich”, erklärte das Forscherteam. Anschließend hätten die Macher die Schnecke mit einer “ausgeklügelten Technik” sorgfältig bearbeitet.
Weiterhin entdeckten die Forscher rote Pigmente auf dem Schneckenhorn, welches sie auch in den Malereien der Marsoulas-Höhle nachgewiesen haben. Nach Meinungen der Forscher unterstütze dies die Annahme einer absichtlichen menschlichen Bearbeitung der Schneckenschale.
Außerdem entlockte ein Musiker dem prähistorischen Horn drei Klänge in der Nähe der Töne C, Cis und D (Hörprobe). Die Klänge erreichten eine Lautstärke von 100 Dezibel, was einer herannahenden U-Bahn entspricht.

“Musik” aus der Altsteinzeit

Das Horn ist jedoch nicht das älteste jemals gefundene Musikinstrument der Welt. So entdeckten Archäologen bereits eine Flöte aus einem Schwanenknochen in der Geißenklösterle-Höhle (Baden-Württemberg) und eine Flöte aus einem Gänsegeierknochen in der Höhle „Hohle Fels“ (ebenfalls Baden-Württemberg). Beide datieren etwa 30.000 bis 40.000 Jahre vor heute.
Den Forschern zufolge ist die Meeresschnecke jedoch das älteste Blasinstrument seiner Art. “Nach unserem Wissen ist die Marsoulas-Schnecke einzigartig im prähistorischen Kontext. Nicht nur in Frankreich, sondern im gesamten paläolithischen Europa und vielleicht sogar weltweit”, heißt es in der Studie.
Schneckenhorn und Vogelflöten

Knochenflöte aus der “Hohle Fels” Höhle in Baden-Württemberg.

Foto: Hannes Wiedmann/Wikimedia Commons

(Mit Material von afp und des CNRS)

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