Das Weihnachtshaus
„Nur herein, nur herein, und lerne mich besser kennen.”

Schnee und Kaminfeuer gehören zusammen wie Tag und Nacht, Sonne und Mond, heiß und kalt. Oder wie Vergangenheit und Gegenwart im neuen Roman von Robin Jones Gunn, der von Weihnachten handelt, Charles Dickens und erlauchten Häusern und Familien nahe London – ganz im Stile von Rosamunde Pilcher. Die Autorin, die in Oregon lebt, dankt an Ende des Buches ihren englischen Freunden „die mir die Landschaft von Kent gezeigt und mich mit dem englischen Pudding bekannt gemacht haben”. Ihre Hauptfigur ist denn auch eine Amerikanerin, Miranda, die sich über die Weihnachtstage nach London begibt, um nach ihrem Vater zu suchen.
Und wie es die Winterstimmung so will, beginnt die Geschichte mit besagtem Kaminfeuer, mit Wärme und Behaglichkeit, die Miranda anscheinend abhanden gekommen waren. Und wenn nicht hin und wieder von modernen Geldautomaten oder Handys die Rede wäre, fühlte man sich komplett in die Vergangenheit versetzt.
Ich war ein Zigeunerkind
Wie Miranda, die sich sogar in einer anderen Welt wägt, gleich den Chroniken von Narnia: „Ein wärmendes Feuer hieß mich bei meiner Ankunft aus der Kälte willkommen. Aber es war kein Reh, das mich zum Tee einlud, sondern jemand in einem Kilt.” Hier das kalte London, für das sie nicht einmal den richtigen Mantel mitgenommen hatte und dort das heiße San Diego, ihre Mutter, die Schauspielerin Eve Carson, mit der sie ihre Kindheit in allen möglichen Hotels zugebracht hatte. „Ich war ein Zigeunerkind”, erinnert sie sich. „Deshalb glaubte ich alles, was meine Mutter sagte, auch, als sie mir in blumigen Worten erzählte, wie sie eines Nachts im Mondlicht an einem See auf einem federweichen Moosbett geschlafen hätte.” Ganz leise hätte der Große Waagen, der am Himmel zu sehen war, einen Stern in Mutters Bauch gelegt, aus dem eines Tages Miranda herausgekommen wäre. Lange hatte Miranda an diese Geschichte geglaubt und gedacht, sie hätte gar keinen Vater. Bis sie von der Realität eingeholt wurde. Dieser will sie sich nun stellen und es scheint, als würde sie die in Jahren mühsam aufgebaute Sicherheit ein zweites Mal verlieren.
Das Taschenbuch mit nur 190 Seiten ist wie eine kleine Nascherei, gefühlvoll, romantisch. Der Leser darf eintauchen in die Gefühlswelt einer Frau zwischen Traum und Wirklichkeit, die immer mehr miteinander verschmelzen, und dem Ringen zwischen Herz und Verstand. Happy End – natürlich – vorprogrammiert.
Robin Jones Gunn: Das Weihnachtshaus. Deutsch von Barbara Krause. Rowohlt-Verlag, Taschenbuch, Broschur, 190 Seiten, 8,95 €

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